Folgen für Natur und Mensch

Tigermücke, Japankäfer und Co.: Diese invasiven Arten breiten sich derzeit in BW aus

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Mailine Albrecht
Mailine Albrecht

Von Mücke über Käfer bis zu Ameisen: In BW häufen sich Meldungen von Insekten, aber auch Pflanzen, die sich schnell verbreiten und starke Auswirkungen haben. Eine Übersicht:

Die Tigermücke macht sich unter anderem am Bodensee breit, eine invasive Ameisenart wird im Kreis Lörrach und im rheinland-pfälzischen Herxheim entdeckt. Und auch die ersten Japankäfer sind in Freiburg und im Kreis Ludwigsburg angekommen - trotz Pufferzonen in der Schweiz. Häufig wird dann von "invasiven Arten" gesprochen, die sich in Baden-Württemberg ausbreiten. Dabei muss zwischen gebietsfremden und wirklich invasiven Arten unterschieden werden.

Was man tun sollte, wenn man eine gefährliche eingewanderte Art findet, erklärt SWR Umwelt-Experte Dominik Bartoschek im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderatorin Ulrike Alex:

Invasive vs. zugewanderte Arten: Das ist der Unterschied

Die meisten tierischen und pflanzlichen eingewanderten Arten verursachen in einer neuen Heimat keine Probleme. Manche haben sogar positive Auswirkungen auf ihre neuen Lebensräume, weil sie beispielsweise Nahrungsquellen für heimische Tiere sind. Nur etwa zehn Prozent sind sogenannte invasive Arten und erfüllen diese Kriterien:

  • Sie sind gebietsfremd, wurden also durch menschlichen Einfluss in ein Gebiet eingebracht und breiten sich meist schnell aus.
  • Sie können unerwünschte, negative Auswirkungen auf die heimischen Ökosystemen, auf die menschliche Gesundheit oder auch wirtschaftlicher Art haben.



Diese invasiven Arten gibt es in Baden-Württemberg

Zu den bekanntesten Tierarten, die in Baden-Württemberg als invasiv bezeichnet werden, gehören aktuell vor allem diese Arten:

Schnakenbekämpfer KABS: Asiatische Tigermücke hat sich in der Pfalz stark vermehrt.
Die aus Asien eingeschleppte Tigermücke kann mehr als zwanzig Krankheitserreger übertragen und verbreitet sich in Deutschland. Zwar hielt sich die Ausbreitung im Kreis Karlsruhe oder auch der Bodenseeregion in diesem Sommer noch in Grenzen, man müsse aber aufgrund des Klimawandels davon ausgehen, dass sich die asiatische Tigermücke auch in der Bodenseeregion noch weiter ausbreite, so das Landratsamt des Bodenseekreises. Bild in Detailansicht öffnen
Japankäfer (Popillia japonica)
Der Japankäfer wird oft als invasive Art bezeichnet. Er hat sich aktuell in Deutschland allerdings noch nicht angesiedelt. Zuletzt wurden in Freiburg und im Kreis Ludwigsburg einzelne Käfer entdeckt. Bild in Detailansicht öffnen
Eine Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) wird von einem Biologen mit einem Handschuh gehalten
Der Landesverband Badischer Imker ist über die rasante Verbreitung der asiatischen Hornisse sehr beunruhigt. Im Jahr 2022 wurden im Regierungsbezirk Karlsruhe 15 Nester gezählt, 2023 waren es schon 550 und in diesem Jahr geht der Verband davon aus, dass es über 1.000 sein könnten. Bild in Detailansicht öffnen
Invasive Ameisen der Art Tapinoma magnum sind auf einer Fläche in der badischen Stadt Kehl zu sehen.
Seit rund zwei Jahren treibt die nordafrikanische Ameisenart "Tapinoma magnum" ihr Unwesen im Baugebiet Mattenberg in Fischingen (Landkreis Lörrach) und auch in Herxheim (Rheinland-Pfalz) breitet sich die Ameise aus. Bild in Detailansicht öffnen
picture alliancedpa | Julian Stratenschulte
In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der Nutrias (auch unter dem Namen Biberratte bekannt) in Deutschland mehr als verdoppelt. Mit ihren großen orangefarbenen Nagezähnen und knopfartigen Augen haben sie ein markantes Aussehen. Nutrias können etwa 65 Zentimeter lang und zehn Kilo schwer werden. Bild in Detailansicht öffnen
Nilgänse bevölkern den Schlossgarten in der Stuttgarter Innenstadt.
Der Kot der Nilgans ist an vielen Orten zu einem Problem geworden. Parks, Grünanlagen und Flächen an Beckenrändern von Schwimmbädern sind oft voller Hinterlassenschaften der invasiven Tierart. Bild in Detailansicht öffnen
Ein junger Waschbär schaut von einem Dach herunter.
Sie sehen süß aus, sind mittlerweile aber eine Plage. Waschbären breiten sich nicht nur im Wald aus, sondern wüten auch im Stadtgebiet. Die nachtaktiven Raubtiere fressen vor allem kleinere Wirbeltiere, aber auch Frösche, Lurche, Schildkröten und Vögel. Bild in Detailansicht öffnen

