Duale Ausbildung und Handwerk contra Bildungsfalle
Schon lange macht sich Prof. Julian Nida-Rümelin für duale Ausbildung und das Handwerk stark. Bereits 2013 mahnte er den Akademisierungswahn an, der in eine Bildungsfalle führe.
Wir machen einen großen Fehler, wenn wir die intellektuelle Bildung als eigentliche Bildung sehen. Manche können besser Differenzialgleichungen lösen, [...] alles überhaupt nicht zu kritisieren. Aber die systematische Abwertung des Handwerks, das führt uns auf Abwege.
Julian Nida- Rümelin fordert Respekt und Gleichwertigkeit für sämtliche Arten der beruflichen Bildung. Bis zum Jahr 2030 werden nach diversen Studien neun Millionen Facharbeiterstellen nicht besetzt werden können - ein riesiger Fachkräftemangel. Das komme einem ökonomischen Desaster gleich, so Prof. Nida-Rümelin. Er appelliert besonders an die Schulen, diese Gleichwertigkeit aller Berufe von Anfang an zu vermitteln.
Es kann nicht sein, dass Schülern, die an Gymnasien sind, vermittelt wird, sie bräuchten überhaupt kein Interesse an diesem Berufsbereich [Handwerk] haben.
Weniger Akademiker, mehr Facharbeiter: Mangel an Auszubildenden
Auch in Baden-Württemberg sind zum neuen Ausbildungsjahr viele Stellen noch unbesetzt. Viele Betriebe suchen händeringend neue Talente und stellen auch nach dem ersten September noch Auszubildende ein.
Wir haben jetzt einen Nachwuchsmangel in diesem Bereich, der ist eklatant und den hätte man sich sparen können.
Raumausstattermeisterin Hanna und Zimmerermeister David Schaaf | 15.9.2022 Wie kann das Handwerk wieder attraktiv werden?
Das Handwerk kämpft mit Fachkräftemangel und fehlenden Azubis. Trotz allem lieben Hanna und David Schaaf ihren Beruf. Das ist der Grund.
Von 1998-2002 war Prof. Nida-Rümelin Kulturstaatsminister. Er war Lehrstuhlinhaber für philosophie und politische Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2021 wurde er Gründungsrektor der Humanistischen Hochschule Berlin. Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrats.