Der Mittwoch stand ganz im Zeichen der Politik: Während die USA ihren neuen Präsidenten gewählt haben, hat in Deutschland Kanzler Olaf Scholz (SPD) den Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) entlassen - die Regierung ist gescheitert, schnelle Neuwahlen werden gefordert. Jetzt richtet sich der Blick in die Zukunft. Auch für die drei 16-Jährigen Leonie Haußmann, Mia Bätz und Jan Frers. Sie besuchen das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) und dort den Gemeinschaftskunde Leistungskurs. Natürlich sind die beiden Ereignisse auch bei ihnen und auf dem Schulhof Thema.
Überraschung, Verständnis und Sorgen um die Zukunft
Jan Frers äußert Sorgen. Natürlich könne er verstehen, dass man den Willen des Volkes vertreten müsse. Daher könne er Scholz' Schritt schon nachvollziehen. Seiner Beobachtung nach war das Aus der Ampelkoalition unvermeidbar. Er sorgt sich um die Zukunft. "Dann sieht man da die CDU mit Friedrich Merz […] und die AfD stehen. Und da fragt man sich: Wie soll das in Zukunft aussehen?" Mit der Vertrauensfrage sei ja auch noch nicht klar, ob wirklich neu gewählt werden muss. Daher sei auch für ihn vieles noch unklar, so Frers.
Auch Mia Bätz ist der Meinung: Die Vertrauensfrage zu stellen und die Regierung womöglich aufzulösen, sei richtig gewesen. Zwar hole sie die Ampel von ihrer eigenen politischen Meinung her am meisten ab, wenn allerdings nur gestritten würde, bewege sich auch nichts. "Dann ist etwas Neues wichtig", so Mia Bätz.
Leonie Haußmann war etwas schockiert, aber auch überrascht. Der Schock sei von der Wahl in den USA gekommen, sagt sie, die Überraschung durch die Entlassung Lindners durch Olaf Scholz. Zwar habe sie mitbekommen, dass es immer mehr Streitigkeiten in der Regierung gegeben habe. Allerdings habe sie nicht erwartet, dass es so schnell gehen würde. "Es ist […] viel auf einmal und ich bin, denke ich, nicht die Einzige, die so denkt", so Leonie Haußmann weiter. Dennoch pflichtet auch sie Jan und Mia bei: Kompromisse seien in der Politik wichtig. Ohne Kompromisse sei Politik nicht möglich, daher könne sie die Entscheidung auch verstehen.
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Schulleiter hofft auf Unterricht am aktuellen Beispiel
Natürlich werde die aktuelle Entwicklung auch im Schulunterricht Thema sein, bestätigt Rektor Andreas Klaffke. Unterrichtlich sieht er die Abwahl der Regierung und alles, was in den nächsten Wochen und Monaten damit zusammenhängt, quasi positiv. Man könne am aktuellen Beispiel, an Reden im Bundestag oder Debatten beispielsweise die Thematik um die Vertrauensfrage erklären. Das sei viel besser als das trocken aus dem Buch zu lernen, so der Schulleiter. Er wünscht sich das zumindest an seiner Schule, hofft aber darauf, dass alle Gemeinschaftskundelehrer in Deutschland die Chance ergreifen werden.
Jugendliche informieren sich anders über Politik
Klaffke glaubt auch, dass die Aussage falsch sei, Jugendliche seien nicht mehr an Politik interessiert. Das seien sie sehr wohl. Nur ihr Umgang, die Art und Weise sich zu informieren und auszutauschen, sei inzwischen eine andere. Mit dem Blick auf die USA und den Einsatz von sozialen Medien im Wahlkampf durch Donald Trump, sagt er im Gespräch mit dem SWR daher auch, es sei wichtig hier aufzuklären und auch als Erwachsener diese Kanäle zu verfolgen. Denn hier würden auch viele Falschinformationen verbreitet, auch damit müssten die Schülerinnen und Schüler umzugehen lernen.
"Wir sind die nächste Generation"
Dass sie durchaus an Politik interessiert sind, bestätigt auch Jan Frers. Wenn er sich mit Freunden trifft, werde eigentlich mindestens einmal über aktuelle Ereignisse gesprochen - auch aus der Politik. Auch um sich darüber auszutauschen, wie man als junger Mensch etwas bewegen könne, sagt er. Mia Bätz fügt an, dass politisches Interesse generell wichtig sei. Denn irgendwann seien die "alten" Politiker weg, dann komme die neue Generation, auch die müsse sich auskennen - "Wir sind die nächste Generation."