Es ist ein richtiges Sprachmonster: das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz. Der Bundesrat hat zugestimmt. Das Gesetz soll die Lage der Hausarztpraxen bundesweit verbessern. Aber was genau bringt es den Patientinnen und Patienten?
- Wie ist die aktuelle Lage?
- Was ändert sich?
- Was bedeutet das für Patientinnen und Patienten?
- Was bedeutet es für Ärztinnen und Ärzte?
- Wie schätzen Experten das Gesetz ein?
- Wird sofort alles besser?
Wie ist die aktuelle Lage?
Bisher haben Hausarztpraxen nur ein begrenztes Budget pro Quartal. Ist das aufgebraucht, arbeiten die Hausärzte danach praktisch, ohne dafür bezahlt zu werden. Die Hausärzte behandeln dann natürlich weiter ihre Patientinnen und Patienten, bekommen aber für die Mehrarbeit kein zusätzliches Geld. Viele Hausarztpraxen haben deshalb einen Patientenstopp. Es lohnt sich für sie nicht, ihren Patientenstamm zu erweitern, wenn das Quartals-Budget schon überschritten ist.
Was soll sich ändern?
Hausärzte werden durch das neue Gesetz für alle Leistungen bezahlt, die sie erbringen. Wenn sie mehr Menschen in der Sprechstunde behandeln, mehr Hausbesuche machen oder neue Patientinnen und Patienten aufnehmen, lohnt sich das finanziell für sie.
Was bedeutet das für Patientinnen und Patienten?
Wer umgezogen ist und eine neue Hausarztpraxis sucht, soll schneller einen Termin bekommen. Jede Behandlung von Patienten lohnt sich für die Hausarztpraxis.
Das Gesetz soll noch weitere Erleichterungen verschaffen. So sollen chronisch Kranke nicht mehr jedes Quartal in die Arztpraxis kommen müssen. Ihre Rezepte für ihre Medikamente können jetzt mit einer Pauschale auch für bis zu einem Jahr abgerechnet werden.
Wer Hilfsmittel wie einen Rollstuhl oder eine spezielle Sehhilfe braucht, soll das über die Hausarztpraxis schneller bekommen als bisher. Durch das Gesetz sollen alle Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung oder von sexuellem Missbrauch werden, in ihrer Hausarztpraxis Notfallverhütungsmittel bekommen können. Bisher galt das nur für unter 23-jährige.
Was bedeutet es für Ärztinnen und Ärzte?
Wer eine Hausarztpraxis betreibt, wird durch das Gesetz für alle erbrachten Leistungen bezahlt. Ärztinnen und Ärzte können dadurch mehr verdienen, ihr Einkommen ist nicht mehr durch ein festgelegtes Budget begrenzt. Das soll es wieder attraktiver machen, eine Hausarztpraxis zu eröffnen und Kassenpatienten zu behandeln. Der Entwicklung, dass immer mehr Hausärzte nur noch Privatpatienten behandeln, soll das Gesetz entgegenwirken.
Wie schätzen Experten das Gesetz ein?
Dr. Barbara Römer ist 1. Vorsitzende des Hausärztinnen und Hausärzteverbands Rheinland-Pfalz und Hausärztin in Saulheim in Rheinhessen. Im Moment ist eine Niederlassung nicht besonders attraktiv, sagt sie. Studierende der Medizin oder Ärztinnen und Ärzte, die derzeit noch angestellt in Krankenhäusern arbeiten, könnten sich durch das neue Gesetz und die besseren Verdienstmöglichkeiten eher für eine eigene Hausarztpraxis entscheiden. Sie ist dafür, dass auch das Budget für Facharztpraxen nicht mehr begrenzt sein soll.
Wird jetzt sofort alles besser?
Für Ärztinnen und Ärzte, die eine Hausarztpraxis betreiben, bessert sich die finanzielle Lage sofort. Denn sie werden jetzt für alle ihre Leistungen bezahlt. Doch das Gesetz ändert nichts daran, dass viele Hausarztpraxen überlastet sind, weil es in den vergangenen Jahren immer weniger Hausarztpraxen gab, vor allem auf dem Land.
"Der Versorgungsbedarf ist ja unverändert, und ein Tag hat nun mal nur 24 Stunden", sagt Dr. Barbara Römer, die 1. Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. "Wenn die Sprechstunde voll ist, werden sich auch durch das neue Gesetz nicht einfach neue Zeitfenster ergeben." Es gehe mehr um die Perspektive, dass es in Zukunft wieder mehr Hausarztpraxen geben könnte.