Deutschland: Fusion von Osiander und Thalia steht nichts mehr im Weg
Am 19. November 2020 gab das Bundeskartellamt seine Zustimmung zur Fusion der beiden Buchhandelsketten Thalia und Osiander in einer Pressemeldung bekannt. Thalia ist mit 312 Geschäften bundesweit die größte Buchhandelskette in Deutschland, dazu kommen über 30 Buchhandlungen in Österreich und sie ist Anteilseigner des Schweizer Buchhandelskonzerns Orell Füssli Thalia AG. Osiander betreibt 72 Buchhandelsfilialen, vorwiegend in Süddeutschland.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, begründete die Entscheidung damit, dass es zu keiner Wettbewerbsbehinderung für Verbraucher*innen und Verlage käme, weil mit Online-Handel und anderen kleineren und mittleren Sortimentsbuchhändler*innen Einkaufs- und Vertriebsalternativen bestünden.
Für Christian Riethmüller, Vorsitzender der Geschäftsführung der Osiander GmbH, ist dies im SWR2 Gespräch der springende Punkt: Hauptkonkurrenten der großen Buchhandlungen in Deutschland seien nicht andere Buchhändler, sondern multinationale Online-Konzerne wie Amazon. Die geplante gemeinsame Vertriebsgesellschaft solle die Buchhandlungen gegenüber dem Online-Handel stärken.
Kartellamt: Kooperation muss eventuell mittelfristig geprüft werden
Kartellamtspräsident Mundt gibt dazu jedoch zu bedenken: „Das Vorhaben führt – trotz der Betonung der kooperativen Aspekte in der Außendarstellung – dazu, dass Thalia die Kontrolle über die Buchhandelsaktivitäten von Osiander erwirbt. Gleichzeitig ist bekannt, dass Thalia weitere Bucheinzelhändler in eine gemeinsame Plattform einbinden möchte.“ Diese Frage müsse vielleicht zukünftig je nach konkreter Fallkonstellation noch kartellrechtlich geprüft werden.
In Deutschland machen Online-Handel und sonstige Verkaufsstellen für Bücher, wie Tankstellen und Supermärkte, insgesamt ein Drittel des Gesamtvertriebs an Büchern aus, so das Kartellamt – auch wenn sie traditionell nicht zum Sortimentbuchhandel gezählt werden würden.
Frankreich: Kontaktloses Abholsystem bei lokalen Buchhandlungen
In anderen europäischen Ländern kämpfen die Buchhändler*innen ebenfalls: In Frankreich mussten Buchhandlungen schließen, nachdem der Verkauf „nicht essentieller“ Produkte im zweiten Lockdown vorläufig verboten wurde. Die Entscheidung führte zu heftigen Diskussionen und einer Petition, die die Wiederöffnung der Buchhandlungen fordert. Um das Verbot zu umgehen, führten viele Buchhandlungen ein kontaktloses Click-and-collect-System ein, bei dem Bücher online über die Läden vorbestellt und lokal abgeholt werden können.
Nach mehreren Wochen stellt sich jedoch die Ermüdung ein, die Kosten für den Personaleinsatz decken sich bei weitem nicht mit den Click-and-collect-Verkäufen. Eine mögliche Wiederöffnung zum 27. November wird aktuell diskutiert, bestätigt ist sie noch nicht.
Österreich: Waffen ja, Bücher nein
Auch in Österreich müssen Buchhandlungen im erneuten Lockdown schließen – dort ist nach aktueller Rechtslage allerdings kein Click-and-collect-System möglich: Wer Bücher will, muss im Online-Handel kaufen. Für besondere Polemik sorgte die Tatsache, dass Waffenläden hingegen als „systemrelevante“ Geschäfte weiterhin geöffnet bleiben.