Mehr Wertschätzung, weniger Bürokratie: Damit wäre dem Handwerk geholfen. Eine internationale Studie hat im letzten Jahr festgestellt, dass Handwerksberufe für junge Menschen nirgendwo so unattraktiv sind wie in Deutschland.
Azubis dringend gesucht Ausbildungen in BW: Tausende offene Stellen im Handwerk
Das neue Ausbildungsjahr startet mit mehr Azubis als noch im vergangenen Jahr. Trotzdem bleiben viele Stellen frei. Das Handwerk wünscht sich mehr Unterstützung von der Politik.
Nachwuchs und Fachkräfte im Handwerk gesucht
Häufig genannte Kritikpunkte waren das Image, die Karrierechancen und die Bezahlung. Deshalb soll der Nachwuchs früh und überall angesprochen werden. So wünscht sich der Handwerkstag Baden-Württemberg mit Hauptgeschäftsführer Peter Haas etwa vom Kultusministerium, dass es in Zukunft auch an Gymnasien ein größeres Angebot für die praktische Berufsorientierung für potentielle Fachkräfte gibt und nicht nur über mögliche Studiengänge informiert wird.
Bei uns war damals schon klar, ihr macht hier Abi, ihr geht studieren. Und das ist jetzt über 30 Jahre her, es hat sich aber grade an Gymnasien wenig geändert.
Auch die Aufstiegschancen seien im Handwerk gegeben – und der Verdienst sei besser, als viele denken, so Haas.
Wir sehen das ja auch bei Gehaltsvergleichen, dass jemand, der heute mit einem Meister unterwegs ist, teilweise mehr verdient, als jemand, der mit einem Bachelor ins Berufsleben startet.
Attraktives Angebot am Bodensee Ausbildungsbetrieb mit 4-Tage-Woche: Mehr Bewerber als Stellen
Ein Handwerksbetrieb in Überlingen hatte auch in diesem Jahr doppelt so viele Bewerber wie Ausbildungsplätze. Klempnermeister Alfred Keller konnte sich neue Azubis aussuchen.
Peter Haas: Zu viel Bürokratie im Handwerk
Aber auch in Sachen Bürokratieabbau fehlt Haas ein klarer Plan, wie das Land in zehn Jahren aussehen soll. Mindestens die Hälfte aller Vorgaben müsse weg, es brauche mehr Eigenverantwortung, weniger sinnloses Dokumentieren. Rund 16.000 Menschen haben zu diesem Ausbildungsstart in Baden-Württemberg eine handwerkliche Lehre begonnen. Mehr als im vergangenen Herbst. Trotzdem bleiben etwa 3.000 Ausbildungsplätze auch in diesem Jahr unbesetzt.
Es gibt jetzt immer noch eine Chance, auch wenn das Ausbildungsjahr schon angefangen hat, einzusteigen.
Vereinzelt seien Betriebe sogar gewillt, noch bis Weihnachten neue Azubis aufzunehmen, so Haas.
Ausbildung trotz schlechter Noten
Ein anderes großes Problem, ist dass viele Azubis mit schlechten Noten von den Schulen kommen. Handwerksmeister beschweren sich immer wieder, dass viele der jungen Menschen nicht richtig rechnen, lesen oder schreiben könnten. Im Zweifel verzichten die Chefs dann oft auf einen Azubi und lassen die Stelle unbesetzt.