Die sechste Ausgabe des Filmfestivals Heimat Europa in Simmern findet vom 9. bis zum 24. August statt. Schirmherr ist der aus dem Hunsrück stammende Filmregisseur Edgar Reitz. Das Festival bietet eine reiche Auswahl aus mehr als 40 Filmen. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf südeuropäischen Produktionen, aus Spanien, Italien oder der Türkei.
Neben Klassikern von Pedro Almodovar oder Federico Fellini werden auch zahlreiche Debütfilme gezeigt. Sie stammen zum Großteil von jungen Regisseurinnen, die weibliche Figuren in den Mittelpunkt stellen. Sie erzählen berührende Geschichten von Flucht, Heimatverlust und die verzweifelte Suche nach neuen Perspektiven, Frieden und Freiheit.
Jurorin Nicolette Krebitz im Gespräch über die Filmfestspiele:
„Echoes from Borderland“ – Über die Pushbacks an der EU-Außengrenze
Der 70-minütige Film von Lara Milena Brose wurde auf dem diesjährigen Max Ophüls-Filmfestival als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Die 15-jährige Afghanin Nahid ist vor den Taliban geflüchtet und an der EU-Außengrenze in Bosnien-Herzegowina gestrandet. Sie lebt in einem improvisierten Zeltlager und hat schon mehr als 25 mal versucht, die Grenze nach Kroatien zu überqueren – ohne Erfolg.
Nahid erlebt aber nicht nur Gewalt und Ablehnung, sondern auch Sympathie. Die alte Bäuerin Ferida und der Imbissbetreiber Elvir helfen ihr – über kulturelle Grenzen hinweg. An der Grenze zur EU begegnet sie Menschen, die selbst durch den Bosnienkrieg in den neunziger Jahren traumatisiert sind.
„Jenseits der blauen Grenze“ und „Milchzähne“ beim Max Ophüls Preis
„Jenseits der Blauen Grenze“ – aus der DDR in die Freiheit
Diese Fluchtgeschichte spielt in der DDR, im Sommer 1989. Regisseurin Sarah Neumann hat den Roman „Jenseits der Blauen Grenze“ von Dorit Linke (2014) fürs Kino adaptiert. Die Hauptrolle der Hanna spielt Lena Urzendowsky, unter anderem bekannt durch die Serie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“.
Als begabte Leistungsschwimmerin, die von Olympia träumt, ist Hanna fest in der DDR-Gesellschaft verwurzelt. Ihr Freund Andreas dagegen verhält sich nicht systemkonform und will die Republik verlassen. Hanna hilft ihm schließlich, die 50 Kilometer-Strecke durch die Ostsee zu schwimmen.
Die Handlung des Films ist fiktiv, hat aber einen realen Hintergrund: Zwischen 1961 und 1989 versuchten tatsächlich Hunderte von DDR-Bürgern über das Meer Richtung Freiheit zu entkommen – dabei kamen viele Menschen ums Leben.
Kinostart am 3.10.24
„Ellbogen“ – Identitätssuche einer jungen Migrantin
Vorurteile und Zurückweisung: So erlebt die 17-jährige Deutsch-Türkin Hazal ihren Alltag in Berlin. Die Suche nach einem Ausbildungsplatz ist aussichtslos, die Arbeitsagentur empfiehlt ihr Trainingsprogramme. Aus Frust wird Gewalt, und Hazal muss flüchten. Sie landet in Istanbul, in einer Stadt, die ihr vollkommen fremd ist.
Regisseurin Azli Örsalan hat den gleichnamigen Roman von Fatma Aydemir (2017) verfilmt. Es geht um die Selbstfindung einer jungen Frau zwischen den Kulturen. Hazal hat Probleme ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Deshalb steht sie unter dem ständigen Druck, sich behaupten oder beweisen zu müssen – ein Schicksal, dass sie mit vielen Migrantenkindern in Deutschland teilt.
Kinostart am 5.9.24