Tanz und Performance

Sie sind ein „Dream Team“: Die neue Show der Gauthier Dance Juniors am Stuttgarter Theaterhaus

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Autor/in
Sophia Volkhardt
Sophia Volkhardt
DREAM TEAM der Gauthier Dance JUNIORS

Sie sind ein „Dream Team“: Die neue Show der Gauthier Dance Juniors am Stuttgarter Theaterhaus

In vier emotionalen und tänzerisch hochanspruchsvollen Stücken namhafter Choreografen zeigt der Tanz-Nachwuchs von Eric Gauthiers Ensemble, dass sie gerade in der Gruppe als Einheit über sich hinauswachsen. Der Name ist Programm.

Warten auf den rettenden Regen

Es beginnt in völliger Stille. Drei Paare gekleidet in erdigen Farbtönen knien auf dem Boden – vom Publikum abgewandt. Das Bühnenbild minimalistisch: um sie herum stehen nackte, weiße Baumstämme. Die Hände liegen auf den Boden – die Körper in einer Art Gebetshaltung.

Es ist die erste Choreografie von Nacho Duato, dem ehemaligen Intendanten des Berliner Staatsballetts, aus dem Jahr 1983, ein Stück Tanzgeschichte. Inspiration für das Stück war ein Album der mallorquinischen Sängerin Maria del Mar Bonet. Es handelt von dem harten bäuerlichen Landleben – dem Warten auf den rettenden Regen. 

Das Stück «Jardi Tancat» von Nacho Duato
Choreografie von Nacho Duato: Jardi Tancat aus dem Jahr 1983. Text und Tanz setzen sich mit dem harten bäuerlichen Leben auseinander; dem unermüdlichen Kampf gegen die Trockenheit und Kargheit des spanischen Bodens.

Ein alter Hochzeitsbrauch als Inspiration für den Tanzabend

Die drei jungen Frauen und Männer in ihren einfachen Kleidern sollen Bauern verkörpern und trotzen stolz den widrigen Bedingungen – im Tanz sieht man sie säen, pflanzen und ernten. Die preisgekrönte Choreografie erregte in den 1980er-Jahren Aufruhr. Und sie passt perfekt zu Eric Gauthiers Inspiration für die neue Show „Dream Teams“.

Bei der Auswahl der Stücke dachte Gauthier an den Hochzeitsbrauch, etwas Altes, Neues, Geliehenes und Blaues zu schenken: „Something old – das ist das Stück von Nacho Duato. Something new – Virginie Brunelle aus Kanada – richtig cool. Something borrowed – das dritte Stück heißt Lickety Split. Ich wollte das immer zurückbringen also haben wir das ausgeliehen von der Hauptmannschaft. Und something blue ist unser Hauschoreograf Barak Marshall.“

Choreografie von Barak Marshall: The Blue Brides
Choreografie von Barak Marshall: The Blue Brides, v.li.: Rong Chang, Garance Goutard-Dekeyser, Mathilde Roberge, Atticus Dobbie, Rebecca Amoroso, vorne Barak Marshall.

„Dream Team“ ist für die Tanztruppe mehr als nur der Show-Titel

Dream Team - das ist in mehrfacher Hinsicht die Überschrift für die Show und auch für die junge Tanztruppe mehr als eine Phrase, erklärt Tänzer Joan: „Wir sechs tanzen alle vier Stücke. Wir brauchen einander, um den ganzen Abend zu stemmen. Und ich finde, das ist so ein schöner Gedanke – dass man nimmt und gleichzeitig gibt!“

Perfekt zu Eric Gauthiers Inspiration mit den Glücksbringern für Heiratswillige passt Barak Marshalls Choreografie „The Blue Brides“. Das Stück ist eine Art Tragikomödie um eine traurige Braut, eine „blue bride“, die im Laufe des dynamischen Stücks zu einer mordenden Rächerin mutiert. Schaurig komisch ist das – und sehr originell. Außerdem verlangt es dem Tanzensemble auch schauspielerisches Talent ab.

Barak Marshall, The Blue Brides
Barak Marshall, The Blue Brides.

Ein Mini-Podcast über die Tanzfamilie als Verschnaufpause

Die Tänzerinnen und Tänzer tanzen mit großer Begeisterung zu Liebesliedern aus der ganzen Welt – die Botschaft: Naivität, blinder Gehorsam und Eifersucht führen ins Verderben und die Liebe ist zum Scheitern verurteilt.

Bei den insgesamt vier Choreografien sind immer alle „Juniors“ auf der Bühne. Zeit für Erholung zwischen den atemraubenden Stücken bleibt kaum – Eric Gauthiers Idee für kurze Verschnauf- und Umbaupausen, die dem Publikum auch alle Beteiligten etwas näherbringen soll: Ein Mini-Podcast über seine „Tanzfamilie“.

Virginie Brunelles Stück High Moon
Virginie Brunelles Stück High Moon.

Der Bolero in einer Club-Version im Finale

Außerdem ist Gauthier wichtig, dass auch das Publikum miteinbezogen wird. „Zwischen den Stücken geben wir unseren Zuschauern mehr Informationen als die gewohnt sind zu hören und zu spüren“, erzählt er lachend, „ich wusste nicht, ob das klappt – aber ich bin sehr zufrieden.“

Das große Finale – eine Choreografie von Shootingstar Virginie Brunelle aus Kanada, die sich musikalisch bei Maurice Ravels Bolero bedient – verlangt den „Juniors“ nochmal alles ab. Einerseits Tradition – anderseits der Blick in die Zukunft – das gilt für die Musik und die Choreographie - das junge, dynamische Stück wandelt den Bolero in eine Art Club Version. 

Probenfoto Virginie Brunelle, High Moon
Choreografie von Virginie Brunelle: High Moon.

Sie ist perfekt auf die sechsköpfige Truppe zugeschnitten und rundet den sehr emotionalen und mitreißenden Abend ab. Tänzerin Rebecca erhofft sich, dass das Publikum auf der Bühne sieht – sie sind wirklich ein Dream Team: „Wir lieben es wirklich, immer zusammen zu sein und selbst wenn wir nicht arbeiten, sind wir meistens zusammen. Das ist unsere Erfolgsformel.“

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