Der Mannheimer Zucker-Produzent Südzucker hat den Göttinger Historiker Manfred Grieger damit beauftragt, das Ausmaß von Zwangsarbeit innerhalb des Unternehmens während der Nazi-Diktatur zu untersuchen. Die daraus resultierende Studie stellte Grieger am 26. September 2024 im Mannheimer Stadtarchiv vor.
Im Durchschnitt seien in den Südzucker-Fabriken in den 1930er-Jahren etwa 60 Prozent der Kampagnenarbeiter aus dem Ausland gekommen, erklärt Grieger im Interview mit SWR Kultur: „Mehrheitlich aus Polen, der Sowjetunion, aber eben auch aus Italien, die als Kriegsgefangene dort arbeiteten.” Der Historiker von der Universität Göttingen hatte zuvor auch die Geschichte von Unternehmen wie VW oder Bahlsen in der NS-Zeit aufgearbeitet.
Hohe körperliche und gesundheitliche Belastungen
Besonders an der Zwangsarbeit bei Südzucker sei die körperliche Belastung gewesen, so Grieger: In den Zuckerraffinerien herrschte eine große Hitze, die Rüben wurden mit kaltem Wasser gereinigt. Für viele der ausländischen Arbeitskräfte stellte die Arbeit bei Südzucker eine hohe körperliche und gesundheitliche Belastung dar.
Zwischen den einzelnen Werken gab es allerdings Unterschiede: „Die Arbeiter wurden unterschiedlich behandelt, da die Zuckerproduktion stark dezentralisiert ist”, so Grieger. Neue Entschädigungsforderungen werden aus der neuen Studie wohl nicht erwachsen, dies wurde bereits im Jahr 2000 durch die Bundesstiftung geregelt.
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