Über 20 Jahre lang war Gabriele Stangl als Seelsorgerin an einem Berliner Krankenhaus tätig. Im Jahr 2000 hat sie die weltweit erste Babyklappe an einer Klinik eingeführt. Wie vielen Kindern sie damit das Leben gerettet hat, weiß niemand.
Keine "Rabenmütter"
Wer sein Kind in einer Babyklappe ablegt, ist keine "Rabenmutter". Davon ist Gabriele Stangl überzeugt. Es sind Frauen, die keine Chance sehen, ihr Baby selbst großzuziehen, die es alleine zur Welt gebracht haben, in einer Partnerschaft voller Gewalt leben, vergewaltigt wurden oder einfach zu arm oder zu jung sind. Frauen, die wollen, dass es ihrem Kind mal besser geht als ihnen und die Scheu haben, zum Amt zu gehen und ihre Identität offenzulegen.
Umstritten
Schon als sie die Babyklappe einführte, musste sich Gabriele Stangl gegen Vorwürfe wehren: Man würde es den Müttern mit der Babyklappe zu leicht machen, sich ihres Kindes zu entledigen. Die Kinder hätten keine Chance, sich normal zu entwickeln, wenn sie wüssten, dass ihre Mütter sie in der Babyklappe abgelegt hätten und keine Chance hätten, Kontakt zu diesen Müttern aufzunehmen. Sie würden zu "seelischen Krüppeln".
Herzenskinder
Gabriele Stangl weiß, dass es nicht so ist. Die Kinder sind "Herzenskinder" für die Menschen, die sie adoptiert haben und auch für Gabriele Stangl. Zu vielen von ihnen ist sie nach wie vor in Kontakt und ist stolz wie eine "echte" Mama, wenn sie sieht, wie sich ihre Schützlinge entwickelt haben. Für ihr Engagement wurde die Pastorin 2011 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.