Evolution

Warum bekommen wir im Gesicht keine Gänsehaut?

Stand
Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Zusammengefasst kann man sagen: weil unser Gesicht ohnehin relativ kälteunempfindlich ist.

Gänsehaut entsteht, weil sich um jede unserer Haarwurzeln herum ein kleiner Muskel befindet, der sogenannte Haarbalgmuskel. Wenn der sich zusammenzieht, erhebt sich der Haarfollikel, also die Einstülpung, in die das Haar eingebettet ist. Die Folge: das Haar steht ab.

Auslöser für Gänsehaut: Kälte und Angst

Die wichtigste Ursache für Gänsehaut ist Kälte. Bei Kälte sorgt die Gänsehaut zum einen dafür, dass diese Muskeln aktiviert werden, und Muskelaktivität erzeugt immer ein bisschen Wärme. Außerdem sorgt die Gänsehaut dafür, dass die Haare abstehen. Dadurch wurde ursprünglich das Haar oder Fell etwas fülliger. Beim Menschen ist das leider nicht mehr der Fall – da passiert eher das Gegenteil: Wenn unsere wenigen Körperhaare abstehen, hat der kalte Wind im Zweifel noch leichteres Spiel – aber das ist nun mal ein Erbe der Evolution.

Ein zweiter Auslöser für Gänsehaut ist Angst. Hier sagt die gängige Theorie: Die Gänsehaut war für unsere Vorfahren dann nützlich, wenn man einem feindlichen Tier oder auch Artgenossen gegenübersteht. Denn wenn sich die Haare aufstellen, wirkt man ein bisschen größer und bedrohlicher. Und wenn das dazu führt, dass das feindliche Gegenüber einen nicht angreift, kann das ein Überlebensvorteil sein.

Gesicht ist weniger kälteempfindlich

Aber das war eine sekundäre Funktion, die ursprüngliche Funktion der Gänsehaut war wirklich die Reaktion auf Kälte. Vor dem Hintergrund wird vielleicht klarer, warum wir im Gesicht normalerweise keine Gänsehaut kriegen: Das Gesicht ist eh schon abgehärtet. Weil weite Teile des Gesichts kaum behaart sind – und das ist ja bei Affen auch schon so – ist das Gesicht nicht so kälteempfindlich wie der Rest des Körpers. Deswegen ist es die letzte Stelle des Körpers, die wir im Winter verhüllen würden – nach den Händen. Und deshalb hat die Evolution es sozusagen gar nicht für nötig befunden, uns im Gesicht und auf den Händen mit der Option der Gänsehaut zu versorgen. Das heißt, die Haarbalgmuskeln im Gesicht sind zurückgebildet. Sie sind nicht ganz weg, deshalb bekommen manche Menschen noch eine abgeschwächte Form von Gänsehaut im Gesicht, aber längst nicht so ausgeprägt wie an Armen oder Beinen.

Psychologie Wann und warum löst Musik Gänsehaut aus?

Mindestens die Hälfte der Menschen kennt Gänsehaut, wenn sie bestimmte Musik hört. Häufig setzt die Gänsehaut ein, wenn der Refrain beginnt, die Musik auf einen Höhepunkt zusteuert oder wenn sie bei Nahaufnahmen im Film eingesetzt wird. Von Gábor Paál

Evolution Warum schrumpeln Finger, wenn sie lange im Wasser sind?

Die Standarderklärung lautet, dass Hornhaut aufquillt. Doch möglicherweise steuert der Körper auch aktiv das Schrumpeln. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Kälteempfinden Warum frieren manche schneller als andere?

Menschen nehmen Kälte unterschiedlich wahr. Das hat mit dem Körperbau zu tun. Aber das Kälteempfinden hängt auch von äußeren Umständen ab – die man beeinflussen kann. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Körper Warum verlieren wir im Herbst mehr Haare als sonst?

Ein Haar wächst meist 2 bis 6 Jahre lang. Diese Zeit des Wachstums heißt "Anagen". Was aber ist der Grund für die Ruhephase im Spätsommer? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redensart Warum haben Adelige "blaues Blut"?

Der Ausdruck "blaues Blut" hat seinen Ursprung wohl in Spanien ("sangre azul"). Das hat mit den Adern zu tun, die bläulich durch die Haut schimmern. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Derzeit gefragt

Architektur Gab es Sounddesign schon in frühen Hochkulturen?

Von Klangarchitektur in Theatern bis hin zu künstlicher Erzeugung von Geräuscheffekten – die gezielte Raumakustik gibt es bereits seit der Steinzeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Redewendung "Passt wie die Faust aufs Auge" – Woher kommt das und ist es positiv oder negativ gemeint?

Diese Redewendung ist schon sehr alt; sie ist spätestens im 15. Jahrhundert gebräuchlich. Im Lauf der Zeit erlebte sie einen Bedeutungswandel. Von Rolf-Bernhard Essig

Architektur Warum haben manche Kathedralen zwei Türme, andere nur einen?

Die Zweiturmfassade war eine "Fassade des Anspruches"; damit wurde die Bedeutung des Ortes aufgezeigt. Deshalb hat sich für Kathedralen fast immer die Zweiturmfassade durchgesetzt, während die Bürgerkirchen sich meist mit einem Turm zufriedengaben. Von Barbara Schock-Werner

Zeitgeschichte Gab es Zusagen an Moskau, die NATO nicht nach Osten zu erweitern?

Wurde in den Verhandlungen 1990 eine entsprechende Zusage getroffen? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.