Haruki Murakami wird 75! Pünktlich zu seinem Geburtstag erscheint sein neuer Roman „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“, den er in der langen Zeit des Corona-Lockdowns entwarf und schrieb.
„Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte, die Murakami bereits 1980 publizierte und in seinem Roman „Hardboiled Wonderland“ (1985) noch einmal aufgriff. Zufrieden aber war er damit nie, und so hat er jetzt einen weiteren Erzählstrang hinzuerfunden und daraus einen umfangreichen neuen Roman gemacht.
Es geht darin um eine Jugendliebe, die sich aus dem Tokioter Alltag in eine geheimnisvolle ummauerte Stadt verlagert. Ein Ort des Unterbewussten. Dort betreut das Mädchen eine Bibliothek voller alter Träume, die der junge Erzähler wiederum zu lesen versucht.
Als er die ummauerte Stadt später wieder verlässt, setzt er seinen Alltag in Tokio fort. Er studiert und wird schließlich Bibliotheksleiter in einer Stadtbücherei in der Präfektur Fukushima, wo er aber auch wieder in Berührung kommt mit der geheimnisvollen ummauerten Stadt.
Japans meistgelesener Autor Haruki Murakami wird 75: Diese fünf Bücher lohnen das (Wieder-)Entdecken
Haruki Murakami, der am 12. Januar 2023 seinen 75. Geburtstag feiert, gilt vielen als „unjapanisch“. Wir blicken auf fünf Titel, die sich für Murakami-Neulinge lohnen.
Im Gespräch mit SWR2-Literaturredakteurin Katharina Borchardt diskutiert die Literaturkritikerin Iris Radisch wiederkehrende Erzählmotive und Figurenkonstellationen bei Murakami. Die Magie seines Erzähltons liegt für Radisch darin, dass Murakami „absolute Simplizität mit dem großen Anspruch einer Wiederverzauberung des Alltags“ verknüpft.
Hören Sie zunächst eine Lesung von David Nathan („Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“, MP3-CD von Hörbuch Hamburg) und anschließend Iris Radisch im Gespräch.
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Gespräch Haruki Murakami – Die Chroniken des Aufziehvogels
„Mister Aufziehvogel“ heißt jetzt anders: Der bekannte Roman von Haruki Murakami wurde 1998 aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Damals breitete sich gerade das Murakami-Fieber in Deutschland aus, und die Fans warteten ungeduldig auf neue Lektüre. Eine Übersetzung aus dem Englischen ließ sich schneller bewerkstelligen.
Jetzt aber arbeitet der Dumont-Verlag nach und lässt die alten Titel von Ursula Gräfe nochmal neu übertragen – und zwar direkt auch dem japanischen Original. Die Neuübersetzung heißt deswegen auch „Die Chroniken des Aufziehvogels“ – und sie ist hervorragend gelungen, findet die Japanologin Isabella Arcucci.
Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe
Dumont Verlag, 1005 Seiten, 34 Euro
ISBN 978-3-8321-8142-0
Lesung Haruki Murakami - Erste Person Singular
Haruki Murakami wird nicht schreibmüde. Obwohl er schon 72 Jahre alt ist, wirkt er literarisch topfit. Nach den mehrbändigen Romanen „1Q84“ und „Die Ermordung des Commendatore“ wendet er sich aktuell wieder der kurzen Form zu. „Erste Person Singular“ umfasst sieben Kurzgeschichten, die viele bekannte Murakami-Motive aufgreifen, gelegentlich aber einen ungewöhnlichen Witz haben.
Hören Sie eine Lesung aus der Geschichte „With the Beatles“. Es handelt sich um einen Auszug aus dem Hörbuch, gelesen von Frank Arnold.
Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe
Hörbuch Hamburg, 17,45 Euro, 4 CDs, 289 Minuten Laufzeit
ISBN 9783957132376
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Lesetipp Yoko Ogawa – Das Geheimnis der Eulerschen Formel
Die japanische Autorin Sayaka Murata empfiehlt Yoko Ogawas Roman „Das Geheimnis der Eulerschen Formel“. Hören Sie die Autorin im O-Ton!
SWR2 lesenswert Kritik Kohei Saito – Systemsturz. Der Sieg der Natur über den Kapitalismus
Während der Corona-Pandemie wurde die Studie des 35-jährigen japanischen Philosophen Kohai Saito in Japan zum Bestseller. Die Klimakrise, so der Autor, sei mit dem jetzigen Wirtschaftssystem, dem Kapitalismus, nicht zu bewältigen. Der Kapitalismus ist Vergangenheit, Degrowth-Kommunismus die Zukunft. Ein kluges Buch, das zum Nachdenken anregt.
Aus dem Japanischen von Gregor Wakounig
dtv, 320 Seiten, 25 Euro
ISBN 978-3-423-28369-4