Eine moderne Mischung aus Drama und Komödie über die Suche nach Liebe und Lebenssinn im heutigen Oslo: Der Film von Joachim Trier schildert vier Jahre im Leben von Julie, einer jungen Buchhändlerin und Autorin, die sich in den Wirren ihres Liebeslebens kaum mehr zurechtfindet und um ihre berufliche Zukunft kämpft. Renate Reinsve bekam für diese Rolle den Preis für „Bestes Schauspiel" beim Festival in Cannes.
Klares Aufmerksamkeitsdefizit bei der Titelfigur
Dieser Film erzählt die Geschichte der 24-Jährigen Julie in zwölf Kapiteln. Am Anfang ist Julie einfach ziemlich nervtötend, weil sie nicht weiß, was sie will. Erst will sie Ärztin werden, dann Psychologin, dann Fotografin. Sozial ist sie fast schon ein Chamäleon. Wenn die Aufmerksamkeit mal ausnahmsweise nicht ihr allein gilt, dann fühlt sie sich unwohl und verdrückt sich schnell. Dazu passt auch, dass sie sich, einem Parasiten gleich gerne auf Partys einschleicht, auf die sie nicht eingeladen ist.
Joachim Trier lässt das Genre der romantischen Komödie wiederaufleben
Regisseur Joachim Trier versucht sich hier, das zuletzt recht abgenutzten Genres der „romantischen Komödie" wiederaufleben zu lassen . Sein Film ist virtuos inszeniert. Am prägnantesten erkennbar ist das in einer Szene, in der die Welt für ein paar Minuten komplett stillsteht, und nur Julie und ihr zukünftiger Geliebter zwischen den wie Schaufensterpuppen eingefrorenen Menschen tanzen und komplett mit sich allein sind auf der Welt.
Chronik einer ganzen Generation in einem Film
Das ist zwar nicht wirklich neu, sondern aus den Musicals von Stanley Donen und Jacques Demy entlehnt. Dieses Aufgreifen der Romantik der Nouvelle Vague gehört zu den besten und sympathischsten Einfällen in diesem Film. Mit einer großen Eleganz inszeniert Regisseur Trier die Spiele der Verführung, während sein Film allmählich die Komödie verlässt und sich in Richtung Drama bewegt. Die zwölf Kapitel, die die Lebensstationen der Protagonistin markieren, sind nichts anderes als die Chronik einer Generation, die an der Schwelle zum Erwachsensein stehen bleibt.
"Ich wuchs auf in einer Zeit ohne Internet und Mobiltelefone..."
Unter der Hand macht der Norweger aber noch etwas anderes: Trier beschreibt das Lebensgefühl vieler Menschen, die nicht mehr ganz jung, aber noch nicht alt sind: Eine gewisse Langeweile in der Welt, der Gegenwart, so wie sie heute ist. Und das Gefühl der Menschen, die heute zwischen 40 und 60 Jahre alt sind, langsam aus der Zeit zu fallen, langsam die Welt verschwinden zu sehen, in der sie aufwuchsen. Und ihr Wille, sich diese Welt zurück zu erobern.