Am 1. Januar des Jahres 1500 brach eines der dramatischsten Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte an. Die Literaturwissenschafterin Marina Münkler spürt in ihrem Epochenporträt des 16. Jahrhunderts den grundstürzenden Umwälzungen der Zeit nach – von der Lutherschen Reformation bis zur Kolonialisierung der beiden Amerikas.
Ganz schön mutig, ein dramatisches Jahrhundert wie das sechzehnte auf etwas mehr als 500 Seiten auf den Begriff zu bringen. Marina Münkler, Spezialistin für die frühe Neuzeit und das späte Mittelalter, hat dieses Wagnis auf sich genommen. Was waren, Münklers Analyse zufolge, die entscheidenden Verwerfungen, die sich in der Spät-Renaissance vollzogen haben?
Kolonialismuskritischer Diskurs bereits im 16. Jahrhundert
Im Südosten musste sich das christliche Europa im 16. Jahrhundert der anstürmenden Osmanen unter Sultan Süleyman dem Prächtigen erwehren. Zur gleichen Zeit eroberten spanische und portugiesische Konquistadoren weite Teile Mittel- und Südamerikas. Marina Münkler beschreibt nicht nur die Grausamkeiten der Konquistadoren, sie rekapituliert auch – überaus spannend – den kolonialismuskritischen Diskurs, der bereits im 16. Jahrhundert aufkam.
Erfindung des Buchdrucks bewirkt Medienrevolution
Auch die mediengeschichtliche Revolution, die sich im 16. Jahrhundert vollzieht, nimmt Marina Münkler in ihrem Buch in den Blick. Die neue Technik des Buchdrucks, von Martin Luther und seinen Mitstreitern gekonnt eingesetzt, bringt neben einem Zuwachs an Bildung und anderen Segnungen auch weniger schöne Seiten mit sich. Die öffentlichen Debatten werden bösartiger und gehässiger, stellt Münkler fest.
Mit ihrem Epochenpanorama, flüssig und wohltuend unakademisch geschrieben, gelingt Marina Münkler das eindrucksvolle Porträt eines Jahrhunderts, das in vielem auch unsere Gegenwart noch prägt.
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