Die Sinne der Pflanzen

„The Senses of Plants“: Villa Merkel Esslingen zeigt das Leben der Pflanzen und Bäume

Stand
Autor/in
Karin Gramling

Wie kommunizieren Pflanzen? Das ist eine der Fragen mit denen sich die Ausstellung „The Senses of Plants – die Sinne der Pflanzen“ in der Villa Merkel in Esslingen auseinandersetzt. Im Gegensatz zur westlichen Welt respektieren indigene Gruppen die Natur auf eine ganz andere Art und Weise. Auch auf die Diskussion, ob die Rechte von Pflanzen künftig juristisch einklagbar sein sollten, verweist die Ausstellung.

Der Mensch als Teil der Natur

In der Villa Merkel hängen Dutzende kleiner Glasröhrchen von der Decke. Sie enthalten extrahierte Flüssigkeiten mit heilender Wirkung von Pflanzen aus dem brasilianischen Regenwald. Die Künstlerin Anais-Karenin profitierte dabei von indigenem Wissen, wie man diese Heilmittel gewinnt, die auch in der modernen Medizin zum Einsatz kommen.

Am Beispiel des Regenwalds lässt sich zeigen, dass indigene Gruppen den Pflanzen, grundsätzlich einen ganz anderen Stellenwert einräumen. Sie verstehen den Menschen nur als einen Teil der Natur – mit der er ehrfürchtig umzugehen hat und von der er komplett abhängig ist.

Ausstellung „The Senses of Plants“ – Die Sinne der Pflanzen in der Villa Merkel Esslingen
Patricia Domínguez, Matrix Vegetal, 2021/22, Videostill.

Rechte der Natur?

Man erntet zum Beispiel nur so viel, dass der Fortbestand der Pflanze gewährleistet bleibt und beschädigt sie nicht unnötig. Eine Sichtweise, die in der westlichen Welt eher rar ist. Darauf verweist auch die Arbeit der rumänischen Künstlerin Anca Bucur.

Einige der künstlerischen Positionen in der Villa Merkel fragen so, welche Rechte der Natur künftig auch juristisch eingeräumt werden sollten. Eine Diskussion, die immer lauter geführt wird.

Ausstellung „The Senses of Plants“ – Die Sinne der Pflanzen in der Villa Merkel Esslingen
Saša Spačal, Repository of a Yearning Hybrid or How to Evoke a Symbiont, 2022, Installation. shot,

Wechselseitige Beziehung von Mensch und Pflanze

Sehr humorvoll setzt sich ein anderes Projekt damit auseinander, was wohl ein hochgezüchteter Hybrid aus einer Erbse und einem Menschen leisten könnte: Ein Verweis darauf, dass wir Pflanzen vor allem nach ihrer Verwertbarkeit beurteilen. Mit dem sogenannten Internet der Bäume, dem Wood Wide Web, beschäftigt sich Suzette Bousema aus den Niederlanden. 

Ausstellung „The Senses of Plants“ – Die Sinne der Pflanzen in der Villa Merkel Esslingen
Suzette Bousema, Super Organism, 2020.

Super Organism – so heißt ihr Kunstwerk, das vergrößerte Mikroskop-Aufnahmen zeigt. Vor blauem Hintergrund sieht man die Schönheit der Pilzgeflechte, die durch ihre rotbraune Farbe ein bisschen an Gräser erinnern. Sie versorgen die Bäume mit Nährstoffen. Der Klimawandel und die fortschreitende Umweltzerstörung gefährden allerdings dieses fragile und wichtige System.

Für Kuratorin Julia Thiemann ist deshalb eine der grundlegenden Aussagen der Schau:  

Wir sind in diesem System Teil und sind auch hoch wechselseitig angewiesen auf Pflanzen und auf andere Lebensformen, ohne dass uns das im Alltag meistens so bewusst ist. Ich glaube, dass es ein gutes Bild ist, wie wir gesellschaftlich handeln und leben könnten miteinander. 

Ausstellung „The Senses of Plants“,
3. März – 2. Juni 2024,
Villa Merkel Esslingen

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Karin Gramling