Gewinneinbrüche bei Mercedes-Benz und Porsche, Stellenabbau bei den Zulieferern Bosch und ZF: Die Situation der Automobilindustrie in Baden-Württemberg verschärft sich zunehmend. Und das nicht erst, seit die Neuigkeiten um die finanzielle Situation des Volkswagenkonzerns Anfang der Woche publik wurden. Die BW-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) ist deshalb in Sorge. "Um es ganz klar zu sagen: Es geht jetzt um alles", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Hoffmeister-Kraut: Automobilindustrie vor größter Herausforderung der Geschichte
Die Automobilindustrie stehe vor der größten Herausforderung in ihrer Geschichte, sagte Hoffmeister-Kraut weiter. Die Transformation der Branche und eine ganz neue internationale Konkurrenzsituation führten zu Verwerfungen in der heimischen Automobilbranche. Damit gehe es auch um den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg, um Wertschöpfung, um Reformfähigkeit und "um unseren Wohlstand", so die Ministerin.
Die länderspezifischen Programme sind ihr zufolge nicht mehr ausreichend. Was den Unternehmen rein gar nichts bringe, sei "eine Bundesregierung, die nur noch mit sich selbst beschäftigt ist, sich gegenseitig blockiert und überhaupt nichts mehr auf die Reihe bringt", so Hoffmeister-Kraut. Auch Vorgaben aus der EU kritisierte die Ministerin.
Nur noch Einschicht- statt Zweischichtbetrieb Schwache Nachfrage nach Luxusmodellen: Mercedes drosselt Produktion seines Aushängeschilds
Die Nachfrage nach Luxuslimousinen schwächelt. Daher reduziert der Stuttgarter Autobauer die Produktion von S-Klasse und EQS und setzt seit Oktober nur noch auf Einschichtbetrieb.
Automobilkrise: Landeswirtschaftsministerin fordert "Masterplan"
"Für unsere Automobilbranche insgesamt, für die Hersteller wie die Zulieferindustrie, benötigen wir einen Masterplan, eine nationale Kraftanstrengung, die nur mit einer grundsätzlich neuen politischen Denkweise und Herangehensweise gelingen kann", so Hoffmeister-Kraut. Staatliches Mikromanagement widerspreche allen Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft, daher müsse sich die Politik aus technologischen Fragen raushalten.
Weil ein Industrieland wettbewerbsfähige Strompreise benötige, müsse die Energiepolitik auf den Prüfstand, sagte die Ministerin weiter. Außerdem sollten Steuern und Abgaben reduziert werden, um den Standort zu sichern. Die CDU-Politikerin fordert eine nationale Kraftanstrengung, weil sich Deutschland aus dieser Krise nicht kurzfristig heraussubventionieren könne.
Was eigentlich das Problem der Auto-Industrie in Deutschland und Baden-Württemberg ist, erklärt Lutz Heyser aus der SWR Wirtschaftsredaktion.