Ein Grab als Briefkasten, eine Treppe ins Nichts, ein Wohnzimmer voll Schnee: Die Bilder des Fotografen Frank Kunert sind rätselhaft und humorvoll zugleich. „Ich spiele mit den verschiedenen Facetten des Humors“, sagt Kunert im Gespräch, „mal böse, mal subtil und spielerisch. Wichtig ist mir aber auch, dass dahinter eine gewisse Ernsthaftigkeit steht.“
Fotografien aus dem Miniatur-Paralleluniversum
Die Ausstellung „Wunderland“ in der Städtischen Galerie in Offenburg zeigt mehr als sechzig Fotografien und einige Modelle von Frank Kunert. Gerade diese Modelle sind für sein Werk entscheidend, denn die Settings seiner Bilder baut er zuvor in einer Art Miniatur-Paralleluniversum auf. Erst danach entstehen die Fotografien.
„Es ist spannend, eine Welt zu errichten“, erklärt Kunert. „Erst mit dem Foto selbst komme ich wieder weg vom Modell, das im zweidimensionalen Bild sehr viel echter aussieht als in der Realität. Das ist ein Spiel mit der Wahrnehmung.“
Mit Sprache Erwartungen erzeugen
Kunerts Bilder werden erst durch den jeweiligen Titel vollständig – so zeigt beispielsweise eines seiner Werke eine sehr steile Treppe, die zu einer Tür hinaufführt. Über der Tür steht der Sinnspruch „Carpe Diem“ („Nutze den Tag“), aber hinter der Tür klafft ein Abgrund.
Frank Kunert selbst findet gerade die Titel seiner Werke entscheidend: „Ich finde es interessant, wie man mit Sprache Erwartungen erzeugen kann und ich versuche dann diese Bedeutung zuzuspitzen, manchmal auch eine falsche Fährte zu legen und damit zu spielen.“
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