„Zwei Minuten“: Die Kolumne zum Wochenende

Meinung: Sommerloch ohne Kaiman, Bär und Löwe

Stand
Autor/in
Gerhard Leitner

Haushalt, Kriege und Krisen lassen kein Sommerloch zu. Und so fehlen auch Kaimane, Bären und Löwen in den News. Dafür tauchen aber viele andere Biester auf.

Die Sommerferien- oder besser Sommerlochzeit ist traditionell die Zeit der exotischen Tier-Erscheinungen. Sie erinnern sich bestimmt noch an Kuno den Killerwels, der 2001 bei Mönchengladbach einen Dackelwelpen in die Tiefe gezogen und verspeist haben soll. Oder im Sommer 2006 Problembär Bruno. Zugewandert aus Österreich, steht er nun ausgestopft im Museum Mensch und Natur in München. Lange davor hatte es Kaiman Sammy in einem Baggersee in Dormagen in die Schlagzeilen geschafft und zuletzt die Löwin in Berlin, die sich nach mehrtätiger Jagd durch Experten und Medien als Wildschwein entpuppt hat.

Die Kolumne zum Wochenende können Sie sich hier auch anhören:

Komisch – diese Tiere tauchen immer dann auf, wenn die Politik gerade Sommerpause hat, wenn der Bundeskanzler in den Alpen wandern ist, und die Abgeordneten Urlaub mit ihren Familien machen. Aber in diesem Jahr? Vielleicht liegt es ja daran, dass die Politik gefühlt gar keine Pause macht – der Streit um den Haushalt, die Kriege, die aktuelle Weltlage erfordern maximale Aufmerksamkeit und bestimmen die Schlagzeilen. Dagegen haben exotische Sommerloch-Viecher derzeit keine Chance.

Gerhard Leitner steht im Gang eines SWR-Gebäudes.
Die Kolumne zum Wochenende von Gerhard Leitner

Vielleicht sind es in diesem Jahr deswegen die kleinen Biester, die unter dem Radar der großen Boulevard-Medien für Aufregung sorgen. Wie z.B. in Herxheim, wo die Gemeinde jetzt den Kampf gegen die Superkolonie einer eingeschleppten afrikanischen Ameisenart, Tapinoma Magnum, angesagt hat. So eine Kolonie kann mehrere hundert Königinnen haben und bis zu 40 Millionen Arbeiterinnen und verursacht massive Schäden an Häusern und Gehwegen. Oder der Japan-Käfer, Popillia Japonica, von dem Exemplare in Freiburg, im Landkreis Ludwigsburg und jetzt auch in Bayern entdeckt wurden. Er ist extrem gefräßig und macht Zier- und Nutzpflanzen kurz und klein. Von der Tigermücke als Dengue-Überträgerin oder der tropischen Riesenzecke Hyalomma, die auch bei uns gefunden wurden, mal ganz zu schweigen. Und ich habe noch nicht die aggressive asiatische Hornisse erwähnt!

Wie schön waren die Zeiten von Bären, Krokodilen und Löwen im Sommerloch. Übrigens habe ich neulich in den Feldern südlich von Karlsruhe ein Nashorn gesehen – glaube ich. Aber vielleicht war es doch nur ein Elefant …eventuell….möglicherweise…

Herxheim

Verteilung beginnt Besondere Giftköder gegen Ameisen-Superkolonie in Herxheim

Die Gemeinde Herxheim bei Landau (Kreis Südliche Weinstraße) verteilt ab dieser Woche Köder-Boxen. Damit soll die eingeschleppte Ameisen-Art "Tapinoma magnum" bekämpft werden.

SWR4 RP am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Baden-Württemberg

Folgen für Natur und Mensch Diese invasiven Arten breiten sich derzeit in BW aus

Von Mücke über Käfer bis zu Ameisen: In BW häufen sich Meldungen von Insekten, aber auch Pflanzen, die sich schnell verbreiten und starke Auswirkungen haben. Eine Übersicht.

Lindau

Erstes Exemplar des Schädlings in Bayern Gefürchteter Japankäfer bei Lindau entdeckt

In einer Insektenfalle an der Autobahn 96 bei Lindau ist ein erster Japankäfer in Bayern entdeckt worden. Der Schädling ist meldepflichtig. Weitere Käfer gab es bereits in Baden-Württemberg.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

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Gerhard Leitner