Album-Tipp

Eine Fundgrube für Bizet-Fans: Vier CDs feiern den unbekannten Georges Bizet

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Autor/in
Eleonore Büning

Bru Zane bringt zur Erinnerung an den 150. Todestag von Georges Bizet eine vierteilige CD-Edition heraus: Fünf Stunden Musik, die dem unbekannten Bizet gewidmet sind. Sieben Ersteinspielungen sind darunter, verschollene Operneinakter, Kantaten und Chorstücke, aber auch Lieder und Klaviermusik. Eine wahre Fundgrube fürs Repertoire.

Weltersteinspielung

Es gibt Kompositionen, die der Komponist selbst nie gehört hat. Das gilt keineswegs nur für Beethoven. Zum Beispiel die Ouvertüre in a-Moll geschrieben von Georges Bizet – aber er hatte kein Orchester dafür.

 Diese verschollene Ouvertüre von Georges Bizet tönt romantisch in a-Moll, sie ist ausufernd mehrteilig wie eine Opernouvertüre und liegt jetzt erstmals in einer Einspielung vor, mit dem „Orchestre National de Metz Grand Est“ unter Leitung von David Reiland. Vermutlich ist sie ein Jugendwerk.

Doppel-Jahrestag

Bizet begann seine Laufbahn früh, er war so etwas wie ein Wunderkind. Mit neun Jahren nahm man ihn, per Sondergenehmigung,  auf am Pariser Konservatorium. „Talent ist nicht abhängig vom Alter“, schreibt Alexandre Dratwicki, der musikwissenschaftliche „Mastermind“ vom Palazzetto Bru Zane, im Vorwort zu der brandneuen Bizet-Box dieser Stiftung – ediert zum 150sten Todestag des Komponisten, zugleich aber auch zur Feier der 150sten Wiederkehr der Uraufführung der Oper „Carmen“. Das war zeitlebens der größte Erfolg von Bizet gewesen.

Manche behaupten sogar: Der einzige. Was nicht ganz zutrifft! Zum Beweis könnte „La marguerite a fermé sa corolle!“ dienen.

Diese Arie, im Stil eines Boleros, gilt als ein Paradestück für alle Soprane. Schon Erna Sack hat sie gesungen, Joan Sutherland, Cecilia Bartoli. Das Stück „Vasco de Gama“, woraus dieser Hit stammt, blieb allerdings unbekannt.  

Hervorragende Besetzung

„Vasco de Gama“ ist eine symphonische Ode. So nannte der zweiundzwanzigjährige Georges Bizet dieses bizarre Machwerk. Es ist eine Kreuzung zwischen Oratorium und Konzert, mit Sturm-Musik und Gebet, bestens geeignet für die Bühne. Vasco de Gama“ wurde vom Palazzetto Bru Zane komplett ersteingespielt und hervorragend besetzt: Melissa Petit singt die Sopranpartie, der Tenor ist Cyrille Dubois. 

Ein weiterer fürs Theater zu entdeckender Einakter, ebenfalls hier ersteingespielt, heißt „Clovis et Clothilde“. Damit gewann George Bizet achtzehnjährig den Prix de Rome. Teile daraus hat er später in seinen „Perlenfischern“ recycelt. 

Ein Tipp für die Opernhäuser und Festivals

Schließlich: „Djamileh“, noch ein Einakter, nach einem Stoff von Alfred de Musset. Bizet selbst hat von diesem Werk behauptet: Damit habe er endlich seinen „eigenen Weg“ gefunden.

Die Opéra Comique „Djamileh“ war ein Schlüsselwerk für Bizet. Sie sei, sagte er, sein Durchbruch zu „Carmen“ gewesen. Sie ist auch das Herzstück dieser vierteiligen Bizet-Edition und die erste Aufnahme mit historischen Instrumenten. Und in ihrer Wucht und Farbigkeit hoffentlich ein Ansporn für die Opernhäuser und Festivals, zuzugreifen.

Raritäten aus der Hand eines Meisters

Sieben Ersteinspielungen von verschollenen Werken Georges Bizets bietet diese längst überfällige Edition. Alle übrigen auf den vier CDs präsentierten Stücke sind aber ebenfalls Raritäten. Ich habe Ihnen heute vor allem die für die Bühne bestimmten und geeigneten Werke vorgeführt.

„Chromatische Variationen“ hat Georges Bizet, zum Beispiel, eine düstere Studie für Klavier genannt. Sie  zeugt von der pianistischen Exzellenz dieses Komponisten, der zu seiner Zeit in Paris auch als Salontastenlöwe herumgereicht wurde.

Aber sie zeugt auch von seinem Mut zum Experiment. „Diese Musik“, sagte sein Mentor und Freund Antoine Marmontel, „ist geschrieben von der Hand eines Meisters.“  Genau, so ist es, dem ist nichts hinzu zu fügen.

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Eleonore Büning