Stummfilm-Dreiteiler über einen genialen Verbrecher
Es war eine große Premiere vor genau 100 Jahren im Berliner „Ufa-Palast am Zoo“. Und es war von Anfang an ein phänomenaler Erfolg: Aufgeführt wurde der erste Teil des Films „Dr. Mabuse, der Spieler“. Untertitel: „Der große Spieler. Ein Bild der Zeit.“
Einen Monat später kam dann der zweite Teil in die Kinos. Untertitel: „Inferno. Ein Spiel um Menschen unserer Zeit.“ Es ging also nicht um irgendetwas, nicht nur um Unterhaltung, sondern es ging um die damalige Zeit, die Gegenwart.
Dr. Mabuse verkörpert die Ängste der Nachkriegszeit
Der Film war eine Adaption des damals populären Romans „Dr. Mabuse, der Spieler“ (1920) von Norbert Jacques. Der von Fritz Lang inszenierte und von ihm und seiner Frau, der Autorin Thea von Harbou, geschriebene Film war eine Sensation auf den Kinoleinwänden, ökonomisch, aber auch ästhetisch. Ein Actionfilm, der alle Genres vereinte: Polizei- und Kriminalfilm, Horror, Liebes-Melodram und vor allem Psychothriller.
Der Film war in gewissem Sinn ein Dokumentarfilm. Denn er verriet viel über den Seelenzustand in Deutschland der frühen 20er Jahre, über die unterschwelligen Ängste und Konflikte einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg.
Ein Schurke verfällt dem Größenwahn
Die Hauptfigur, Doktor Mabuse, ist ein Meisterverbrecher, der schurkischste, bedrohlichste Film-Tyrann der Weimarer Republik, der zunehmend dem Größenwahn verfällt. Mabuse will Macht und Geld, aber er ist auch besessen, an manchen Tagen entzieht sich sein Verhalten jeglicher Logik.
In diesem Unlogischen liegt das Grauen Mabuses. Mabuse ist der „Mann der Tausend Gesichter“. Wir wissen nichts über ihn, aber er weiß alles über uns. Wie ein Dirigent instrumentalisiert er die Massen zu einer Symphonie des Verbrechens.