Am 21. Dezember 1988 explodiert über der schottischen Kleinstadt Lockerbie ein Flugzeug auf seinem Flug von London nach New York in der Luft. Alle 259 Insassen fallen dem Bombenattentat zum Opfer, unter ihnen die Tochter des britischen Arztes Jim Swire. Seinen Kampf um Aufklärung erzählt die Serie in einer Mischung aus Hinterbliebenen-Drama und Politthriller.
Eindrücklich und schockierend schildert die Serie die Katastrophe aus der Perspektive der Bewohner von Lockerbie. Der Name des Örtchens ist seit dem 21. Dezember 1988 untrennbar mit dem Anschlag verbunden. Als nicht nur Leichen vom Himmel fallen, sondern Flügel und Rumpf der Maschine wie Geschosse im Ort explodieren, sterben auch am Boden elf Menschen.
Trauer, Wut und viele Fragen
In Trauer und Verzweiflung mischen sich bei Jim Swire und seiner Frau schon bald Fragen. Und Wut über die Regierung, die Terrorwarnungen möglicherweise nicht ernst genommen hat. Auf der Suche nach den Verantwortlichen für den Anschlag lernt Jim einen Journalisten kennen, mit dem er in den folgenden Jahren immer wieder zusammenarbeiten wird.
Wie gelangte der Sprengstoff ins Flugzeug? War der Iran der Drahtzieher? Waren es Palästinenser, Libyer oder am Ende alle zusammen, aus Rache für vorherige Angriffe der USA? Ist der im Jahr 2001 in einem Mammutprozess verurteilte libysche Geheimdienstmitarbeiter vielleicht ein Bauernopfer, um politische und wirtschaftliche Interessen des Westens zu schützen?
Jim Swire recherchiert 30 Jahre statt zu trauern
Die Geschichte hat viel True-Crime-Potential, weil auch heute noch viele Dinge unklar sind, Dokumente aus Sicherheitsgründen unter Verschluss gehalten werden und Beweismittel fragwürdig bleiben. Die Suche nach der Wahrheit führt den unerschrockenen Jim Swire sogar bis zu Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi.
Colin Firth spielt beeindruckend als Jim Swire: mit sanftem Blick, aber großer Beharrlichkeit in der Sache. So unbeirrbar, dass sogar Swires Frau irgendwann vermutet, dass das alles für ihn nur ein Vorwand ist, um nicht um die eigene Tochter trauern zu müssen.
Die Einsicht nach über 30 Jahren fast das ganze Leben verpasst, aber gleichzeitig einen beispiellosen Kampf geführt zu haben, macht die Ambivalenz dieses Lebens aus. Und den Reiz der Serie.
Sentimentales Ende, sehenswerte Hommage
Allerdings gelingt ihr der Wechsel zwischen Hinterbliebenen-Drama und Politthriller nicht immer gleich gut. Am Ende wird sie gar sentimental und lässt sich davon ein Stück weit davontragen.
Sehenswert ist sie dennoch als Hommage an Menschen, die indirekt zu Opfern terroristischer Gewalt werden und versuchen, sich Würde, Menschlichkeit und den Sinn für Gerechtigkeit zu bewahren.
„Lockerbie“, ab 16. Januar 2025 auf Sky
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