Noch 2018 sprach sich Spielberg in einem Interview mit dem britischen Sender ITV dafür aus, Produktionen von Streaming-Anbietern wie Netflix, Amazon oder Hulu, von den Oscars auszuschließen — sie entsprächen eher TV-Produktionen, seien keine Kino-Filme: „Ich halte es für falsch, dass Filme, die nur eine Woche im Kino laufen, für die Oscars zugelassen werden.“
Kino ist Steven Spielbergs große Leidenschaft — und mit keinem anderen Namen ist das Hollywood-Kino der 1970er Jahre bis heute weltweit so stark verknüpft, wie mit seinem: „Der Weiße Hai“, „Schindlers Liste“, „E.T.“, „Jurassic Park“, die Indiana-Jones-Reihe und „Der Soldat James Ryan“ sind nur einige der bekanntesten Blockbuster des US-Amerikaners.
Kino muss Streaming-Angebote stärker berücksichtigen
Dass dieser Steven Spielberg, oder vielmehr seine Produktionsfirma Amblan Partners, nun einen mehrjährigen Vertrag über mehrere Filme pro Jahr mit Netflix abgeschlossen hat, scheint also durchaus verwunderlich.
Doch die Zeiten haben sich, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie und die Kino-Schließungen des vergangenen Jahres 2020, sowohl für die Kino-Branche als auch für die Streaming-Portale bedeutend geändert.
Mehr eigene Produktionen machen den Unterschied
Der Kauf der MGM-Studios Ende Mai 2021 durch Amazon sorgte für einigen Trubel auf dem hart umkämpfen Streaming-Markt. Der Online-Konzern, der mit seinem eigenen Streaming-Angebot Amazon Prime noch Marktführer ist, hatte sich damit die Rechte an 21.000 TV- und Kino-Produktionen gesichert — darunter auch die James Bond-Reihe.
Netflix, die 2020 in Deutschland mit einem Marktanteil von knapp 24 Prozent an zweiter Stelle lagen, spüren auch die Konkurrenz durch den sich inzwischen etablierten Disney-Ableger Disney+.
Für alle Unternehmen wird deshalb die eigene Produktion von exklusiven Filmen für ihre Portale zu einem noch wichtigeren Faktor: Netflix produzierte 60 große Spielfilme mit großen Namen wie Tom Hanks im Jahr 2020, die im Verlauf des Jahres 2021 auf der Plattform veröffentlicht werden. Auf Dauer ist es für die Unternehmen jedoch schwierig, den Produktionsaufwand aus eigener Kraft zu stemmen.
Hier soll nun die Partnerschaft mit Amblin Partners greifen: „Bei uns wird Geschichten erzählen stets im Mittelpunkt stehen“, erklärte Spielberg in der gemeinsamen Pressemeldung mit Netflix: „wir haben die wunderbare Gelegenheit, zusammen neue Geschichten zu erzählen und auf neue Art und Weise die Zuschauer*innen zu erreichen.“