„Hairy Queen“, also „haarige Königin“, soll für einen positiven Umgang mit Körperbehaarung stehen, sagt Franziska Koohestani. Die Journalistin setzt sich in ihrem gleichnamigen Sachbuch sehr persönlich mit dem Thema Körperbehaarung auseinander. Und sie erklärt, warum der schlechte Ruf von Körperbehaarung wenig mit Hygiene zu tun hat, sondern viel mehr mit rassistischen und kapitalistischen Schönheitsidealen.
Körperbehaarung ist politisch
Der Titel ihres Buches ist eine Anlehnung an die Drag-Kultur: Durch ihre Performances würden Drags es schaffen, herrschende Geschlechternormen in Frage zu stellen, so Koohestani: „Und eine starke behaarte Frau zu sein, ist auch eine Abweichung von Geschlechternormen.“
Schöne Körper als Ausdruck des Neoliberalismus
Koohestani beschreibt in ihrem Sachbuch, warum der eigene Umgang mit Körperbehaarung nicht nur von Schönheitsidealen geprägt ist. Dahinter stecke auch ein Markt und eine ganze Industrie, die mit dem Profit und dem Kapitalismus zu tun habe.
„Wenn wir davon ausgehen, dass politische Verhältnisse sich auch auf den Körper auswirken“, so Koohestani, „dann gilt das auch für den Kapitalismus, in dem wir alle leben.“
Ein Merkmal dafür sei, dass Körper, die als schön gelten, oft welche sind, in die Arbeit gesteckt wurde. Koohestani nennt als Beispiel Krafttraining oder eine elaborierte Hautpflegeroutine. Das entspreche ihrer Meinung nach „diesem Neoliberalismus-Mantra der Leistungsgesellschaft“.
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