Jennifer und Adrian sehen sich neugierig um im neuen Tante Enso-Laden in Wassenach. Und nehmen aus der Kühltheke sofort eine Packung ihres Lieblingseises mit. Die beiden sind ganz überrascht, dass es das hier gibt. "Es gibt auch viele vegane Produkte", sagt die junge Frau. "Darüber freue ich mich."
Auch Franziska und Adrian sind neugierig, was der neue Dorfladen zu bieten hat. Das Paar ist erst vor einer Woche in sein Haus im Neubaugebiet gezogen. Bei ihrer Entscheidung für Wassenach sei mit ausschlaggebend gewesen, dass es hier seit Jahrzehnten einen Lebensmittelladen gegeben habe, erzählen sie. Umso enttäuschter seien sie gewesen, dass der Ende Januar dicht gemacht hat. Deshalb freuen sie sich über den Tante Enso-Laden. Der wirbt im Schaufenster damit, dass es alles gibt - von "A" wie "Alufolie" bis "Z" wie "Zitrone".
Ortsbürgermeister von Wassenach sieht Pluspunkt für Tourismus
Manfred Sattler (CDU) freut sich, dass es so schnell gegangen ist mit dem neuen Dorfladen von Tante Enso. "Das ist eine super Sache", sagt der Ortsbürgermeister von Wassenach im Kreis Ahrweiler. "Das sichert die Nahversorgung hier bei uns." Die vergangenen vier Monate ohne Laden im Ort hätten den Menschen gezeigt, was er wert ist. Zudem sei er für die Gäste des nahen Campingplatzes wichtig und damit ein Pluspunkt für den Tourismus für den kleinen Ort in der Nähe des Laacher Sees.
Leben Tante Enso – Einkaufen auf dem Land
In den letzten Jahrzehnten schloss ein Dorfladen nach dem anderen. Doch jetzt gibt es das Konzept Tante Emma 2.0.
"Deshalb ist es gut, dass die Menschen jetzt so schnell wieder hier im Ort einkaufen können", sagt der Ortschef. Der nächste große Supermarkt in Burgbrohl ist etwa vier, fünf Kilometer weit weg. Da kam das Bremer StartUp mit seinem innovativen Konzept gerade recht.
Bremer StartUp Tante Enso geht gezielt in Dörfer auf dem Land
Tante Enso bietet vor Ort neben frischem Brot, Gemüse und Fleisch auch Katzenfutter oder Bio-Waschmittel. Zudem finden Kunden im Online-Shop bis zu 20.000 Produkte, die sie bestellen und sich vor Ort in den Dorfladen liefern lassen können.
Das Unternehmen geht nach eigenen Angaben gezielt in Orte, in denen weniger als 3.000 Menschen leben und die deshalb für die großen Supermarkt- und Discounterketten nicht attraktiv seien. In Wassenach hat Tante Enso die Räume des ehemaligen Supermarktes gemietet und dafür eine 24-Stunden-Betriebserlaubnis bekommen, sagt Ortschef Sattler.
Hunderte Wassenacher haben Genossenschaftsanteile gekauft
Dabei hatte sich der Gemeinderat in Wassenach nach seinen Angaben erst im November bei dem Unternehmen für einen Dorfladen beworben. Aber weil die Räumlichkeiten mit der Einrichtung noch da waren, ging alles ganz schnell.
Außerdem haben in ganz kurzer Zeit rund 400 Bürgerinnen und Bürger Genossenschaftsanteile für jeweils 100 Euro gekauft, so Sattler. Das sei eine Bedingung, die Tante Enso stellt. Als Zeichen dafür, dass die Menschen vor Ort den Laden auch wirklich wollen.
Zeitenwende im Einzelhandel Rund um die Uhr einkaufen in Rheinland-Pfalz
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Wassenach: Nach Ladenschluss ist noch lange nicht Schluss
An fünf Tagen macht der Dorfladen jetzt jeweils ein paar Stunden lang auf. Dann kann man wie in jedem anderen Laden auch einkaufen und an der Kasse bezahlen. Zu allen anderen Zeiten, also etwa nachts oder am Wochenende, kommt man mit einer personalisierten Kundenkarte in die Geschäftsräume, scannt den eigenen Einkauf und bezahlt online.
Grundsätzlich habe man dabei Vertrauen in die eigenen Kundinnen und Kunden, so das Unternehmen. Gerade auf dem Land sei die soziale Kontrolle auch noch groß. Zudem seien die Läden genossenschaftlich organisiert und gehörten allen. "Niemand klaut im eigenen Laden." Trotzdem gebe es auch Überwachungskameras in den Räumlichkeiten, heißt es vom Unternehmen.
Weitere Tante Enso-Läden an der Mosel und im Hunsrück geplant
Mehr als 40 Tante Enso-Geschäfte gibt es schon bundesweit. Dutzende weitere sind in Planung, etwa in Winningen an der Mosel und in Mastershausen im Hunsrück. Langfristig will das Bremer Unternehmen bis zu 700 Geschäfte eröffnen. Die ersten drei gibt es inzwischen schon in Rheinland-Pfalz: Im Augustinum in Bad Neuenahr, seit Ende Mai in Bollendorf und jetzt in Wassenach im Kreis Ahrweiler.