René Jacobs ist wieder mal vor das immer noch junge belgische B’Rock Orchestra getreten ist. Auf das hält er schon länger große Klangstücke. Lediglich sieben erste Geigen spielen in der etwas ruppig klingenden zweiten Folge seiner Gesamteinspielung der Sinfonien Franz Schuberts. Dieses Mal sind es die zeitlich naheliegenden Schwesterwerke der Sinfonien Nr. 2 und Nr. 3.
Sieben erste Geigen
Jacobs ist wieder mal vor das immer noch junge belgische B’Rock Orchestra getreten ist. Auf das hält er schon länger große Klangstücke. Lediglich sieben erste Geigen spielen in der etwas ruppig klingenden zweiten Folge seiner Gesamteinspielung der Sinfonien Franz Schuberts. Dieses Mal sind es die zeitlich naheliegenden Schwesterwerke der Sinfonien Nr. 2 und Nr. 3.
Kontraststark, das Andante der 2. Sinfonie in B-Dur, D125 von Franz Schubert, als fünffach variiertes Thema einzigartig in der Struktur der Schubert-Sinfonie. Diese Zweite steht am Beginn der zweiten Folge der geplanten CD-Gesamtaufnahme von René Jacobs mit dem impulsiven belgischen Alte-Musik-Ensemble B‘Rock Orchestra beim Label Pentatone. Man hört deutlich: Beethovens Welt hat den dirigierenden Belgier in den letzten Monaten intensiv beschäftigt.
Schuberts B-Dur-Sinfonie wurde offiziell 1877 in London uraufgeführt
In jedem kantigen Übergang und jeder furchtlosen Steigerung findet er auch bei Schubert eine große, temperamentsstarke sinfonische Pranke. Und die scheint direkt von Ludwig van B. zu kommen. René Jacobs, das machen auch seine intensiv bohrenden Einführungstexte deutlich, geht es ums Schubert-Ganze, um das Ausreizen von Kontrasten, eine Fülle von Stimmungen. Schuberts B-Dur-Sinfonie wurde offiziell erst 1877 in London uraufgeführt, das 1815 unmittelbar danach komponierte D-Dur-Opus immerhin zeitnah, wohl von einem Liebhaberorchester.
Variantenreiche Kreativität
Franz Schubert als raunziger Klangrevoluzzer. Hervorragend auf alten Instrumenten gespielt, der dritte Satz Menuetto vivace aus der 3. Sinfonie D-Dur, D 200. Der besteht aus zwei Motiven, die sich in dessen Verlauf unabhängig voneinander entwickeln. René Jacobs leitet das B’Rock Orchestra und da geht es kurvig und schneidig zu. Akkorde werden gerammt, nicht sanft ausgebreitet. Und trotzdem lässt sich Jacobs, etwa im Largo-Vivace der 2. Sinfonie, viel Zeit für ein Aufblühen der Melodien. Auch die Wiederholungen des musikalischen Materials erscheinen in variantenreicher Kreativität. Da schimmert noch Mozart durch. Und trotzdem muss es auch in der zweiten Fortsetzung dieser spannungsvollen neuen Gesamtaufnahme heißen: Roll over Schubert!
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