Mal schnell dem Enkel ein Päckchen zum Geburtstag schicken oder Briefmarken kaufen, das ist in vielen Orten nicht mehr möglich. Nachdem die Post selbst keine Filialen mehr hat, werden die meistens von Pächtern oder von Besitzern kleiner Läden geführt, auch im Norden von Rheinland-Pfalz.
Aber bundesweit fehlen momentan 141 Postfilialen, die es laut Gesetzt eigentlich geben müsste - zum Beispiel auch in Nenterhausen und Brachbach im Westerwald, in Braubach im Rhein-Lahn-Kreis, im Ortsteil Oberbreisig in Bad Breisig im Kreis Ahrweiler oder in den Koblenzer Stadtteilen Güls, Horchheim und Rübenach.
Einer gesetzlichen Regel zufolge muss die Post eigentlich in Gemeinden, die mehr als 2.000 Einwohner haben, mindestens eine Filiale haben, etwa in Koblenz-Rübenach. In Gemeinden mit mehr als 4.000 Einwohnern darf die Entfernung zur Filiale in zusammenhängenden Wohngebieten nicht mehr als zwei Kilometer betragen.
Keine Postfiliale in Koblenz-Rübenach
In Rübenach aber hat es nur bis Ende 2023 eine Postfiliale für die 5.000 Einwohner in dem Koblenzer Stadtteil gegeben. Dann machte der Betreiber das "Rübenacher Lädchen" dicht. Jetzt ist dort ein Friseurladen.
Wie viele Menschen in Rübenach ärgert sich auch Herbert Hennes darüber, dass es vor Ort keine Postfiliale mehr gibt: "Wenn wir unsere Pakete jetzt abgeben wollen, müssen wir jetzt in andere Stadtteile fahren und das empfinde ich als sehr schlechten Service", schimpft er.
Deutsche Post erfüllt Vorgaben nicht Im Südwesten fehlen 32 Postfilialen: Automaten sollen helfen
Die nächste Postfiliale muss laut Gesetz gut erreichbar sein. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz trifft das auf einige Standorte nicht zu. Alle Infos im Überblick.
Frustrierende Suche nach neuen Standorten für Postfilialen
Thomas Roos, der Ortsbürgermeister von Rübenach, würde das gerne ändern. Doch geschafft hat er es bislang nicht, erzählt er. Das sei frustrierend. Roos hatte einen Aufruf gestartet, um neue Partner für die Post zu finden. Ladenbetreiber, die sich mit einer Postfiliale noch etwas zusätzliches Geld verdienen wollen. Es habe sich aber niemand gefunden, bedauert er.
Ein Sprecher der zuständigen DHL Group sagte dem SWR, dass man auch selbst keine passende Immobilie gefunden habe, in der man zumindest vorübergehend wieder eine eigene Postfiliale hätte aufmachen können. Oder zumindest eine automatisierte Poststation, die inzwischen den gesamten Service einer Filiale biete.
Warum schließen immer mehr Postfilialen auf dem Land?
Das hängt laut DHL auch mit dem Strukturwandel zusammen. Immer mehr Geschäfte wie Bäcker oder kleine "Tante-Emma-Läden" machten dicht, sagt Pressesprecher Heinz-Jürgen Thomeczek. Deshalb finde die Post oft keine Partner mehr für ihre Filialen.
Insgesamt gebe es zwar mehr kleine Filialen als früher, als die Post sie noch in Eigenregie betrieben habe. Viele Filialen seien jetzt allerdings dort, wo viele Menschen unterwegs sind, zum Beispiel in größeren Einkaufszentren. Das Argument "man müsse den Partnern nur mehr zahlen", damit es attraktiver wird, eine Filiale zu betreiben, lässt der DHL-Pressesprecher dabei nicht gelten. Thomeczek sagte dem SWR: "Wenn sich damit viel Geld machen ließe, würden wir es selbst machen."
Postfiliale nur als "Neben-Geschäft"
Die Postfilialen lohnen sich also nicht mehr: Denn immer weniger Menschen schreiben Briefe oder schicken Postkarten und kaufen dafür Briefmarken. Und Pakete kann man sich problemlos nach Hause oder an eine Paketstation liefern lassen. Eine Postfiliale zu betreiben, sei daher nur ein Nebenerwerb für Geschäftsleute, die auf die Postkunden setzten, um ihr eigentliches Sortiment zu verkaufen, so der DHL-Sprecher.
Ab Jahresanfang soll es mehr Post-Automaten geben
Das Problem dürfte erst im nächsten Jahr entschärft werden. Denn zum Jahreswechsel greifen die neue Regeln des Postgesetzes, das unlängst novelliert worden war. Dann werden unter bestimmten Umständen auch die automatisierten Poststationen bei der Erfüllung der Pflichtvorgabe angerechnet, was bislang nicht der Fall ist.
An Poststationen können Briefmarken gekauft, Pakete frankiert sowie Briefe und Pakete abgeben werden, außerdem gibt es eine Videoberatung. Ein Vorteil: Die Automaten sind rund um die Uhr verfügbar, bei Postfilialen müssen sich die Kunden hingegen an die Öffnungszeiten halten.
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