Geschichte

Schwarz-Rot-Gold: Wie entstand die deutsche Nationalflagge?

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Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Die Kombination Schwarz-Rot-Gold entstand vor gut 200 Jahren. Doch wofür stehen die Farben?

Schwarz-Rot-Gold: eher zufällig entstanden

Die Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold entstanden in dieser Kombination vor ungefähr 200 Jahren, und zwar in der Zeit, als sich die verschiedenen deutschen Länder von Napoleon und der französischen Besatzung befreien wollten. Es gab in diesen Befreiungskriegen zwischen 1813 und 1815 eine Freiwilligeneinheit innerhalb des Preußischen Heeres – das sogenannte Lützowsche Freikorps. Lützow war der Name des Heerführers.

Schwarz

Die Kämpfer trugen eine schwarze Uniform. Das hatte ganz praktische Gründe, denn es waren ja Freiwillige, die ihre Ausrüstung selbst mitbrachten. Dafür haben sie ihre vorhandene Bekleidung eingefärbt – und das geht am einfachsten, wenn am Ende schwarz herauskommen soll.

Gold und Rot

An der Uniform waren außerdem Messingknöpfe angebracht – die gab’s überall, und die hatten eine goldene Farbe. Rot wiederum war die Abzeichenfarbe – das ist die Farbe, die z.B. an Ärmelaufschlägen sichtbar war; diese war bewusst als Erkennungszeichen gewählt.

Während der Befreiungskriege machten sich die Menschen natürlich auch Gedanken: Was kommt danach? – Da reifte vor allem in Preußen die Idee eines deutschen Nationalstaates, vor allem unter Studenten. Diese wiederum vereinigten sich in sogenannten Urburschenschaften.

Die Jenaer Urburschenschaft

Von denen gab es auch eine in Jena, und viele dieser Studenten haben auch im Lützowschen Freikorps gekämpft und von dort diese Farben Schwarz-Rot-Gold übernommen. Ihre erste Fahne hatte zwei rote und einen schwarzen Streifen, darüber einen goldenen Eichenzweig.

In dem Moment wurden tatsächlich die Farben als deutsche Symbole verwendet. Die älteste Erwähnung ist ein Lied des Kieler Studenten August Daniel von Binzer mit dem Text "Stoßt an, Schwarz-Rot-Gold lebe!"

Eine offizielle schwarz-rot-gold-gestreifte Flagge hatten offenbar ab ca. 1820 als erstes die Fürstentümer Reuß (ältere Linie und jüngere Linie) im heutigen Thüringen, die beide 1815 Mitglieder des Deutschen Bundes wurden.

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Nachträglich symbolisch aufgeladen

So hatten die Farben also zunächst keine symbolische Bedeutung. Die wurde erst später hinein interpretiert, und zwar auf zwei Weisen. Zum einen wurden die Farben symbolisch aufgeladen. Man hat dann gesagt: Das Schwarz steht für die dunkle Nacht der Besatzungszeit, das Gold für die Morgenröte am Horizont, und das Rot für das Blut, das für die Befreiung vergossen wurde. Aber nach allen Quellen waren die Farben zuerst da, und dann erst wurden sie symbolisch aufgeladen.

Bezug zum Heiligen Römischen Reich?

Der zweite Bezug, der nachträglich hergestellt wurde, war der zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Auch da gibt es Wappen mit schwarzem Reichsadler auf goldenem Schild mit roten Gliedmaßen – aber das waren keine offiziellen Nationalfarben. Diese alten Wappen waren nicht der Grund dafür, dass sich Urburschen die Farben Schwarz-Rot-Gold zu eigen machten. Sie hatten diese Farben einfach und irgendwann fiel jemandem auf: Diese Farben finden sich schon im alten Kaiserreich – und so wurde eine Tradition hineingedeutet, die gar nicht da war.

Deutsche Trikolore

Zur deutschen Flagge gehören aber nicht nur die Farben, sondern auch, dass diese in Form von drei Streifen angeordnet sind. Solche Flaggen nennt man Trikolore. Die gibt es schon viele Jahrhunderte, aber durch die Französische Revolution waren sie im 19. Jahrhundert ziemlich populär. Alle möglichen Befreiungsbewegungen gaben sich Flaggen mit drei Streifen. Nun hatten die Franzosen Blau-Weiß-Rot senkrecht, und als Gegenmodell gaben sich die Deutschen Nationalstaatsbefürworter (und später der Deutsche Bund) horizontale Streifen mit ihren Farben Schwarz-Rot-Gold.

Bedeutung der Flagge hat sich gewandelt

Die Schwarz-Rot-Goldene Flagge war zunächst ein Symbol für die Idee einer national vereinigten Republik, verbunden mit der Idee der Freiheit von ausländischen Besatzern; zwischenzeitlich auch aufgeladen mit völkischen großdeutschen Ideen.

Sie war nicht primär ein Symbol für Demokratie oder internationale Offenheit. Dafür stehen die Farben erst heute, nach einer langen wechselvollen Geschichte. Denn die Flaggenfarben waren immer wieder abgeschafft worden, erst vom Kaiserreich 1871 – auf das die Reichskriegsflagge zurückgeht – dann nach dem Ersten Weltkrieg wieder eingeführt in der Weimarer Republik, abgeschafft vom Nationalsozialismus und anschließend wieder eingeführt. Dies übrigens in beiden deutschen Staaten – in dem Punkt waren sie sich einig – trotz des kleinen Unterschieds mit Hammer und Zirkel im Osten.

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