Verhandlungen enden nach nicht einmal einer Stunde

Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie: IG Metall setzt Warnstreiks in BW fort

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Marc-Julien Heinsch
SWR-Redakteur Marc-Julien Heinsch Autor Bild

Die Gewerkschaft IG Metall hat die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie in BW zum Warnstreik aufgerufen. Am Donnerstag sollen vor allem Firmen im Nordschwarzwald bestreikt werden.

Die Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg gehen weiter. Tausende Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie sind zu Warnstreiks aufgerufen. Am Mittwoch protestierten Mitarbeitende von Daimler Truck und Daimler Buses am Mercedes-Benz-Werk in Mannheim und in anderen Teilen des Landes. Damit soll in den laufenden Tarifverhandlungen der Druck auf die Arbeitgeber erhöht werden. Die Verhandlungen in Hannover am Dienstag dauerten nicht einmal eine Stunde. Beide Seiten liegen noch weit auseinander.

Das brachte der erste Streiktag am Dienstag:

Weitere Streiks in Baden-Württemberg

Nach dem Ablauf der Friedenspflicht im Tarifkonflikt zwischen der IG Metall und dem Arbeitgeberverband Süwestmetall hatte es bereits am Dienstag erste Warnstreiks gegeben. Laut IG Metall beteiligten sich daran landesweit knapp 16.300 Beschäftigte. Auch an den Produktionsstätten von Mercedes-Benz in Rastatt und Kuppenheim sowie Daimler Truck in Gaggenau (beide Kreis Rastatt) und in der Region Pforzheim wurde gestreikt.

Im IG Metall-Bezirk Ulm waren Beschäftigte von sieben Unternehmen laut Mitteilung dazu aufgerufen, die Arbeit zeitweise niederzulegen. Kundgebungen in der Region Bodensee-Oberschwaben waren unter anderem bei den Kramer-Werken in Pfullendorf (Kreis Sigmaringen) und Laupheim (Kreis Biberach) geplant. Dort sollten sich unter anderem Mitarbeiter von Diehl Aviation, der Kässbohrer Geländefahrzeug AG und Erwin Halder beteiligen. Weitere Aktionen der IG Metall gab es unter anderem in Markdorf (Bodenseekreis) und in Radolfzell (Kreis Konstanz).

Nordschwarzwald am Donnerstag Streikschwerpunkt

Für Donnerstag ruft die IG Metall zahlreiche Firmen im Nordschwarzwald zum Warnstreik auf. Nach Angaben der IG Metall Freudenstadt sollen im Kreis Calw unter anderem die Beschäftigten beim Autozulieferer Boysen in Altensteig und beim Maschinenbauer Homag in Holzbronn die Arbeit niederlegen. In Freudenstadt sind Streiks bei Bosch Rexroth und beim Maschinenbauer Bürkle geplant, in Horb beim Hydraulik-Spezialisten Lauffer. Vor dem Werkstor der Firma Woodward L’Orange in Glatten ist am Donnerstagmittag eine Kundgebung geplant. Auch im Kreis Rottweil soll es bei vier Firmen Warnstreiks geben, etwa bei Trumpf in Schramberg und bei Rheinmetall in Oberndorf.

VW-Sparpläne wecken Sorgen

Überschattet werden die Warnstreiks und Verhandlungen von drastischen Sparplänen beim Autobauer VW. Nach Angaben des dortigen Betriebsrats stehen Werksschließungen, Massenentlassungen und Lohnkürzungen auf der Agenda des Vorstands, der die Pläne im Detail zunächst nicht bestätigte. Die Krise beim größten deutschen Autobauer war auch Thema beim Industrie-Gipfel im Kanzleramt am Dienstag.

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Auch Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) beobachtet die Autobranche mit Sorge: "Um es ganz klar zu sagen: Es geht jetzt um alles", so die Ministerin. Die Automobilindustrie stehe vor der größten Herausforderung in ihrer Geschichte. Die Transformation der Branche und eine ganz neue internationale Konkurrenzsituation führten zu Verwerfungen in der heimischen Automobilbranche. Und damit gehe es auch um den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg, um Wertschöpfung, um Reformfähigkeit und "um unseren Wohlstand", so Hoffmeister-Kraut. 

Den Kurs der Bundesregierung und der EU kritisiert die Ministerin und fordert stattdessen einen nationalen Masterplan für Hersteller und Zuliefererbetriebe der Automobilbranche gleichermaßen. Es brauche "mehr marktwirtschaftliche Anreize und Technologieoffenheit statt staatlicher Lenkung durch immer mehr Vorschriften und Verbote", so Hoffmeister-Kraut.

So viele Betriebe sind von den Warnstreiks im Südwesten betroffen:

Regionale Tarifverhandlungen in Böblingen am Donnerstag

Schaut man auf ganz Deutschland, so haben laut IG Metall am ersten Streiktag am Dienstag in 370 Betrieben der Metall- und Elektroindustrie rund 71.000 Menschen an Streikaktionen mitgewirkt. Am Mittwoch, dem zweiten Streiktag in Folge, nahmen laut Gewerkschaft deutschlandweit rund 65.000 Menschen an Warnstreiks teil. Die Verhandlerinnen und Verhandler auf Gewerkschaftsseite fordern unter anderem eine Steigerung der Vergütung für Auszubildende und sieben Prozent mehr Geld für alle Beschäftigten.

Hauptargument der IG Metall für die geforderten Lohnsteigerungen ist die fehlende Kaufkraft der Beschäftigten nach Jahren mit hoher Inflation. Die Metallarbeitgeber bieten bislang 3,6 Prozent über einen Zeitraum von 27 Monaten - und verweisen auf schwache Produktionswerte und fehlende Aufträge.

Am Donnerstag gehen die regionalen Tarifverhandlungen für Baden-Württemberg in Böblingen, Nordrhein-Westfalen in Neuss und der IG Metall Bezirk Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) in Mainz weiter.

Annäherung bei Metall-Tarifverhandlungen in Bayern

Die Tarifparteien der Metall- und Elektroindustrie in Bayern haben bei ihrer dritten Tarifrunde am Mittwoch in einigen Punkten eine Annäherung erzielt. Der bayerische IG-Metall-Chef Horst Ott sagte von einem Durchbruch sei man noch weit entfernt, aber "in Strukturfragen sind wir weitergekommen". Beim Geld liege man jedoch noch weit auseinander. Die Warnstreiks will die Gewerkschaft unbefristet fortsetzen.

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