Bad Ischl, das Idyll im Salzkammergut, ist Europäische Kulturhauptstadt 2024. Eine Glanz-Zeit erlebte der Ort während der Habsbruger-Monarchie, denn im Kurort verbrachte der Kaiser den Sommer. Musikwissenschaftlerin Teresa Hrdlicka begleitet in ihrem neuen Buch sieben Komponisten, die eng mit dem kaiserlichen Kurort verbunden waren.
Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein
Die Musikwissenschaftlerin Teresa Hrdlicka begleitet in ihrem neuen Buch Komponisten auf Sommerfrische in Bad Ischl und entführt die Leserinnen und Leser in dieses wunderschöne Herzstück des Salzkammergutes.
Seinen Weltruf begründet der Kurort im 19. Jahrhundert. Die sommerliche Anwesenheit des Kaisers sorgt für eine gesellschaftliche Sogwirkung par excellence.
Industrielle, Dichter, Librettisten, Operndiven, Schauspieler, Theaterdirektoren und natürlich Musiker und Komponisten - sie alle strömen in die Stadt. Einerseits um Geschäfte zu machen, andererseits um sich von der Natur in und um Ischl verzaubern zu lassen.
Brahms sucht Ruhe vor den Groopies am Wörthersee
Der gemütliche Hamburger Johannes Brahms verbringt ganze zehn Sommer im Salzkammergut. Eigentlich hat es sich der Komponist ja bereits in Pötschach am Wörthersee, im Süden Österreichs, gemütlich gemacht. Zaungäste beim Klavierspiel und stalkende Autogrammjäger vermiesen ihm aber dort das türkisblaue Wasser.
In Teresa Hrdlickas Buch öffnet Brahms aber seine Türen:
Der Hamburger verduftet aber nicht. Zusammen trinken wir mit dem bärtigen Tonschöpfer einen schwarzen Kaffee auf der Esplanade des Café Walther (heute Café Zauner) und dürfen ihm sogar beim Komponieren seines Klarinettentrios über die Schulter schauen.
Forum Sisi für das 21. Jahrhundert – Was bleibt von der Kaiserin der Herzen?
Gregor Papsch diskutiert mit
Alfons Schweiggert, Autor, München
Mag. phil. Katrin Unterreiner, Historikerin und Kunsthistorikerin, Wien
Dr. Martina Winkelhofer, Historikerin, Wien
Stelldichein mit der Crème de la Crème der Musikszene
Mit dem Aufenthalt von Johann Strauss Sohn wird Ischl dann vollends zur sommerlichen Musik-Zentrale, vor allem der österreichischen Operettenszene. Wie um den Kaiser, versammeln sich Librettisten und Co. nun eben um den „Walzerkönig“.
Die Crème de la Crème der Wiener Musikszene gibt sich im sommerlichen Ischl ein Stelldichein. Anton Bruckner spielt in Ischl bei der Vermählung der Kaisertochter die Orgel – auf Wunsch der Braut. Die Hotelkosten wurden damals vom knausrigen Ehepaar aber scheinbar nicht erstattet, denn Bruckner schreibt:
Schließlich kommt der bescheidene Hoforganist dann im Pfarrhof unter. In einem Bett, ist anzunehmen. Bei der Hochzeit orgelt er Variationen über die Kaiserhymne, die er in Händels „Halleluja“ überleitet.
Kurzweilige Büchlein mit musikwissenschaftlichen Details
Teresa Hrlicka hält in ihrem Buch Rundschau, mit klarer Sprache und vielen vielen Zitaten, die nicht nur von den Komponisten selbst, sondern auch von Zeitzeugen stammen. Angereichert wird das kurzweilige Büchlein mit musikwissenschaftlichen Details - einer Chronologie der Ischl-Besuche oder Bildern von Aufführungen und Plakaten.
Es sind intime Einblicke, die man in Teresa Hrlickas klingendem Ischl-Trip erhaschen kann, Zeitgeschichte, die sicher nicht nur für Ischlerinnen und Ischler von Interesse ist und die vor allem von einem spricht: dem Sehnsuchtsort Ischl, der auch den Ungarn Emmerich Kálmán ergreift und von dem Franz Lehár rückblickend schwärmt:
Kulturhauptstadt 2024: Bad Ischl und das Salzkammergut
Das neue Jahr bringt auch drei neue europäische Kulturhauptstädte mit sich. Tartu in Estland, Bodø in Norwegen und Bad Ischl/Salzkammergut. Bad Ischl und das Salzkammergut präsentieren 2024 unter dem Motto „Kultur ist das neue Salz“ ihre kulturelle und moderne Diversität. 23 Gemeinden machen mit. Sie liegen zwischen wunderschönen Alpenseen im Salzkammergut, also ein kleines Stück südöstlich von Salzburg in den Bundesländern Oberösterreich und Steiermark. Bislang sind die Orte eher für den Tourismus als für ihre Kultur bekannt, aber das soll sich ändern. Unser Korrespondent aus dem Studio Wien, Oliver Soos, war für uns vor Ort.