Grüner und schwarzer Tee stammen beide von "Camelia sinensis"
Das kann man so nicht sagen. Erstmal vorweg: Viele Leute glauben noch, bei grünem und schwarzem Tee handelt es sich um unterschiedliche Pflanzen. Das haben tatsächlich auch früher die europäischen Botaniker geglaubt, bis ein schottischer Spion, Robert Fortune, der Mitte des 19. Jahrhunderts in China unterwegs war, die Wahrheit ans Licht brachte: dass nämlich grüner und schwarzer Tee aus derselben Pflanze gewonnen werden ("Camellia sinensis") und sich ausschließlich in der Verarbeitung unterscheiden.
Heute wird oft gesagt, schwarzer Tee sei im Gegensatz zum Grünen "fermentiert", und daraus schließen manche, dass grüner Tee ursprünglicher oder eben "natürlicher" wäre. Das ist aber ein Trugschluss.
Grüner Tee enthält noch viele Catechine
Richtig ist: Grüner Tee hat noch die Farbe der grünen Blätter und er enthält noch viele der im Teeblatt enthaltenen Catechine – das sind die Substanzen, die für viele angeblich gesundheitsfördernde Wirkungen des Grünen Tees verantwortlich gemacht werden. Ich sage "angeblich", weil in den meisten Fällen die wissenschaftlichen Belege fehlen – dieser Frage widmen wir uns hier ausführlich:
Gesundheit Wie gesund ist Tee? – Mythen und Wahrheiten
Ständig erscheinen neue verheißungsvolle Studien: Grüner Tee sei gesund und beuge sogar Krankheiten wie Alzheimer und MS vor. Aber was ist wirklich dran?
Beim Schwarzen Tee wiederum haben sich diese Catechine in andere Substanzen verwandelt, der Tee wird dadurch braun.
Schwarztee: rohe Teeblätter trocknen und oxidieren
Doch auch wenn das oft so bezeichnet wird, handelt es sich bei diesem Vorgang nicht um eine echte Fermentierung. Das wäre nur dann der Fall, wenn Mikroorganimen im Spiel wären, die man extra hinzugibt, wie etwa bei der Herstellung von Käse oder Sauerkraut. Das passiert beim schwarzen Tee gerade nicht. Der entsteht vielmehr von selbst, indem man die rohen Teeblätter bis zu einem gewissen Grad trocknen lässt, dann oxidieren die von selbst und werden braun – ähnlich wie ein angeschnittener Apfel, der der Luft ausgesetzt ist. Dieses Oxidieren ist also auch ein "natürlicher" Vorgang, wenn so will.
Beim grünen Tee wird das Oxidieren verhindert
Will man dagegen grünen Tee erhalten, muss man einen zusätzlichen Zwischenschritt einbauen, um das Oxidieren zu verhindern. Das macht man, indem man die Blätter nach dem ersten Welken bei hohen Temperaturen dämpft oder röstet. Dieser Schritt deaktiviert die Enzyme, die andernfalls das Oxidieren einleiten.
Insofern ist es Ansichtssache. Man kann sagen: Der grüne Tee ist "natürlicher", weil er in seiner Zusammensetzung mehr dem des ursprünglichen Blatts entspricht. Aber, um ihn zu erhalten, muss man die Blätter einem zusätzlichen Verarbeitungsschritt unterziehen. Man könnte also auch umgekehrt sagen: Der schwarze Tee ist auf eine "natürliche" Weise oxidiert, die beim grünen Tee verhindert wird. Das ist letztlich Wortklauberei.
Pu-Erh-Tee wird fermentiert
Es gibt auch Tee, der wirklich fermentiert ist – wo also Mikroorganismen mit im Spiel sind. Das ist der berühmte Pu-Erh-Tee. Bei ihm werden die Teeblätter in Form gepresst und getrocknet. So bleibt der Tee jahrelang haltbar und bekommt durch die Mikroorganismen – vor allem Pilze sind hier beteiligt – im Laufe der Zeit eine eigene Geschmacksnote, die den Tee ganz anders schmecken lässt als Grüntee oder Schwarztee.
Ernährung Ist grüner Tee "natürlicher" als schwarzer?
Heute wird oft gesagt, schwarzer Tee sei im Gegensatz zum Grünen "fermentiert", und daraus schließen manche, dass grüner Tee ursprünglicher oder eben "natürlicher" wäre. Das ist aber ein Trugschluss. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Sprache Warum heißt Tee in manchen Ländern "Chai" oder "Cha"?
