Sorge um Beschäftigungsgarantie

Massiver Gewinneinbruch: Was die VW-Krise für Audi in Neckarsulm bedeutet

Stand
Autor/in
Thorsten Weik

Der Gewinn massiv zurückgegangen, drei VW-Werke sollen geschlossen werden - und auch in Neckarsulm bei Audi sind nicht alle Vereinbarungen in Stein gemeißelt.

VW-Personalvorstand Gunnar Kilian sprach zuletzt von einer ernsten Lage, die umfassende Maßnahmen notwendig mache, um die Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangen zu können. Was das konkret bedeutet, wird am Mittwochmorgen klar: Auch bei Audi ist der Gewinn massiv eingebrochen.

Am Montag gab VW bekannt, mindestens drei Werke in Deutschland schließen zu wollen. Im Audi-Werk in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) wurde diese Nachricht aus Wolfsburg mit "viel Sorge" aufgenommen, wie der Betriebsrat Neckarsulm auf SWR-Anfrage mitteilt.

Vor allem bei Audi und Porsche Verluste

Das Betriebsergebnis sackte um 42 Prozent und der Nettogewinn bei VW sogar um 64 Prozent ab. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Der Gewinn mit Pkw bei Audi und Porsche sei demnach am stärksten. Zusammengerechnet verlor das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr hier 1,8 Milliarden Euro.

Was das genau für die Beschäftigten im Audi Werk Neckarsulm bedeutet, ist aktuell noch unklar. Die Mitteilung, dass besonders Audi weniger Absatz bringt, dürfte die Sorgen und Ängste der Angestellten in Neckarsulm aber noch einmal befeuern.

Produktion in Brüssel wird eingestellt

Bereits am Dienstagabend wurde bekannt, dass im Audi Werk in Brüssel, über dessen mögliche Schließung lange diskutiert wurde, die Produktion des einzigen dort hergestellten Modells Ende Februar 2025 eingestellt werden soll. Auch wie es dort weiter geht, ist noch unklar. Zuletzt hatte es noch Gespräche mit Investoren gegeben, dabei habe sich jedoch kein tragfähiges Konzept ergeben.

Sorgen in Neckarsulm um Beschäftigungsgarantie

In Neckarsulm waren aber schon vor der Bekanntgabe des Gewinneinbruchs die Sorgen groß. Vor Kurzem habe man bei der Betriebsversammlung klare Forderungen an die eigene Unternehmensleitung zum Ausdruck gebracht. Die Hoffnung der Beschäftigten in Neckarsulm ist, dass langfristig gedacht und geplant werde, heißt es vom Neckarsulmer Betriebsrat.

Kühlen Kopf bewahren und nicht einfach versuchen, Probleme kurzfristig durch einen Angriff auf die Tarifverträge und betriebliche Vereinbarungen zu lösen.

Vereinbarungen sind nicht in Stein gemeißelt

In Neckarsulm wurde 2019 im Rahmen der Grundsatzvereinbarung "Audi.Zukunft" eine Beschäftigungssicherung bis 2029 vereinbart und damit betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausgeschlossen. Diese Beschäftigungsgarantie bis 2029 hat Bestand, bestätigt Audi in einer Stellungnahme dem SWR. Aber auch diese Garantie ist nicht ohne Lücke: Denn bei "verschlechterten unternehmerischen Rahmenbedingungen [können] neue Verhandlungen aufgenommen werden." Und genau das sei nun der Fall, teilt ein Audi-Sprecher in Neckarsulm mit. Aber trotz großen Handlungsdrucks soll es keine "Rasenmähermethode" geben.

In vertrauensvollen Gesprächen, so ein Unternehmenssprecher, werde jetzt im Sinne des Unternehmens und der Audi-Beschäftigten gesprochen. Konkrete Ergebnisse gebe es noch nicht, so der Betriebsrat am Dienstagvormittag.

VW-Ankündigung mitten in Tarifrunde

"Kein Werk ist sicher" - so die Ankündigung des VW-Betriebsrats. Der Konzern werde mindestens drei Werke in Deutschland schließen und Zehntausende Arbeitsplätze streichen. Diese Nachricht trifft mitten in die aktuelle Tarifrunde der IG Metall. Das sei laut VW-Betriebsrat allerdings kein taktischer Schachzug für die Verhandlungen gewesen. Der Zeitpunkt der Mitteilung sei davon losgelöst, heißt es dazu vom Neckarsulmer Betriebsrat.

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