"Zwei Minuten": Unsere Kolumne zum Wochenende

Meinung: And the White House goes to…

Stand
Autor/in
Pascal Fournier
Porträt von Pascal Fournier

Philosophen empfehlen, Dinge gelassen hinzunehmen, die man ohnehin nicht ändern kann. Dieses Motto gilt für die US-Wahl, meint Pascal Fournier.

Zugegeben, es ist ein bisschen merkwürdig, sich vor dem Wochenende schon auf den kommenden Mittwoch zu freuen. Passiert mir auch nicht so oft – aber heute schon. Heute kann ich ihn gar nicht erwarten – diesen 6. November. Den Tag – nach der US-Wahl. Wenn dieser ganze monatelange Alptraum endlich vorbei ist. Denn wir dürfen zwar nicht wählen und deswegen könnte uns das ganze unappetitliche Harris-gegen-Trump-Gerangel eigentlich ja herzlich egal sein, immerhin liegt mindestens der Atlantik zwischen den USA und Europa – aber: es ist uns natürlich nicht egal. Die USA sind nie egal! Und deswegen – selbst, wenn man gewollt hätte: Man kam um diesen Wahlkampf gar nicht herum…

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Zuerst das Bibbern um einen greisen Amtsinhaber, der partout nochmal antreten wollte, auch wenn er bisweilen nicht zu wissen schien, wobei. Dann das Aufatmen über seinen Rückzug und der Durchmarsch der neuen Kandidatin. Das alles kontinuierlich schrill begleitet von einem Herausforderer, bei dem man ja irgendwie dachte, er könne einen mit nichts mehr schocken nach seinen ersten vier Jahren im Weißen Haus. Und der es dann doch immer wieder geschafft hat, mit seinen endlosen Tiraden über haustieressende Migranten, tödliche Windräder und tröpfelnde Duschen, Migranten, unfaire Gerichtsverfahren, gestohlene Wahlen und Hexenjagden und Migranten… Am Mittwoch ist das alles endlich vorbei.

Pascal Fournier
Die Kolumne zum Wochenende von Pascal Fournier

Wobei – isses das wirklich? Kaum. Am Mittwoch beginnt eher ein neues, das große Nach-Wahl-Gezerre. Um korrekte oder inkorrekte Stimmauszählung, um gültige oder ungültige Stimmen, um die Sitzverteilung in Senat und Repräsentantenhaus – und wer weiß? Vielleicht ist auch wieder ein Sturm auf’s Kapitol dabei…?

Gut – ich gebe zu: die Vorfreude auf Mittwoch ist in diesem Licht betrachtet vielleicht ein bisserl verfrüht, die Zeit danach könnte auch einigermaßen anstrengend werden. Und wenn ich es mir noch genauer überlege: Nach diesem Alptraum könnte dann – je nach Wahlausgang – der eigentliche, der vier Jahre dauernde orangefarbene Alptraum erst beginnen… Diese Aussicht allerdings verdirbt mir die Vorfreude auf Mittwoch dann schon gründlich, das muss ich sagen. Ich weiß: Zurückhaltung und Respekt vor der Wahlentscheidung einer anderen Nation und unverbrüchliche transatlantische Freundschaft und das alles – jaja. Geschenkt. Lassen wir das alles mal beiseite und reden wir Klartext: Liebe USA – bitte nicht…!

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