Gespräch

Europawahl 2024: Erklärungsversuche für das Wahlverhalten junger Menschen

Stand
Interview
Maull Doris

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Bei der Europawahl durften auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgeben. Erstaunlich ist dabei, dass vor allem die konservative Union profitieren konnte – und die Alternative für Deutschland. Dagegen haben die Grünen in der Altersgruppe bis 26 Jahre deutlich verloren: Sie büßten 23 Prozent der Stimmen bei den Jungwählern ein. Viele Stimmen gingen auch an kleinere und Kleinstparteien.

Europawahl 2024 Rechtsruck wegen Dauerkrise? Warum deutsche Jugendliche Populisten wählen

Seit Jahren leben Jugendliche im Krisenmodus und fühlen sich von etablierten Parteien ungehört. Mit einfacher und emotionalisierender Sprache holt die AfD sie auf TikTok ab.

Trendstudie „Jugend in Deutschland"

Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann hatten Ende April die insgesamt siebte Trendstudie „Jugend in Deutschland" veröffentlicht. Ergebnis: Die Jugend ist passimistischer als es seit der ersten Ausgabe der Studie je der Fall war. Die mentale Belastung, die Ängste um Inflation, Karriere und Altersarmut sind stärker geworden. Die Sorge um das Klima ist weiterhin groß.

Junge Menschen wählen programmatisch

Vor fünf Jahren war das Klima das beherrschende Thema bei jungen Menschen, vor allem wegen der Kampagne „Fridays for Future". Deswegen hatten viele der jüngeren WählerInnen grün gewählt, sagt Simon Schnetzer, Mitautor der Studie.

„Die Sorge um das Klima wird jetzt überlagert von Sorgen um die finanzielle Situation, die Inflation, der Krieg in Europa kommt auch dazu, der teure und knappe Wohnraum, Angst vor Altersarmut." Das sind die Themen, die junge Menschen in ihrem Alltag beschäftigen. Sie hätten das Gefühl, sie müssten verzichten, deshalb haderten sie mit der aktuellen Regierung, so Schnetzer.

RLP

Meinung zur Europawahl "Die AfD kann TikTok, die anderen können Dorfschenke"

Die AfD kann TikTok, die Altparteien können Dorfschenke. Das reicht nicht. Genauso wenig, wie nur von der Schwäche der anderen zu leben. Die Meinung von Dirk Rodenkirch.

Der Tag in RLP SWR1 Rheinland-Pfalz

Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. GEN Z wählt AfD: Wie gefährlich ist TikTok?

Fast ein Viertel der 14- bis 29-Jährigen würde laut einer Jugendstudie die AfD wählen – eine beunruhigende Erkenntnis, die viele Fragen aufwirft. Eine davon ist die Rolle von TikTok, wo zwei Drittel der jungen Wählerschaft aktiv sind.

Die Plattformlogik, die auf Dualismus, emotionalisierten Inhalten und komprimierten Botschaften basiert, könnte der AfD in die Hände spielen. Mit 400.000 Followern nimmt die Partei eine dominante Stellung auf TikTok ein, während andere Parteien versuchen, nachzuziehen. Doch wie kann man dort authentisch und überzeugend kommunizieren?

Diese und weitere Fragen diskutieren wir mit Marina Weisband. Sie ist Publizistin, Digitalpolitikerin, Psychologin und bekannt als ehemalige Sprecherin der Piratenpartei, Nun engagiert sie sich bei den Grünen.

Johannes Hilje, Berater für Politik und Kommunikation, betont die Wichtigkeit für andere Parteien, ebenfalls auf TikTok präsent zu sein. Ein Feld kampflos der AfD zu überlassen, sei riskant. Wichtig sei es, Emotionen zu wecken und demokratische Werte zu kommunizieren – eine Herausforderung.

Habt ihr bereits Inhalte der AfD auf TikTok gesehen? Was haltet ihr davon?
Schickt uns eure Meinungen per E-Mail an kulturpodcast@swr.de.

Host: Christian Batzlen
Showrunner: Stephanie Metzger

Links:
Marina Weisband https://marinaweisband.de/
Joannes Hilje: https://johanneshillje.de/blog/

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