Historische Quellen belegen: Die USA waren früher eine große Tee-Nation – ganz anders als heute.
USA: ein Land mit Tee-Kultur?
Türkei, Indien, China, Japan – das sind typische Tee-Länder. Aber die USA? Kaum: Der Pro-Kopf-Tee-Verbrauch ist einer der niedrigsten der Welt. Wenn in Western häufig Kaffee getrunken, ist das nur die halbe Wahrheit:
Tee - Heißgetränk im Mittleren Westen
Tatsächlich war in den USA – gerade im Mittleren Westen – Tee im 19. Jahrhundert mindestens genauso verbreitet. Das ergaben Forschungen des Historikers Robert Hellyer von der Wake Forest University in North Carolina:
"Die Menschen haben sowohl Kaffee als auch Tee getrunken, aber Kaffee wurde eigentlich erst ab 1890 das vorherrschende Heißgetränk. Tee hat das soziale Leben in den USA im 19. Und frühen 20. Jahrhundert stark geprägt: Es gab Tea Partys und eine Tea Time gegen 5 Uhr nachmittags. Tee wurde zum Essen getrunken. Menschen legten Teepausen ein."
Gründungsmythos Boston Tea Party
Bekanntlich ist auch die Geburt der Vereinigten Staaten eng mit Tee verknüpft. Es war schließlich die Boston Tea Party 1773, in der sich die Menschen in den damals britischen Kolonien gegen das Mutterland auflehnten und 342 Kisten frisch importierten Tees (es handelte sich übrigens laut den Quellen um chinesischen schwarzen Bohea-Tee ...) im Bostoner Hafen versenkten, um gegen die hohen Steuern und Abgaben an England zu protestieren. Die "Boston Tea Party" gehört zum Gründungsmythos der USA. Doch zur Legende gehört fälschlicherweise auch, dass die Amerikaner damals schon zum Kaffee übergegangen seien.
"Es wird oft gesagt, nach der Boston Tea Party und der Emanzipation von England, hätten sich die Amerikaner auch vom Tee verabschiedet. Aber mein Forschungsprojekt hat gezeigt, das war nicht so. Sie sind dann nur vom Schwarzen zunehmend auf Grünen Tee umgestiegen."
Tee wurde gefärbt
Grüner Tee, der zunächst aus China, später vor allem aus Japan kam. Die USA waren Japans wichtigster Tee-Kunde. Die Konservierungsmethoden waren damals aber noch nicht so ausgefeilt. Der Tee wurde vor der Überfahrt in Pfannen geröstet, dadurch verlor er aber auch seinen Farbton, er war dann dann eher gräulich als grün. Also wurde nachgeholfen: Der Tee wurde mit einem Pigment, das als Berliner Blau oder Preußisch Blau bekannt war und das in Kombination mit anderen Zusatzstoffen zu einem leuchtenden Grün reagierte. So wurde der Tee am Ende grüner als er von Natur aus war.
Rassistische Propaganda für Tee aus Indien
Ende des 19. Jahrhunderts ebbte der japanisch-amerikanische Teehandel ab. Denn nun entstanden die großen Teeplantagen in Indien und Ceylon, von den Briten in industriellem Maßstab entwickelt. Der Tee aus Indien drängte schließlich auch auf den US-Markt. Und um die japanische Konkurrenz zu vertreiben, starteten die Händler üble teilweise rassistische Kampagnen, in denen sie den japanischen Tee madig machten, sagt Robert Hellyer.
"Sie stellten japanischen Tee als schmutzig und gefährlich hin. Sie zeigten Bilder von schmutzigen Teearbeitern, die mit nacktem schwitzigen Oberkörpern den Tee rollten."
Im Gegensatz zum Tee aus Indien, der unter britischer Aufsicht mit sauberen Maschinen produziert werde – so die Botschaft damals. Sie wirkte. Grüner Tee aus Japan geriet aus der Mode, zumal die indische Konkurrenz aufgrund der teils extrem ausbeuterischen Arbeitsbedingungen auch noch unschlagbar billig war. Und so schwenkten die USA wieder um auf schwarzen Tee aus Indien und Ceylon bzw. eben zum Kaffee, der den Tee aus dem amerikanischen Alltag dann weitgehend verdrängt hat.
Ernährung Tee – Die Erforschung eines Heißgetränks
Soll man Grünen Tee wirklich nur mit 70° C heißem Wasser aufgießen? Und ist lang gezogener Tee wirklich beruhigend? Tee-Fakten und Tee-Forschung.
