In Norddeutschland gibt es das Zwischenahner Meer, das Steinhuder Meer und das Engelsmeer – keine Meere, sondern Binnenseen. Und die Nordsee heißt "See" und nicht "Meer". Warum ist das so?
Dieses Phänomen gilt nicht nur für das Niederdeutsche, sondern auch für das damit eng verwandte Niederländische. Ganz deutlich wird das beim berühmten Ijsselmeer in Holland. Das heißt nämlich erst Ijsselmeer, seit es ein Binnengewässer ist. Als es zuvor noch eine große Meeresbucht war, hieß es Zuider-Zee – also "Südsee", im Gegensatz zur Nordsee.
Woher kommt das? Hat irgendwann irgendwer in grauer Vorzeit gesagt: Wir machen jetzt alles andersrum? Wir spielen verkehrte Welt. Was bisher Meer hieß, nennen wir See und umgekehrt. – Aber so war es wohl nicht.
Meer und See: im Gegensatz zum Fluss "stehende" Gewässer
Eine Antwort habe ich mal vom Sprachwissenschaftler Thomas Becker aus Bamberg bekommen und finde sie auch ganz einleuchtend. Demnach hatten beide Wörter, Meer und See, ursprünglich die gleiche Bedeutung, nämlich "stehendes Gewässer" – im Gegensatz zum Fluss. Die Bedeutung hat sich erst später ausdifferenziert; dies aber in den Ländern, die an der Küste liegen, anders als bei denen, die sich im Binnenland befinden.
In Norddeutschland, den Niederlanden, aber auch im Englischen wurde mit dem Begriff "See" irgendwann nur noch das offene Meer bezeichnet, während in den küstenferneren Gegenden, also auch in Süddeutschland, der Begriff "See" nur noch für Binnengewässer benutzt wurde – vielleicht weil der Binnensee im Süddeutschen wichtiger war als das ferne Meer.
Ergänzend könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass der süddeutsche Raum näher am lateinischen bzw. romanischen Sprachraum ist, und im Lateinischen bedeutet "mare" nun mal auch Meer.
Ozeanografie Ist das Meer überall auf der Welt gleich salzig?
Meere im engeren Sinn sind nur die offenen Wasserflächen auf der Welt, die die Kontinente umspülen. Die sind alle miteinander verbunden – aber trotzdem unterschiedlich salzig. Zum Beispiel ist das Mittelmeer salziger als der Atlantik. Das liegt daran, dass vom Mittelmeer sehr viel Wasser verdunstet. Und wenn das Wasser verdunstet, bleibt das Salz zurück. Das Wasser wird zwar ersetzt durch Wasser vom Atlantik, aber auch durch Regen und Flüsse. Trotzdem überwiegt in der Summe die Verdunstungsanteil. Deshalb ist die Salzkonzentration im Mittelmeer überdurchschnittlich hoch, nämlich 38 Gramm pro Liter; beim Atlantik sind es nur 35 Gramm. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Wetter Wie misst man im Meer den Seegang, also die Höhe von Wellen?
Früher – bis vor 50 Jahren – haben Seeleute das einfach mit Augenmaß gemacht. Sie haben auf die Wellen geschaut und aufgrund ihrer Erfahrung den Seegang geschätzt. Heute gibt es verschiedene Methoden. Von Gábor Paál. | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Ästhetik Was macht schöne Landschaften aus?
Experimentell kann man zeigen, dass Menschen sich vor allem von solchen Landschaften angezogen fühlen, die Wasser und Vegetation enthalten: Die Nähe zu Flüssen, Seen, aber auch zum Meer ist also hochattraktiv. Menschen verbringen gerne Zeit am Wasser. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.