Die neueste Oper „Das grosse Feuer“ des bedeutenden Komponisten Beat Furrer wird am 23. März am Opernhaus Zürich uraufgeführt. Sie basiert auf dem Roman „Eisejuaz“ der argentinischen Schriftstellerin Sara Gallardo über den indigenen Menschen Eisejuaz, dessen Lebensraum –der Regenwwald – zerstört wird. Ein Probenbericht.
Der Komponist am Dirigentenpult
Beat Furrer steht am Dirigentenpult. Vor ihm das Orchester der Oper Zürich. Auf der Bühne das 12 -köpfige Gesangsensemble Cantando Admont, das auf zeitgenössische Musik spezialisiert ist. Gemeinsam bringen sie die neue Oper von Beat Furrer zur Uraufführung. Nach vielen Einzelproben geht es Furrer nun darum, den Gesamtklang seines Werkes zu finden

Das muss hier alles sehr, sehr präzise ineinandergreifen. Sonst löschen sich die Dinge aus! Das ist ja bei Oper die große Gefahr, dass Bühne und Orchestergraben konkurrierende Einheiten sind. Aber wenn das ineinander geht, dann ist es wunderbar!
Thema ist das gestörte Verhältnis des Menschen zur Natur
Den Stoff für seine neue Oper hat Beat Furrer in der Literatur Südamerikas entdeckt. In dem Roman der argentinischen Schriftstellerin Sara Gallardo. Darin erzählt sie von Eisejuaz, der aus einem indigenen Volk im Norden Argentiniens stammt. Er muss mit seiner Familie in die Stadt fliehen, weil ihr Lebensraum -der Regenwald- zerstört wird.

Dass dieser Plot im Grunde das gestörte Verhältnis des Menschen zur Natur erzählt, sei eine Thematik, die ihn brennend interessiere, sagt Furrer: „Wir wissen alle um die Umwelt und Klimakrise. Wir haben die Bestätigung von Tausenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Wir können aber scheinbar nicht angemessen reagieren. Was bringt uns dazu, eine Realität zu ignorieren?“
Die ganze Bühne ist eine sich langsam drehende Scheibe
Auf der Bühnen-Drehscheibe und drum` herum spielt sich das Geschehen um die Hauptfigur Eisejuaz ab. Für Dramaturg Claus Spahn führt die Musik Furrers sehr nah an Eisejuaz Ängste und Visionen heran.

Nicht zuletzt mit den Stimmen, die Eisejuaz hört. Sie rufen ihm aus den beiden Welten zu, zwischen denen er steht.
Das Ringen um die inneren Stimmen
Eisejuaz ist auf der einen Seite jemand, der einen sehr starken Bezug zu seiner eigenen Kultur hat, aber er ist, nach der Flucht aus dem Regenwald, schließlich aufgewachsen in einer christlichen Mission. Er glaubt deshalb nicht nur an die Naturwesen des Waldes, die ihm sagen, wie die Welt besser gehen könnte, sondern an den christlichen Herrn.
„Und da mischen sich die Stimmen und das ist ein Ringen darum, diese Stimmen zu hören. Verlust der Stimmen heißt für ihn immer, Verlust von Orientierung, Verlust von Welt“, so Furrer.
Ein großer Kosmos breitet sich hier aus. Es geht um Kolonisation, um Zerstörung der Natur und um die Ausbeutung des Menschen. Und um die existentielle Not eines Einzelnen. Eisejuaz verliert alles. Seinen Herkunftsort. Seine Ehefrau. Am Ende sein Leben.

Wie bringt man Sprache und Text zum Klingen?
Dabei geht Beat Furrer musikalisch der Frage nach, die ihn bereits in vielen Kompositionen beschäftigt hat: Wie bringt man Sprache und Text zum Klingen?
Es wird nicht nur gesungen. Sondern auch geflüstert, gesprochen und geschrien. Und das nicht mit einem oft üblich großen Opernchor. Sondern mit dem kleinen Vokalensemble Cantando Admont. Das wirkt zunächst sehr filigran. Hat aber eine sehr intensive Wirkung.

Das passe zu Furrers Musik, so Claus Spahn: „Man muss die Ohren weit aufmachen, um seine Musik wahrzunehmen. Das sensibilisiert die Wahrnehmungsfähigkeit des Zuhörers. Darin liegt auch eine utopische Botschaft: Würden wir sensibel mit all unseren Sinnen die Welt wahrnehmen, dann wäre sie wahrscheinlich eine bessere!“
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