Archivradio

Cover Podcast Archivradio

Geschichte im Original Das Archivradio der ARD publiziert historische Tonaufnahmen

Das Archivradio ist ein Podcast und eine Webseite, betreut vom SWR, unterstützt von BR, HR, MDR, WDR und Deutschem Rundfunkarchiv. Zur Gesamtübersicht: unten unter "Alle Themen".

Oktober 1917 Claire Waldoff singt Soldatenlied: "Wenn der Tambour"

Oktober 1917 | Im dritten Jahr des Ersten Weltkriegs singt Claire Waldoff (1884 - 1957) das Soldatenlied "Wenn der Tambour" aus der Operette "Drei alte Schachteln" des Komponisten Walter Kollo (1878 - 1940). Die Texte stammen von Rideamus (1874 - 1956) und Hermann Haller (1871 - 1943).

25. bis 30.7.1978 Künstliche Befruchtung: Erstes "Retorten"-Baby Louise Joy Brown kommt zur Welt

25. bis 30.7.1978 | Am 25. Juli 1978 kommt Louise Brown bei Manchester zur Welt. Sie ist das erste Baby, das aus einer künstlichen Befruchtung hervorgegangen war – damals "Retortenbaby" genannt. Die Mediziner geben ihr – mit dem Einverständnis der Eltern – den zweiten Vornamen "Joy".
Die verantwortlichen Mediziner waren der Physiologe Robert Edwards, der Gynäkologe Patrick Steptoe sowie die Forschungsassistentin und Embryologin Jean Purdy. Robert Edwards bekam für die Entwicklung der In-vitro-Fertilisation 2010 den Nobelpreis – die anderen beiden lebten da schon nicht mehr.
Über Louise und ihre Mutter Lesley Brown sagte er: "Diese Frau hat etwas bekommen, was sie ohne unsere Hilfe nicht hätte haben können."
Die Geburt von Louise Brown war eine Sensation und sorgte für ethische Debatten. Der Vatikan sprach von Gotteslästerung.
Wenige Tage nach der Geburt von Louise Brown kommt heraus: Ihre Eltern haben die Rechte an der Berichterstattung für viel Geld an die "Daily Mail" verkauft – und kommen dadurch zu unerwartetem Wohlstand.
Louise Brown bleibt das einzige in vitro gezeugte Baby, das 1978 zur Welt kommt. Das zweite wird 1979 geboren, das dritte 1980. Die Methode setzt sich also zunächst nur langsam durch. Doch das hat sich geändert. Allein in Deutschland gehen heute rund 20.000 Babys jährlich aus einer künstlichen Befruchtung hervor.

15.2.1945 Diktat aus dem Propagandaministerium – So soll der Rundfunk über Jalta berichten

15.2.1945 | Wie Rundfunk in der NS-Zeit funktionierte, machen die sogenannten "Rundfunkarbeitsbesprechungen" deutlich. Praktisch täglich diktiert dort der Leiter der Rundfunkabteilung im Propagandaministerium, Hans Fritzsche, ob und wie der Reichsrundfunk über Ereignisse zu berichten hat. Zahlreiche dieser internen Besprechungen sind heute Teil des Deutschen Rundfunkarchivs.
Hier gibt Fritzsche Anweisungen bezüglich der Alliierten-Konferenz in Jalta im Februar 1945, die in den Tagen zuvor zu Ende ging. Dort haben die Staatschefs der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion – Roosevelt, Churchill und Stalin – konkretisiert, was mit Deutschland nach einer Kapitulation passieren solle; insbesondere; wie es zwischen den Siegermächten aufgeteilt wird.
Hans Fritzsche diktiert, wie die Rundfunkdienste mit diesen Nachrichten umgehen sollen:
So solle die Schwäche der USA und Großbritanniens gegenüber Stalin zum Ausdruck kommen und die Konferenz von Jalta als "Sieg des Weltjudentums" dargestellt werden.
Hans Fritzsche hatte im Reichsrundfunk eine eigene Sendung mit dem Titel "Hier spricht Hans Fritzsche". Nach dem Krieg wurde er im Nürnberger Prozesss gegen die Hauptkriegsverbrecher angeklagt, aber freigesprochen, weil er vor dem Internationalen Militärgerichtshof Reue demonstrierte und ihm nicht nachgewiesen werden konnte, dass er von den zur Diskussion stehenden Kriegsverbrechen gewusst habe. Anschließend kam er in einer Spruchkammer erneut vor Gericht und wurde dort zu neun Jahren Arbeitslager verurteilt. 1950 kam er durch eine Amnestie vorzeitig aus der Haft, drei Jahre später starb er an einer Krebserkrankung.
Weitere Aufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg: http://swr.li/zweiter-weltkrieg

