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„Parallele Mütter" von Pedro Almodóvar: Hommage an die Frauen

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AUTOR/IN
Rüdiger Suchsland

Janis und Ana haben zwei Dinge gemeinsam: Beide Frauen werden zum ersten Mal Mutter, beide sind alleinstehend und ungeplant schwanger geworden. Sie begegnen sich das erste Mal im Krankenhauszimmer. Janis, die in der Mitte ihres Lebens steht, bereut nichts und freut sich auf ihr Baby, während Ana verängstigt und unsicher ist. Virtuos erzählt ist dieser unterhaltsame Film eine weitere Hommage Almodóvars an die Frauen.

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Doppelte Geburt

Eine doppelte Geburt im Kino, voraus geht diesem Moment die Begegnung zwischen zwei Frauen. Janis und Ana lernen sich in dem Krankenhauszimmer kennen, in dem sie entbinden werden. Beide sind unverheiratet und wurden ungeplant schwanger.

Enge Frauenfreundschaft entwickelt sich

Janis, mittleren Alters, bereut nichts und ist in den Stunden vor der Geburt überglücklich; die andere, Ana, ist ein Teenager, verängstigt, reumütig und traumatisiert. Janis versucht, sie aufzumuntern, während sie den Krankenhausflur entlang wandeln. Die wenigen Worte, die sie in diesen Stunden austauschen, begründen ein sehr enges Freundschaftsband zwischen den beiden, das sich nach der Geburt der Kinder fortsetzt, entwickelt und verkompliziert, und durch einen bloßen Zufall das Leben beider auf dramatische Weise verändern wird.

Spanischer Bürgerkrieg als Rahmenhandlung

Doch die Story dreht sich nicht allein um diese „Parallelen Mütter“, die irgendwann entdecken, dass ihre Kinder bei der Geburt vertauscht wurden und über dieses Schicksal zum Liebespaar werden. Gleichzeitig rückt der Regisseur ein wichtiges Detail der spanischen Geschichte in das Bewusstsein zurück.

Das emotionale Herz des Films ist seine Rahmenhandlung, die sich um den Spanischen Bürgerkrieg 1936-39 dreht, eine Vergangenheit, die in Spanien nicht vergehen will. Das Land streitet bis heute darüber, ob man dem Schicksal der über 100.000 Menschen, meist Männer, nachforschen soll, die seinerzeit von Francos Faschisten verschleppt, ermordet und oft genug in Massengräbern unter irgendwelchen Wiesen und Äckern verscharrt wurden.

Penelope Cruz auch im neuen Almodóva-Film in der Hauptrolle

Penelope Cruz spielt nun die Enkeltochter eines solchen Verschwundenen, die Aufklärung will. Weil sie sich in ihrem Berufsleben als bekannte Fotografin zugleich in der glamourösen Modewelt bewegt, gibt es auch allerlei Schauwerte, wie sie dieser Regisseur liebt: Schöne, originelle Menschen, die ein libertäres Leben führen.

Hommage an die Frauen

Auch sonst ist dieser Film im besten Sinn „typisch Almodóvar“: schrille Typen, in kunterbunten Kulissen, melodramatische Musik und Gesten over the top; die bewusste Künstlichkeit wird durch mitunter bewusst hölzerne Dialoge noch unterstrichen.

Am Ende ist dieser virtuos erzählte, unterhaltsame Film eine weitere Hommage Almodóvars an die Frauen, aber auch an die Wurzeln, die wir alle in unseren Müttern, unseren Vorfahren, unserer Geschichte in uns tragen, und an all die Auswirkungen, die dieses Erbe bei der Konstruktion unserer Persönlichkeit, unserer Träume und Ambitionen hat.

Trailer „Parallele Frauen“ von Pedro Almodóvar, ab 10.3. im Kino

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Rüdiger Suchsland