In seinen Klanginstallationen und -objekten der vergangenen 25 Jahre hat Rolf Julius stets akustische und skulpturale Elemente verbunden. Auch in visuell sehr reduzierten Arbeiten wurde die Wahrnehmung der Tonbandkomposition durch den gewählten Raum, die Installation kleiner Lautsprecher mit feinen Zuleitungsdrähten, die Bloßlegung von Abspieleinrichtung und Verstärker usf. mitbestimmt.
Seit den 1990er Jahren ist die vermehrte Integration von nicht tönenden Elementen in seinen Installationen zu beobachten. Zu Lautsprechern, die mit kleinen Pflastersteinen verbunden deren Klänge spielen, gesellen sich rein skulpturale Steinfelder, Fotos anderer Klangobjekte und auf Glasscheiben gesiebte Pigmentflächen, die wegen des Kontextes ihres Erscheinens zwar Klänge evozieren mögen, akustisch jedoch stumm bleiben.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung sind die jüngsten Wandarbeiten zu verstehen, in denen Julius eine Vielzahl von Inkjet-Prints auf Japanpapier, jeweils einzeln gerahmt, in mehreren Reihen zu großen Flächen zusammenfügt. Die Blätter zeigen je einen roten oder schwarzen, an den Rändern unregelmäßig geformten runden Fleck, der durch Computerbearbeitung aus Digitalfotos gesiebter Pigmentflächen abgeleitet wurde. In einigen Arbeiten gibt es nur schwarze Bilder, manchmal gibt es auch monochrome Quadrate, oder die Flächen sind angeschnitten und weisen so über den Bildraum hinaus. Einige Blätter enthalten einzelne Wörter.
Die Titel dieser Arbeiten (Piano piece no.1 1998, Piano concerto 2001, Cello piece 2002) deuten auf das Klangliche hin, das ihnen inne wohnt. Die abstrakten Formen mögen mit Einzelklängen oder Tonfeldern in Verbindung gebracht werden, die ähnliche Charakteristika wie Energie-Potential oder Bewegungsrichtung aufweisen wie diese. In der großflächigen Reihung fügen sich schließlich die Einzelbilder zur Partitur, die Möglichkeitsfelder aufschließt, ohne eindeutige Abfolgen oder Entwicklungen vorzugeben.
Diese Konzert-Stücke hat Julius von Solisten wie Aki Takahashi oder Michael Moser wiederholt aufführen lassen. Die musikalische Interpretation der visuellen Vorlage führt beim Konzertbesucher Hören und Sehen zusammen, ohne seine eigene akustische Imagination durch eine eindeutig nachzuvollziehende Übersetzung einzuschränken. Der Ausstellungsbesucher, der das Klavierkonzert außerhalb einer Aufführung betrachtet, weiß um dessen Potential der realen klanglichen Vergegenwärtigung, das der während der gesamten Ausstellung präsente Konzertflügel unterstreicht.
- Festivaljahrgänge
- Donaueschinger Musiktage 2003
- Themen in diesem Beitrag
- Rolf Julius, Zwischen Schwarz und Rot, Teil 1: piano concerto No. 2
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