18.8.1978 Vater Otto Frank über "Das Tagebuch der Anne Frank"

18.8.1978 | An ihrem 13. Geburtstag beginnt Anne Frank, geboren am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main, in Amsterdam ihr Tagebuch zu führen. Es sollte später weltberühmt werden.
Die Familie Frank war bereits 1933 aus Frankfurt in die Niederlande gezogen. Im Juli 1942 flüchtet sie innerhalb von Amsterdam in ein Hinterhaus, um sich vor den Nazis zu verstecken. Versorgt wird die Familie unter anderem von Miep Gies, der früheren Sekretärin des Vaters.
Anne Franks Tagebucheinträge gehen über zwei Jahre, bis zum August 1944. Im September wird die Familie nach Auschwitz gebracht. Männer und Frauen werden getrennt. Anne Frank wird später ins KZ Bergen-Belsen deportiert, wo sie Anfang 1945 stirbt.
Annes Vater Otto Frank bleibt in Auschwitz. Die Befreiung durch die sowjetische Armee rettet ihm das Leben, er überlebt als einziger der Familie.
Nach dem Krieg veröffentlicht er das Tagebuch seiner Tochter. Auf Deutsch erscheint das "Tagebuch der Anne Frank" 1950 und gehört heute zum Unesco-Weltdokumentenerbe.
Doch Neonazis und Rechtsextreme behaupten schon früh, es sei nicht echt. Ende der 1970er-Jahre kommt es deshalb zum Prozess in Hamburg. Otto Frank reist zu diesem Anlass 1978 als Zeuge nach Hamburg und gibt dem NDR am 18. August dieses Interview.
Die Angeklagten im Hamburger Prozess werden 1979 freigesprochen – das Gericht sieht ihre Behauptungen durch das Recht auf freie Meinungsäußerungen gedeckt. Die Echtheit der Tagebücher wird jedoch durch weitere Untersuchungen erhärtet und gilt als erwiesen.

4.2.2000 Erste ÖVP-FPÖ-Regierung – Sanktionen gegen Österreich

4.2.2000 | 1999 war der Durchbruch für die rechtsnationale FPÖ in Österreich. Die erste Koalition aus ÖVP und FPÖ kommt zustande.
Kurzer Blick zurück: Die FPÖ war nach dem Krieg von ehemaligen Nationalisten gegründet worden, hatte sich aber zwischenzeitlich etwas gemäßigt und war in den 1980ern zu einer eher liberalen Partei geworden. Drei Jahre lang war sie sogar in einer Koalition mit der SPÖ. Doch 1986 setzte sich wieder der rechte Flügel durch. Der Rechtspopulist Jörg Haider wurde Parteichef, die Koalition zerbracht. Haider wurde Landeshauptmann von Kärnten und brachte der Partei Erfolge.
1999 bekam die FPÖ fast 27 Prozent der Stimmen. Genauso viele wie die konservative ÖVP. Beide zusammen konnten eine Regierung bilden. Die ÖVP hätte zwar auch mit den bis dahin regierenden Sozialdemokraten koalieren können, wollte das aber nicht. Trotz massiver Proteste im In- und Ausland einigten sich beide Parteien auf eine gemeinsame Regierung unter dem ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel. Jörg Haider triumphiert.
Am 4.2.2000 wird die Regierung schließlich vereidigt – die Proteste sind massiv. Selbst die Zähne des Bundespräsidenten Thomas Klestil knirschen hörbar. Aus Wien berichtet Anke Mai.
Die Beteiligung der europafeindlichen FPÖ stößt im europäischen Ausland auf starke Kritik. Das bekommt Österreich auch zu spüren – die damals noch nur 14 anderen EU-Staaten beschließen diplomatische Sanktionen und reduzieren ihre bilateralen Beziehungen zu Österreich auf ein Mindestmaß. Beim Außenministertreffen am 14. Februar 2000 in Brüssel ist Benita Ferrero-Waldner (ÖVP) regelrecht isoliert, wie Korrespondent Hansjürgen Milhan schildert.
Die Sanktionen gegen Österreich halten jedoch nur wenige Monate. Es wird klar: Sie helfen nicht weiter und stärken sogar noch die FPÖ, da sich die Bevölkerung mit der Regierung solidarisiert. Im September normalisieren die EU-Staaten ihre diplomatischen Beziehungen zu Österreich wieder.

