Redensart

Warum haben Adelige "blaues Blut"?

Stand
Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Audio herunterladen (1,3 MB | MP3)

Blaue Adern schimmern durch die vornehm blasse Haut

Der Ausdruck "blaues Blut" hat seinen Ursprung wohl in Spanien ("sangre azul"). Das hat mit den Adern zu tun, die bläulich durch die Haut schimmern. Die Spanier haben ja im Schnitt etwas dunklere Haut als die Mittel- und Nordeuropäer. Allerdings hat der spanische Adel viele nordeuropäische Einflüsse. Das ging los mit den westgotischen Königen, später kamen dann die Habsburger. Dieser Adel war somit etwas blasser als der Rest der Bevölkerung. Und er tat einiges, um blass zu bleiben, denn Blässe galt früher als etwas Nobles. Also mieden die Adligen das Sonnenlicht. Die Folge dieser betonten Blässe war, dass die Adern der Adeligen besonders auffallend – und eben blau – durch die Haut schimmerten.

Spanischer Adel hebt sich durch noble Blässe vom Volk ab

Manche Adelsforscher behaupten auch, dass gerade nach der Reconquista – der Vertreibung der Mauren – viele Adlige darauf geachtet hätten, dass man ihre blauen Adern auch schön sieht, damit klar ist, wie "reinblütig" sie sind, dass sie nicht irgendwelche maurischen, dunklen Einflüsse haben – die Welt war damals ja doch noch etwas rassistischer als heute.

Bluterkrankheit im europäischen Adel

Eine zweite Erklärung geht in eine ähnliche Richtung und bringt die Bluterkrankheit ins Spiel, die in den europäischen Adelshäusern relativ häufig auftritt. Vor allem in der Erbfolge der berühmten Königin Victoria von England. Bei ihr ist belegt, dass sie Trägerin des Bluter-Gens war. Ihr Sohn Leopold war Bluter, und er und zwei weitere Töchter haben es ihrerseits weitergegeben.

In der Nachkommenschaft von Victoria geht ja auch ein Zweig nach Spanien. Victorias Enkelin Eugenie vermählte sich mit dem spanischen König Alfonso XIII. und ist somit Urgroßmutter des heutigen spanischen Königs Felipe VI. Zumindest dessen Großvater war ebenfalls Bluter, so viel weiß man.

In diesem ganzen verzweigten viktorianischen Adelsgeschlecht, das von Spanien bis zu den russischen Zaren reichte, tritt die Bluterkrankheit also relativ gehäuft auf. Nun ist das Blut von Blutern auch nicht "blauer" als anderes. Aber: Bluter sind gelegentlich blasser. Einfach auch deshalb, weil sie sich – vor allem früher – weniger draußen aufhielten, um sich vor möglichen Verletzungen zu schützen. So könnte auch bei ihnen die durchschimmernden Adern ein besonders auffallendes Merkmal gewesen sein.  

Der Haken an dieser Erklärung ist allerdings der Zeitpunkt: Die Hochzeit von Eugenie mit Alfonso erfolgte 1906. Aber der Ausdruck "blaublütig" oder "blue blood" im Englischen hatte sich offenbar schon knapp hundert Jahre zuvor etabliert. Insofern hätte der "Blutereffekt" allenfalls das Bild vom "blaublütigen" Adel unterstützt.

Monarchie Gilt eine falsch herum aufgeklebte Briefmarke in Großbritannien als Majestätsbeleidigung?

Tatsächlich gibt es in Großbritannien den "Treason Felony Act" – also ein Gesetz, das Angriffe auf die Monarchie als Hochverrat wertet. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Sprachgeschichte Woher kommt: "Dem fällt kein Zacken aus der Krone"?

Ursprünglich geht es hier um den Brautkranz. Der Brautkranz ist ja oft mit schönen Steinen oder Perlen geziert. Da galt es als besonders übles Zeichen, wenn ein Stein aus dieser Brautkrone herausfiel. Von Rolf-Bernhard Essig

Redewendung Man sagt: "Das kommt mir spanisch vor." Warum nicht italienisch oder französisch?

Als Karl V. im Jahr 1519 zum König von Deutschland gewählt wurde, zog er mit seinem spanischen Hofstaat nach Deutschland. Zur Verwunderung der Deutschen. Karl sprach nicht gern Deutsch und wenn, dann nur mit seinem Pferd. Von Rolf-Bernhard Essig

Redewendung Woher kommt die Redewendung "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing"?

Minnesänger zogen früher von Hof zu Hof, um mit Singen für ihren Unterhalt zu sorgen. Und da war es besser, den Grafen oder Fürsten, dem der Hof gehörte, nicht zu verärgern. Von Rolf-Bernhard Essig

Rassismus Warum gibt es keine "Menschenrassen" – Tierrassen gibt es doch auch?

Der Vergleich mit Tierrassen führt in die Irre. Und auch die Genetik hat die Idee von Menschenrassen widerlegt. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Derzeit gefragt

Redewendung Man sagt: "Das kommt mir spanisch vor." Warum nicht italienisch oder französisch?

Als Karl V. im Jahr 1519 zum König von Deutschland gewählt wurde, zog er mit seinem spanischen Hofstaat nach Deutschland. Zur Verwunderung der Deutschen. Karl sprach nicht gern Deutsch und wenn, dann nur mit seinem Pferd. Von Rolf-Bernhard Essig

Hygiene Wie sollte man Perlatoren und den Duschkopf reinigen?

Kalk ist eine gute Grundlage für mikrobielles Wachstum und schafft eine große Oberfläche. Mit der Säure, die man benutzt, um den Kalk wegzumachen, holt man die Mikroben heraus. Von Markus Egert | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Linguistik Wie hat sich die Grammatik von Sprachen entwickelt?

Die Sprachentwicklung sieht man anhand von Spuren. Die Vergangenheitsform lautete zum Beispiel früher: "Ich reden tat", die heute zu dem Wort "redete" mit Endung verschliffen ist. Von Gábor Paál. Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redensart Warum haben Adelige "blaues Blut"?

Der Ausdruck "blaues Blut" hat seinen Ursprung wohl in Spanien ("sangre azul"). Das hat mit den Adern zu tun, die bläulich durch die Haut schimmern. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redewendung Woher kommt die Redewendung "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing"?

Minnesänger zogen früher von Hof zu Hof, um mit Singen für ihren Unterhalt zu sorgen. Und da war es besser, den Grafen oder Fürsten, dem der Hof gehörte, nicht zu verärgern. Von Rolf-Bernhard Essig

Sexualität Wie entsteht Homosexualität?

Eine endgültige Erklärung gibt es noch nicht, aber es sieht so aus, dass Homosexualität zwar in gewisser Weise angeboren ist, aber trotzdem nicht direkt vererbt wird. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Klima Versprühen Flugzeuge am Himmel Aluminium, um eine weitere Klimaerwärmung zu verhindern?

Nein, stimmt nicht. Es ist eine Verschwörungstheorie, die sich seit Jahren hält: Die „bösen Amerikaner“ sprühen, damit sie an ihrer Klimapolitik nichts ändern müssen, stattdessen Metalle in die Atmosphäre, sodass die die Sonnenstrahlen reflektieren und sich das Klima auf diese Weise wieder abkühlt ... Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.