Ein Superreicher macht am frühen Morgen mit dem Gewehr Jagd auf Obdachlose. Warum? Weil er es ungestraft kann. Die österreichische Satire „Veni, vidi, vici“ führt einen Typus Mensch vor, der unsere Demokratie unterhöhlen will und uns vor allem angesichts aktueller Entwicklungen nur allzu bekannt vorkommt.
Morgens auf die Jagd nach Obdachlosen
Amon Maynard ist ein Patriarch neuer Schule: Er kennt die ungeschriebenen Regeln der Achtsamkeitsgesellschaft, und er weiß, wie man sich korrekt benimmt, ohne irgendwo Anstoß zu erregen.
Keinem Tier würde Amon etwas zuleide tun. Menschen allerdings schon. Denn die Work-Life-Balance ist schließlich wichtig. Zur Entspannung geht dieser amoralische Superreiche am Morgen in Joggingklamotten auf die Jagd.
Seine Beute in einem Spiel auf Leben und Tod sind beliebige Passanten, vor allem arme Obdachlose. Der Butler fungiert als Tatortreiniger, bevor er den Chef dann zur Arbeit fährt. Amon ist sich sicher, dies straffrei tun zu können, so wie alles das, was er möchte.
Multimilliardäre unterhöhlen die Demokratie
Um dieses Gefühlssetting geht es in diesem Film, um die Welt von Multimilliardären, die gerade unsere Demokratie unterhöhlen und nach ihren Gelüsten umgestalten.
Um die Gefühlslage von Leuten wie Elon Musk, Jeff Bezos und Donald Trump, der, bevor er 2016 erstmals zum US-Präsidenten gewählt wurde, öffentlich prahlte: „Ich könnte mitten auf der Fifth Avenue stehen und jemanden erschießen, und ich würde keine Wähler verlieren“.
Heile-Welt-Bilderbuch-Glück nach außen
Amons Frau Viktoria ist mit ihrem entwaffnenden Lächeln für die PR und das Image vom Bilderbuchglück in der Öffentlichkeit zuständig .Auch ihr Beruf als Anwältin der Erniedrigten hilft dabei, wie die zwei kleinen, nicht-weißen Adoptiv-Kinder, die das Bild der glücklich-diversen Familie perfektionieren.
Die Eltern lesen die rechtslibertäre Philosophin Ayn Rand und mögen Mozart. Ihre älteste Tochter, die 13-jährige Paula, ist ganz das Kind ihrer Eltern. Sie erzählt die Ereignisse im Film aus dem Off, und bringt uns die „schweren Entscheidungen" näher, die ihr Vater treffen muss.
Regie-Duo schreckt vor Grenzüberschreitungen nicht zurück
Daniel Hoesl und Julia Niemann arbeiten zum zweiten Mal in Co-Regie und machen aus ihrer Faszination für die Welt der oberen Zehntausend keinen Hehl und scheuen auch vor Grenzüberschreitungen nicht zurück. Zynismus und Menschenverachtung darf man dem Film nicht vorwerfen. Wer das tut, verwechselt das Thema mit der Haltung der Filmkünstler.
Die Regisseure knüpfen in dieser Arbeit an Strömungen im aktuellen europäischen Autorenkino an, wie die Filme ihres Landsmanns Ulrich Seidl, der diesen Film produziert hat. Ebenso an den Schweden Ruben Östlund und dessen bürgerliche Selbstzerfleischungssatiren „The Square" und „Triangle of Sadness". Und an den griechischen Solitär Yorgos Lanthimos.
Die Reichen und Mächtigen dieser Welt sind unberührbar
Dieser Film ist ein Spiegelbild der Privilegien der Wohlstandsgesellschaft und der faktischen Unberührbarkeit der Reichen und Mächtigen dieser Welt. Weitwinkelaufnahmen halten auf Distanz und formulieren eine sarkastische Anklage unserer Dekadenz, eine Anklage des alltäglichen Whitewashing durch Achtsamkeits- und Diversitätsrhetorik.
Eine herausragende Komödie aus Österreich und ein Film, der uns alle in die Verantwortung nimmt.