Das ist ein interessantes Phänomen und erzählt viel über die Kolonialgeschichte. Tee heißt auf Persisch Chai, ähnlich klingt der Name im Arabischen oder im Türkischen – Çay. Aber Chay heißt er auch in Russland, der Ukraine und in den Balkanstaaten. Doch dann gibt es plötzlich eine Sprachgrenze. Auf Deutsch heißt er eben Tee, auf Englisch "tea". Auf Französisch, Spanisch, aber auch auf Schwedisch und Finnisch wird das Getränk zwar unterschiedlich geschrieben, aber überall mehr oder weniger immer als "Tee" ausgesprochen. So lassen sich fast alle Länder der Welt in zwei Schubladen sortieren. In der einen spricht man das Getränk "Te" oder so ähnlich aus. In der anderen ist es eine Variante von Chay, Cay oder Cha. Das ursprüngliche chinesische Wort war aber das gleiche, so erklärt es der Kieler Tee-Historiker Martin Krieger. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Teeanbau Ist Tee immer handgepflückt oder kommen auch Erntemaschinen zum Einsatz?
Der meiste Tee auf der Welt wird per Hand gepflückt, weil man von jedem Zweig nicht mehr als zwei bis drei Blätter abpflückt. Das können professionelle Pflückerinnen und Pflücker sehr gut, während es sehr schwer ist, diese Feinheiten einer Maschine beizubringen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Teeanbau Warum ist Darjeeling-Tee so besonders?
Der Tee mit dem besonderem Geschmack wird in Höhen von bis zu 2.000 Metern im Vorhimalaya angebaut.
Gesundheit Ist grüner Tee wirklich so gesund?
Grüner Tee soll sehr gesund sein und gegen Alzheimer, Parkinson und sogar Krebs vorbeugen. Doch stimmt das wirklich? Die Beweislage ist ziemlich dünn. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Gesundheit Fördert heißer Tee Speiseröhrenkrebs?
Ganz allgemein gesprochen: Ja. Aber, wenn man die Studien genauer liest, stellt sich der Zusammenhang längst nicht so dramatisch dar, wie es teilweise auch im Internet zu lesen ist. Die meisten Teetrinker dürften davon nicht betroffen sein. Das Gleiche gilt übrigens auch für Kaffeetrinker – denn auch wenn die Studien mit Tee durchgeführt wurden, wird der Effekt ausschließlich auf die Temperatur zurückgeführt, nicht auf das Getränk als solches.
Bekannt wurde vor einigen Jahren eine Langzeitstudie aus dem Iran, die zu dem Ergebnis kam: Wer täglich mehr als 0,7 Liter heißen Tee mit einer Temperatur von mehr als 60°C trinkt, hat ein fast doppelt so großes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, als der Rest der Bevölkerung. Genauer geht es um eine bestimmte Form von Speiseröhrenkrebs, das Plattenepithelkarzinom. Es gibt auch noch eine Studie aus Japan, die in eine ähnliche Richtung weist wie die aus dem Iran. Mehr Tee-Wissen für Euch: http://x.swr.de/s/teewissen | Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Anregen oder beruhigen Wie lange sollte Tee ziehen? Wirkt lang gezogener Tee beruhigend?
Wie lang ist die ideale Ziehzeit von Tee und wann wirkt er beruhigend? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Körper Tee und Kaffee sorgen für Harndrang und kalte Füße – warum?
Tee wärmt von innen, aber wenn Hände und Füße nach einer Weile kalt werden, ist der schöne Effekt dahin. Und dann muss man meist bald aufs Klo. Warum? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Ernährung Sind Teebeutel aus Kunststoff gesundheitlich bedenklich?
Seit Jahren wird Tee verstärkt in Kunststoffbeuteln angeboten. Teebeutel wie früher aus einfacher Zellulose, also Papierfasern, gibt es weniger. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Kulturgeschichte Alles über Teekannen, -Tassen und -Stövchen
Die Gründe dafür sind historisch und lassen sich aus der traditionellen Zubereitung von Kaffee und Tee herleiten.
Geschichte Wer hat wann den Teebeutel erfunden?
Lange verschickten Teehändler ihre Ware in schweren, teuren Blechdosen. Die Idee, Tee in kleinen Beuteln aufzubrühen, entstand eher zufällig. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Ernährung Wie heiß sollte das Wasser sein, mit dem man den Tee brüht?
Ein oft gehörter Ratschlag lautet: Schwarzen Tee solle man mit kochendem Wasser übergießen, bei grünem Tee dagegen soll das Wasser nicht heißer sein als 60 bis 80 Grad. Doch die Meinungen darüber gehen auseinander. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
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Tee oder Kaffee - was ist besser für die Umwelt? Für die Nachhaltigkeit spielen Wasserverbrauch und der CO2 Fußabdruck eine Rolle.