Gespräch

Rhetorik in der Regierungskrise: Wenn das „Entweder – Oder“ greift

Stand
Interview mit
Prof. Dietmar Till
Das Interview führte
Wilm Hüffer

Olaf Scholz gegen Friedrich Merz gegen Christian Lindner gegen Alice Weidel gegen Markus Söder – Im Bundestag wurde anlässlich der Regierungserklärung des Bundeskanzlers heftig debattiert. Im Gespräch mit SWR Kultur bewertet der Tübinger Rhetorik-Professor Dietmar Till dies knapp mit dem Satz: „Wir sind eigentlich schon im Wahlkampf.“

Typischer Wahlkampf-Mechanismus

Für derlei Situationen greife die Politik gerne zur Formel vom „Entweder – Oder“. „Das ist ein Mechanismus, der typisch ist für Wahlkämpfe“, so der Professor für allgemeine Rhetorik.

Allerdings sei Olaf Scholz im Bundestag, trotz der Angriffe gegenüber der Opposition, präsidial und staatstragend geblieben. „Bei Scholz habe ich mich ein bisschen gewundert“, gibt Till im Gespräch zu.

Kalter Schmidt und scharfer Merz

Als Gegenstück verweist der Experte auf die Regierungsklärung, die der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt 1982 nach dem Koalitionsbruch durch die FDP hielt: „Der war völlig kalt – eine ganz andere Form der Rhetorik.“

Auffällig an der Debatte war für Till auch der Kontrast, den Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) lieferte: „Merz ist wesentlich schärfer, weil er das jetzt auch kann.“

Generell werde eine Vertrauensfrage von der Politik aber inzwischen weit weniger emotional behandelt wie früher: „Eine Vertrauensfrage wird als eine Frage des Managements begriffen, die man jetzt abarbeiten muss.“

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