Ernährung Ist grüner Tee "natürlicher" als schwarzer?
Heute wird oft gesagt, schwarzer Tee sei im Gegensatz zum Grünen "fermentiert", und daraus schließen manche, dass grüner Tee ursprünglicher oder eben "natürlicher" wäre. Das ist aber ein Trugschluss. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Sprache Warum heißt Tee in manchen Ländern "Chai" oder "Cha"?
Das ist ein interessantes Phänomen und erzählt viel über die Kolonialgeschichte. Tee heißt auf Persisch Chai, ähnlich klingt der Name im Arabischen oder im Türkischen – Çay. Aber Chay heißt er auch in Russland, der Ukraine und in den Balkanstaaten. Doch dann gibt es plötzlich eine Sprachgrenze. Auf Deutsch heißt er eben Tee, auf Englisch "tea". Auf Französisch, Spanisch, aber auch auf Schwedisch und Finnisch wird das Getränk zwar unterschiedlich geschrieben, aber überall mehr oder weniger immer als "Tee" ausgesprochen. So lassen sich fast alle Länder der Welt in zwei Schubladen sortieren. In der einen spricht man das Getränk "Te" oder so ähnlich aus. In der anderen ist es eine Variante von Chay, Cay oder Cha. Das ursprüngliche chinesische Wort war aber das gleiche, so erklärt es der Kieler Tee-Historiker Martin Krieger. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Teeanbau Ist Tee immer handgepflückt oder kommen auch Erntemaschinen zum Einsatz?
Der meiste Tee auf der Welt wird per Hand gepflückt, weil man von jedem Zweig nicht mehr als zwei bis drei Blätter abpflückt. Das können professionelle Pflückerinnen und Pflücker sehr gut, während es sehr schwer ist, diese Feinheiten einer Maschine beizubringen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
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Der Tee mit dem besonderem Geschmack wird in Höhen von bis zu 2.000 Metern im Vorhimalaya angebaut.
Gesundheit Ist grüner Tee wirklich so gesund?
Grüner Tee soll sehr gesund sein und gegen Alzheimer, Parkinson und sogar Krebs vorbeugen. Doch stimmt das wirklich? Die Beweislage ist ziemlich dünn. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Gesundheit Fördert heißer Tee Speiseröhrenkrebs?
Ganz allgemein gesprochen: Ja. Aber, wenn man die Studien genauer liest, stellt sich der Zusammenhang längst nicht so dramatisch dar, wie es teilweise auch im Internet zu lesen ist. Die meisten Teetrinker dürften davon nicht betroffen sein. Das Gleiche gilt übrigens auch für Kaffeetrinker – denn auch wenn die Studien mit Tee durchgeführt wurden, wird der Effekt ausschließlich auf die Temperatur zurückgeführt, nicht auf das Getränk als solches.
Bekannt wurde vor einigen Jahren eine Langzeitstudie aus dem Iran, die zu dem Ergebnis kam: Wer täglich mehr als 0,7 Liter heißen Tee mit einer Temperatur von mehr als 60°C trinkt, hat ein fast doppelt so großes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, als der Rest der Bevölkerung. Genauer geht es um eine bestimmte Form von Speiseröhrenkrebs, das Plattenepithelkarzinom. Es gibt auch noch eine Studie aus Japan, die in eine ähnliche Richtung weist wie die aus dem Iran. Mehr Tee-Wissen für Euch: http://x.swr.de/s/teewissen | Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Anregen oder beruhigen Wie lange sollte Tee ziehen? Wirkt lang gezogener Tee beruhigend?
Wie lang ist die ideale Ziehzeit von Tee und wann wirkt er beruhigend? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
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Tee wärmt von innen, aber wenn Hände und Füße nach einer Weile kalt werden, ist der schöne Effekt dahin. Und dann muss man meist bald aufs Klo. Warum? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Ernährung Sind Teebeutel aus Kunststoff gesundheitlich bedenklich?
Seit Jahren wird Tee verstärkt in Kunststoffbeuteln angeboten. Teebeutel wie früher aus einfacher Zellulose, also Papierfasern, gibt es weniger. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Ernährung Wie heiß sollte das Wasser sein, mit dem man den Tee brüht?
Ein oft gehörter Ratschlag lautet: Schwarzen Tee solle man mit kochendem Wasser übergießen, bei grünem Tee dagegen soll das Wasser nicht heißer sein als 60 bis 80 Grad. Doch die Meinungen darüber gehen auseinander. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.