Springen und Hüpfen machen Spaß und halten fit. In der Kindheit gehören Singen und Springen fest zusammen: Beim Hüpfekästchen, Biba Butzemann und Seilchenspringen etwa. Auch der Tanz kennt Sprünge. So imitiert die Polka den Galopp. Dabei rutschen die Paare gern übers Parkett, stolpern und fallen. Auch die Musik selbst kann wild hin und her hüpfen. Herz und Hirn machen mit. Was Springen und Musik sonst noch verbindet, darüber berichtet Jane Höck.
Fit und Glücklich dank springen
Zwei Mädels schlagen das Seil, eine dritte springt. Jeder erfolgreiche Hüpfer wird mitgezählt, steht er doch – laut Spiel – für die Anzahl der zukünftigen Kinder.
Das mit den Kindern ist natürlich Quatsch. Aber Seilspringen hält fit und macht glücklich.
Beim Hüpfen zur Musik springt das Herz fröhlich mit, während der Verstand auch schon mal auszusetzen scheint. So zumindest wirkt es alle Jahre wieder auf den großen Sommer Open Airs, wo Fans von Rock- und Pop- in Massen vor der Bühne pogen, sprich euphorisiert auf und ab springen.
Tanzhysterie im Mittelalter
Tanzverrückte Massen sind aber kein exklusives Phänomen der Neuzeit, weiß der Geigen-Virtuose Daniel Hope.
Hope hat für sein aktuelles Musik-Projekt „Dance“ 700 Jahre Tanzgeschichte durchforstet. Immer wieder bricht im Mittelalter der Veits-Tanz aus. Eine Art Massen-Hysterie, bei der Menschen ekstatisch bis zur Erschöpfung springen.
Gleichzeitig sollte Tanzen die bösen Geister und Krankheiten vertreiben. Die passenden Töne liefert Hope z. B. bei Saint-Saëns Danse macabre.
Tanz oder Krampf?
Das Dauertanzen wird als verzweifelte Auflehnung gegen die Pest interpretiert. Heute ziehen Forscher auch eine massenhafte Mutterkorn-Vergiftung in Betracht. Bei Missernten entstehen im verschimmelten Korn LSD-artige Substanzen, die krampfartiges Zucken und Halluzinationen bewirken.
In Süditalien steht schon seit der Antike ein anderes Gift im Verdacht. Der Stich der Wolfsspinne lässt Betroffene – wie von der Tarantel gestochen – wild umher springen. Darin hat der Spinnentanz Tarantella angeblich seinen Ursprung
Die Tarantella-Musik soll die Gestochenen heilen. Sie müssen so lange tanzen, bis das Gift ausgeschwitzt ist. Nicht zu verwechseln ist die Tarantella mit dem römischen Saltarello.
Sprung gegen Sprung
Der Saltarello trägt das Springen – Italienisch saltare – schon im Namen. Wilhelm Müller, der Dichter der „Winterreise“, beschreibt den Saltarello als Wettstreit, bei dem es zu immer gewagteren Sprüngen kommt.
Fanny Hensel befürchtet auf ihrer Italienreise hüpfende Flöhe. Die halten sich zwar zurück. Dafür hüpfen und springen die Volkstänze des Landes umso mehr. Aus einer Melodie, die sie in Rom notiert und einer Tarantella Napoletana entsteht 1841 ihr eigener „kleiner Sprung“, „Il Saltarello Romano.“
Polka, Rock und Metal
Eine ganze Reihe von Tänzen kennt das Springen und Hüpfen. Die Polka imitiert den lustigen Galopp, im Rock'n'Roll gibt es kunstvolles Anspringen und im Zirkus sorgt der Todessprung Salto Mortale für Hochspannung.
Mit dem Cello in die Drehung
Springen ist – gewollt oder ungewollt – immer ein überraschender Effekt. Eine springende Nadel auf dem Plattenteller macht dabei wenig Freude, bewusst eingesetzte Sprünge oder Stolperer in der Musik selbst aber schon.
Durch eine Synkope etwa, einen kurzen Aussetzer, kann das Hirn leicht auf unvertraute Tonspuren gesetzt werden und dabei Verzauberung empfinden. Das Stegreif-Orchester arbeitet bei seiner Neuinterpretation klassischer Werke gern mit genau diesem Stilmittel.
Seit 2015 beschreitet das Stegreif-Orchester in der Klassik neue Wege. Alle Akteure spielen ohne Notenblatt und ohne Dirigenten. Sie tänzeln frei und barfuß durch den Konzertsaal.
Bei „Bfree“ zeigt das Stegreif Orchester 2020 mitten in der Corona Pandemie wie Bewegung und Musik – trotz aller Einschränkung – Nähe erzeugen.Toll, wie sich der Cellist samt Instrument springend um die eigene Achse dreht und die Geigerinnen beim Spielen zum Balkan-Polka-Beethoven Beat auf und ab hüpfen.
Mehr Springen bei SWR Kultur
Score Snacks – Die Musik deiner Lieblingsfilme E.T. – Der Sprung nach Hause
Alles hätte so schon werden können. Aber die Freundschaft zwischen dem kleinen Elliot und E. T. hat auf der Erde keine Zukunft. Die Musik hilft ihnen, sich zu verständigen, aber eine Sache begreift Elliot zu spät. Warum das nicht hätte passieren müssen, das zeigt Malte in der neuen Folge Score Snacks. Achtung: Taschentücher bereithalten.
Film: E. T. (1982)
Regie: Steven Spielberg
Musik: John Williams
Host und Produktion: Malte Hemmerich
Autor dieser Folge: Nick-Martin Sternitzke
Headwriter: Jakob Baumer
Redaktion: Chris Eckardt
Sprecher: Magnus Pötschke
Assistenz: Anika Kiechle