Seit über 80 Jahren begeistert die Addams Family nun schon Generationen mit ihrem morbiden Charme. Der schwarzer Humor, die skurrile Figuren und der Hauch von Grusel haben die makabere Familie längst zum Kulturphänomen werden lassen.
Fast scheint es: Wer einmal an die „eiskalten Händchen“ geraten ist, den lassen sich nicht mehr los. Ob in Cartoons, Filmen, Serien oder auf der Bühne: Die Addams haben noch immer ihr Comeback geschafft.
Zuletzt sorgte „Wednesday“ auf Netflix für einen neuen Hype, auch dank Star-Regisseur Tim Burton uns seiner Vorliebe für das Düstere. Fans können sich freuen: Im Sommer 2025 soll endlich Staffel 2 erscheinen.
Die Geburt einer unkonventionellen Familie
1938 erschuf der amerikanische Cartoonist Charles Addams eine Familie, die in ihrer Morbidität nicht nur charmant, sondern auch subversiv war. Seine düster-humorvollen Cartoons erschienen in „The New Yorker“. Addams präsentierte seinem mitunter doch sehr überraschten Publikum eine exzentrische und aristokratisch anmutende Familie.

Sie erinnerte zwar in ihrer Konstellation an die typische amerikanischen Familie, doch sie unterlief mit Freuden gesellschaftliche Konventionen. Die Addams Family lebte in einer viktorianischen Villa, liebte das Makabere und stellte mit morbider Eleganz das Bild der amerikanischen Durchschnittsfamilie auf den Kopf.
Addams’ Figuren waren eine ironische Umkehrung des amerikanischen Ideals: Während traditionelle Familienwerte wie Anpassung und Harmonie hochgehalten wurden, feierten die Addams ihre Andersartigkeit und schufen damit eine alternative Vorstellung von Zusammenhalt. Ihre Popularität ließ nicht lange auf sich warten – aus den Cartoons wurde eine Ikone der Popkultur.

Die Addams Family im Film und Fernsehen
Die erste Adaption der Addams Family erfolgte 1964 als Fernsehserie in Schwarz-Weiß. Sie erreichte schnell ein großes Publikum und entwickelte sich zu einem Klassiker. Das lag nicht nur an der überraschenden Handlung, sondern auch an den außergewöhnlichen Familienmitgliedern.
Der stoische Familienvater Gomez, die melancholisch-kluge Mutter Morticia, die emotionslose Tochter Wednesday und, nicht zu vergessen, der liebenswert-naive Onkel Fester zogen das Publikum schnell in ihren Bann. Die Serie prägte über Jahrzehnte hinweg die popkulturelle Wahrnehmung der Addams Family und legte den Grundstein für zahlreiche weitere Adaptionen.

Popkultureller Meilenstein: Kinofilme der 1990er-Jahre
In den frühen 1990er-Jahren brachte Hollywood die Familie mit „Addams Family“ (1991) und „Die Addams Family in verrückter Tradition“ (1993) auf die große Leinwand. Regisseur Barry Sonnenfeld kombinierte in seinen Filmen schwarzen Humor mit einer satirischen Gesellschaftskritik. Damit erschuf er einen popkulturellen Meilenstein.
In den letzten Jahren erlebte die Familie eine Renaissance. 2019 erschien eine animierte Neuverfilmung, die eine neue Generation mit den skurrilen Charakteren vertraut machte. Gleichzeitig rückte Netflix mit der Serie „Wednesday“ (2022) die Figur der Tochter in den Mittelpunkt und gab der Addams-Welt eine frische, düster-mystische Note.
Warum übt die Addams Family so eine Faszination aus?
„Die Addams Family“ ist keine simple Gruselparodie. Vielmehr steht sie für das Außenseitertum und feiert das Unangepasste. In einer Welt, die oft Konformität fordert, leben die Addams ihre Individualität voller Stolz. Sie brechen mit gesellschaftlichen Normen und zeigen, dass Familie nicht durch äußere Anpassung, sondern durch bedingungslose Akzeptanz definiert wird.
Ihre makabre Lebensweise ist dabei nicht nur ein Stilmittel, sondern eine tiefere Reflexion gesellschaftlicher Werte: Während die „normale“ Welt oft als spießig, oberflächlich und intolerant dargestellt wird, sind die Addams liebevoll, ehrlich und authentisch.
Dies macht sie besonders für jene Menschen ansprechend, die nicht so einfach in eine Schublade passen oder passen wollen. In gewisser Weise können die Addams ihnen als Vorbilder dienen. Sie verstecken ihre Eigenarten nicht, sondern kultivieren ihre Exzentrik.

Netflix' „Wednesday“: Eine neue Generation entdeckt die Addams
Mit „Wednesday“ hat Netflix 2022 einen neuen Zugang zur Addams-Welt geschaffen. Im Zentrum steht die eigenwillige Tochter, gespielt von Jenna Ortega, die an der Nevermore Academy ihre detektivischen Fähigkeiten unter Beweis stellt. Gleichzeitig ist sie mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens konfrontiert, die ein Teenie-Leben an einem Internat so mit sich bringen.
Die Serie vereint damit klassische Mystery-Elemente mit Coming-of-Age-Geschichten und zeigt eine moderne, vielschichtige Interpretation der ikonischen Figur. Das kommt an: Die Serie landete direkt zum Start in 83 Ländern an der Spitze der Netflix-Charts. Innerhalb der ersten Woche wurden mehr als 341 Millionen Stunden der Serie gestreamt.

Lady Gaga übernimmt Rolle in 2. Staffel
Welche Rolle genau Lady Gaga in der 2. Staffel „Wednesday“ einnehmen wird, ist noch nicht bekannt. Hauptdarstellerin Jenna Ortega hat bisher nur verraten, dass der Auftritt ihre Fans überraschen wird. Der Raum für Spekulationen ist damit offen und die Werbetrommel zur Veröffentlichung auf Netflix läuft.
Klar ist: Tim Burton und sein Team wollen an den Erfolg der ersten Staffel anknüpfen. Laut Hauptdarstellerin Ortega soll es noch bizarrer und verrückter werden als in der ersten Staffel. Begeistere Chineasten sollen intermediale Bezüge zum Antikriegsfilm „Full Metal Jacket“ sowie zu bekannten Horror- und Slasher-Filmen erkennen können.

Eine Familie für die Ewigkeit
Die Addams Family hat sich von einer subversiv-skurrilen Cartoon-Idee aus den 1930er-Jahren zu einem kulturellen Symbol weiterentwickelt. Sie steht heute mehr denn je für Individualität, Akzeptanz und in gewisser Weise für eine alternative Vorstellung von Familie.

Obwohl sich die Gesellschaft in den vergangenen 80 Jahren gewandelt hat, bleibt die Faszination für diese schaurig-schöne Familie ungebrochen. Mit ihrer makabren Eleganz, gepaart mit subtilem Humor, feiner Gesellschaftskritik und einer Hymne auf das Außenseitertum, dürfte sie auch in Zukunft ein fester Bestandteil der Popkultur bleiben.