Apotheken-Chefin Ursula Porten-Bergmann aus Cochem hat den Automaten in den sozialen Medien entdeckt und war sofort begeistert. Sie sagt, der Fachkräftemangel mache auch vor ihrer Apotheke nicht halt. Ihr fehle das Personal. Deshalb müsse sie an zwei Tagen früher schließen. Und aus diesem Grund habe sie jetzt einen Automaten angeschafft.
24/7 Medikamente am Automaten abholen
An dem Automaten können Kunden rund um die Uhr Medikamente abholen, die sie vorher in der Apotheke besprochen und bestellt haben. Damit seien ihre Kunden nicht an die Öffnungszeiten gebunden oder müssten sich nicht in die Schlange stellen, wenn viel los sei, sagt die 72-Jährige. Seit 44 Jahren betreibt sie die Kreuzberg-Apotheke - zuerst in Ediger, seit ein paar Jahren am Standort in Cochem.
Vor rund einer Woche wurde der Medikamenten-Automat im Schaufenster ihrer Apotheke eingebaut. Er sticht einem sofort ins Auge. Die Farbe war Porten-Bergmann nach eigener Auskunft besonders wichtig. "Ferrari-rot. Das passt auch gut zu unserem Kassen-System. Außerdem waren die Italiener, die das Teil herstellen, total begeistert über Ferrari-rot", erzählt sie mit einem Schmunzeln.
Arzneimittel-Abholautomat hat einen Touchscreen
In England seien schon über 300 solcher Automaten installiert worden. Das Gerät in Cochem sei 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche verfügbar, so die Inhaberin. Die Apotheken-Mitarbeiter befüllen den Automaten regelmäßig. Die Abholung der Medikamente funktioniert ähnlich wie bei einer Packstation: Kunden bekommen einen 6-stelligen Code aufs Smartphone. Den geben sie über einen Touchscreen ein. Dann öffnet sich eines der Fächer des Automaten, darin befindet sich in einer Tüte das Medikament.
Medikamente to go - aber nur mit Beratung
Das System des Automaten werde aber noch optimiert, sagt die Apotheken-Chefin. In Kürze soll der Code direkt auf dem Abholschein stehen, dann werde kein Smartphone mehr benötigt. Eines ist Porten-Bergmann besonders wichtig: Sowohl verschreibungspflichtige, als auch frei verkäufliche Medikamente bedürfen immer einer fachkundigen Beratung in der Apotheke. Denn Medikamente seien sogenannte Waren besonderer Art, sagt sie.
"Der Kunde, der mit einem Medikamentenwunsch kommt und etwas haben möchte, der muss beraten werden - entweder vor Ort oder per Telefon", so Porten-Bergmann. Sonst dürfe ein Medikament nicht herausgegeben werden. Medikamentenmissbrauch werde in jedem Fall verhindert. Der Automat sei "hochsicher".
Apotheker-Nachwuchs auch in RLP dringend gesucht
Automat bringt Erleichterung für Apotheke und Kunden
Bei den Kunden vor Ort kommt der Arzneimittel-Abholautomat gut an. Die Apothekerin freut sich darüber, aber auch dass sich dadurch der Arbeitsalltag ihres Teams entspannt hat. Die Schlangen an der Kasse seien kürzer, seitdem einige ihre Medikamente am Automaten ziehen würden. Und es gibt sogar schon Nachahmer. "Ein Apotheker-Kollege will sich das Teil nächste Woche mal anschauen kommen", freut sich Porten-Bergmann.