26.1.1942 So entstand "Lili Marleen": Verschollenes Interview mit Lale Andersen aufgetaucht

26.1.1942 | Im Jahr 1939 hat Lale Andersen dieses Soldatenlied gesungen: Lili Marleen. Es wurde ein Mllionenseller und in viele Sprachen übersetzt.
Hier nun etwas Ungewöhnliches im Archivradio: Wir machen einen doppelten Zeitsprung, denn es gibt ein Interview von Lale Andersen vom 26. Januar 1942, in dem sie die Entstehung des Lieds erzählt. Das ist aber nie gesendet worden, sondern gehörte zum Bestand des Freiburger Instituts für Rundfunkwissenschaft.
Erst mehr als 40 Jahre später wurde die Aufnahme gefunden und geriet in die Hände von Stephan Krass, damals Kulturredakteur im Südwestfunk. Stephan Krass wollte die Aufnahme veröffentlichen und erzählte – ähnlich wie im Archivradio – vorher die Geschichte. Ob und wann sein Beitrag gesendet wurde, ist unklar, er wurde nicht archiviert. Aber er hat ihn aufbewahrt. Inzwischen ist er längst im Ruhestand und als er kürzlich bei sich aufräumte, fand er die Aufnahmen wieder.
Stephan Krass erinnert sich: „Für mich war dieses Interview mit Lale Andersen eher ein Zufallsfund. Ich war damals auf der Suche nach erhaltenen Archivbeständen des Freiburger Rundfunkinstituts, weil ich dessen Rolle in der Rundfunkpolitik der Nationalsozialisten beleuchten wollte. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich damals eine Gesprächsrunde zu dem Thema im "Forum im Zweiten" zusammengestellt und moderiert. Die Witwe von Prof. Roedemeyer lebte jedenfalls noch in Freiburg und ich habe sie interviewt. Einer der Teilnehmer war Arnulf Kutsch. Er hatte gerade über das Thema "Rundfunkwissenschaft im Dritten Reich. Geschichte des Instituts für Rundfunkwissenschaft der Universität Freiburg" promoviert.
Die Platte mit dem Lale-Andersen-Interview hat mir ein Winzer in Bickensohl übergeben. In den Kirchturm von Bickensohl im Kaiserstuhl waren ja mehrere Dokumente aus dem Archiv des Rundfunkinstituts ausgelagert worden. Irgendwie muss Lale Andersen dann den Weg zum Winzer gefunden haben. Nun ist sie jedenfalls im Archivradio angekommen, und da wird sie überleben.“
Das also ist die Geschichte einer Aufnahme, die zuerst 40 Jahre verschollen war, dann kurz auftauchte, dann weitere 40 Jahre verschütt ging und die Stephan Krass jetzt dem Archivradio zur Verfügung gestellt hat. Deshalb hören wir zunächst Stephan Krass, wie er in den 1980er-Jahren die Geschichte einer Aufnahme von 1942 erzählt – und dann das historische Interview mit Lale Andersen.
Danke an Christian Collet für den wertvollen Tipp!

1933 bis 1945 Die NS-Zeit

Im Radio verkündet Admiral Dönitz die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht. Damit endet ein Krieg, der zum ersten Mal in der Geschichte auch mit dem Rundfunk als Propagandamittel geführt wurde. Was hat das Radio im Krieg bewirkt?

Medizingeschichte Pandemien und andere Plagen

Die Einführung der Polio-Impfung, die Erkenntnis, dass Rauchen Krebs verursacht, die Identifizierung des Aids-Virus. Alte Radioaufnahmen verraten, wie Deutschland früher mit Pandemien und anderen Plagen umgegangen ist.

SWR2 Wissen: Archivradio SWR2

Migration Fluchtpunkt Deutschland – Vom Kriegsende bis zum Asylkompromiss

Diskussionen über "Integration" und "gerechte Verteilung" von Flüchtlingen gab es schon im Nachkriegsdeutschland, als Millionen Vertriebene in die Bundesrepublik kamen. Gábor Paál im Gespräch mit dem Historiker Ulrich Herbert

SWR2 Wissen: Archivradio SWR2

Geschichte eines Bundeslands Wie das Saarland zu Deutschland kam

Nach dem Krieg war das Saarland zehn Jahre lang ein eigenständiger Staat unter Aufsicht des französischen Hochkommissars. Erst 1957 wurde es Teil der Bundesrepublik Deutschland.