Grüner Tee soll sehr gesund sein und gegen Alzheimer, Parkinson und sogar Krebs vorbeugen. Doch stimmt das wirklich? Die Beweislage ist ziemlich dünn.
Teetrinker leben gesundheitsbewusster
Was sind die "Beweise"? Zum einen, dass Grünteetrinker länger leben und etwas seltener Krebs bekommen. Das kann aber auch ganz andere Gründe haben. Es ist zum Beispiel bekannt, dass Teetrinker generell gesundheitsbewusster leben. Das ergab vor Jahren eine französische Studie: Teetrinker rauchen weniger und bewegen sich mehr. Und schon das kann dazu führen, dass die durchschnittliche Teetrinkerin eine höhere Lebenserwartung hat als ihr bier- und limotrinkender Nachbar.
Weder Laborstudien noch klinische Studien bringen Klarheit
Das grüner Tee so gesund sein soll, stützt sich zum anderen auf Studien einer Substanz, die vor allem im grünen Tee, kaum aber im Schwarztee vorkommt: Es handelt sich um EGCG (Epigallocatechingallat), In Tier- und Laborstudien zeigt sich, dass EGCG – vor allem in hochkonzentrierter Form – bestimmte Gefäßablagerungen verhindert, die für Alzheimer und Parkinson verantwortlich sind. Doch aus solchen Laborversuchen kann man noch längst nicht ableiten, dass Tee gegen Alzheimer hilft. Das Problem ist, dass das EGCG beim normalen Teetrinken kaum vom Körper aufgenommen wird – also auch nicht wirken kann.
So stellen sich manche der positiven Wirkungen (so auch die häufig zu lesende höhere Fettverbrennung und damit verbunden mögliche Gewichtsreduktion) nur ein, wenn EGCG in konzentrierter Form genommen wird - etwa in Form von EGCG-Kapseln. Doch genau diese bergen auch Gefahren für die Leber.
Und so ist es häufig: In Laborstudien zeigen die im Tee enthaltenen Substanzen eine bestimmte Eigenschaft, die positiv sein könnte – aber in klinischen Studien, wenn man also echten Patienten Tee zu trinken gibt, bleibt die Wirkung dann doch aus. Eine Ausnahme gibt es: Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Tee kann unter bestimmten Umständen Blutgefäße weiten und damit das Infarktrisiko senken. Aber bei diesen Versuchen war es dann völlig egal, ob der Tee grün oder schwarz ist.
Gesundheitsfördernde Wirkung bei Grün- und Schwarztee
Und diese Erkenntnis setzt sich zunehmend durch: Fast überall dort, wo es eine gesundheitsfördernde Wirkung gibt, zeigt sie sich beim grünen und schwarzen Tee gleichermaßen.
Das könnte darauf hinweisen, dass die Forschung bisher auf die falsche Substanz gesetzt hat. Möglicherweise sind gar nicht die Katechine für eventuelle positive Wirkungen verantwortlich, sondern zum Beispiel das Theanin, eine Aminosäure, die sowohl im Schwarzen als auch im Grünen Tee vorkommt. Oder es ist das Koffein – dessen positive Seiten die Forschung inzwischen zunehmend entdeckt.
Nicht zu viel erwarten
Doch das sind alles Mutmaßungen. Im Moment kann man nur sagen: Es gibt viele gute Gründe, Tee zu trinken: Er enthält viel Flüssigkeit, keine Kalorien und keinen Alkohol. Aber wenn Sie ihn nur trinken, um länger zu leben: Erwarten Sie nicht zu viel!
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Ganz allgemein gesprochen: Ja. Aber, wenn man die Studien genauer liest, stellt sich der Zusammenhang längst nicht so dramatisch dar, wie es teilweise auch im Internet zu lesen ist. Die meisten Teetrinker dürften davon nicht betroffen sein. Das Gleiche gilt übrigens auch für Kaffeetrinker – denn auch wenn die Studien mit Tee durchgeführt wurden, wird der Effekt ausschließlich auf die Temperatur zurückgeführt, nicht auf das Getränk als solches.
Bekannt wurde vor einigen Jahren eine Langzeitstudie aus dem Iran, die zu dem Ergebnis kam: Wer täglich mehr als 0,7 Liter heißen Tee mit einer Temperatur von mehr als 60°C trinkt, hat ein fast doppelt so großes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, als der Rest der Bevölkerung. Genauer geht es um eine bestimmte Form von Speiseröhrenkrebs, das Plattenepithelkarzinom. Es gibt auch noch eine Studie aus Japan, die in eine ähnliche Richtung weist wie die aus dem Iran. Mehr Tee-Wissen für Euch: http://x.swr.de/s/teewissen | Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
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