Der preisgekrönte Schweizer Autor Martin Suter und das enfant terrible der deutschen Literaturszene Benjamin von Stuckrad-Barre reden über Badehosen, Glitzer und LSD. Klug, unbefangen und unterhaltsam.
Ungezwungene Heiterkeit
Schon der Titel von Martin Suters und Benjamin Stuckrad-Barres Gesprächssammelband lässt erahnen, dass es zwischen den Zeilen etwas heiterer und vor allen Dingen ungezwungener zugehen soll. Ein Blick aufs Inhaltsverzeichnis bestätigt diese These.
Munter reihen die beiden namhaften Schriftsteller Gespräche über Glitzer, Rechnungen, LSD oder Ibiza aneinander. Wer hier einen roten Faden sucht, der sucht vergebens. Das macht aber gar nichts, denn gerade die scheinbare Beliebigkeit der Themen macht neugierig.
Kennenlernen am Ostseestrand
Zudem erfährt man allerlei Persönliches über die beiden Männer. Zum Beispiel, wenn Stuckrad-Barre über ihr Kennenlernen am Ostseestrand erzählt.
Das Mysterium, wie der sonst immer so adrett im Anzug gekleidete Schweizer Autor Martin Suter zu einer knalligen Badehose kam, wird natürlich aufgelöst. So viel sei verraten, eine Frau steckt nicht hinter dem modischen Statement.
Martin Suter: Nie LSD?
Von Stuckrad-Barre und Suter verstricken sich in ihren Talks aber nicht nur in skurrile Begebenheiten ihrer Vita, sie sprechen auch über ihr literarisches Schaffen. So stellt Suter im Kapitel zu LSD klar, dass er nie einen solchen Trip hatte.
Das überrascht, denn sogar der Entdecker des LSD war begeistert von Suters Trip-Beschreibung in seinem Roman „Die dunkle Seite des Mondes“.
Martin Suter macht deutlich, dass der Autor nicht das, worüber er schreibt, selbst erlebt haben muss. Manchmal genügt eine ausgiebige Recherche.
Von Stuckrad-Barres Drogensucht
In diesem Punkt sind die beiden Schriftsteller sich nicht ganz einig. Das verwundert wenig, hat doch von Stuckrad-Barre seinen literarischen Ruhm unter anderem mit dem autobiographischen Roman „Panikherz“ manifestiert, ein Werk, in dem der Autor ganz unverblümt über seine Drogensucht und deren Folgen berichtet. Aber keine Sorge, die Diskussion dauert nicht lange.
Schlagfertig vom Hölzchen aufs Stöckchen
Klug und schlagfertig kommen die zwei direkt wieder vom Hölzchen aufs Stöckchen. Genauer gesagt von Religion auf den Pop-Star Madonna, für deren Musik Stuckrad-Barre eine große Leidenschaft hegt.
Die beiden diskutieren über Arbeit, analysieren den Unterschied zwischen Liebe und Verliebtsein und ergründen final den Begriff ‚Wiedersehen‘. Die Umwege und Einschübe, die die Gesprächspartner dabei finden, sind überraschend wie unterhaltsam.
Feingeistiger Pingpong
Es ist feingeistiges Pingpong, was Suter und Stuckrad-Barre in „Alle sind so ernst geworden“ miteinander spielen. Das Konzept „wir reden locker über alles, was uns einfällt“ hätte auch richtig schief gehen können, lebt hier aber von den Persönlichkeiten Stuckrad-Barre/ Suter. Die passen ideal für das Format.
In jedem Fall ist das Buch ein großes Lesevergnügen. Gerade für alle, die Spaß daran haben, in scheinbaren Nebensächlichkeiten einen höheren Sinn zu finden.