EU-Liste über invasive Arten

Die Europäische Union führt in der sogenannten Unionsliste (auch Schwarze Liste) der EU-Kommission invasiven Arten auf. Viele kommen nicht nur allgemein in der EU, sondern auch bei uns in Baden-Württemberg vor. Die Liste der Europäischen Union zählt noch mehr invasive Tier- und Pflanzenarten auf. So gehören auch diese Arten aktuell dazu (Stand der EU-Liste 2022):

Allerdings wurde die Liste sowohl vom Europäischen Parlament wie auch von den Naturschutzverbänden kritisiert. Sie sei mit den genannten Arten viel zu kurz, zahlreiche wichtige Arten seien nicht aufgenommen.

Baden-Württemberg

Invasiver Käfer frisst ganze Bäume kahl Erste Japankäfer-Funde in Freiburg und im Kreis Ludwigsburg gemeldet

Damit sich der Japankäfer nicht weiter ausbreitet, hat die Schweiz bereits Pufferzonen errichtet. Doch nun wurden erste Funde des Käfers in Baden-Württemberg gemeldet.

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Buchsbaumzünsler: Nicht alles, was Probleme macht, ist invasiv

Mit dem Buchsbaumzünsler hatten viele Menschen in den letzten Jahren Probleme. Doch steht er nicht auf der Liste der invasiven Arten und erfülle dem Naturschutzbund (NABU) nach auch nicht alle Kriterien. Laut NABU sei die Raupe keine invasive Art, da sie nur lokal an Buchsbäumen bleibe und keine anderen Tiere vertreibe. Der Buchsbaumzünsler ist sogar Nahrungsquelle für einige Vogelarten.

Gefahr für die Natur durch invasive Arten

Invasive Arten können heimische Arten verdrängen, weil sie mit ihnen um Lebensräume und Ressourcen konkurrieren. Außerdem sind sie Fressfeinde heimischer Arten, können Krankheiten übertragen, gegen die sie selbst immun, die aber für heimische Arten tödlich sind. Sie können Ökosysteme verändern, indem sie beispielsweise die Nährstoffe in Böden beeinflussen und so andere Arten verdrängen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Baden-Württemberg betont allerdings, dass invasive Arten nur ein zusätzlicher, aber nicht der einzige Gefährdungsfaktor für unsere heimischen Arten und Ökosysteme sind.

Artenvielfalt Invasive Pflanzen können Jahrzehnte schlummern und dann zum Risiko werden

Zwischen der Einschleppung neuer Arten und ihrer massiven Ausbreitung liegen oft Jahrzehnte. Das erschwert die Bewertung des Risikos und den Schutz einheimischer Pflanzen immens.

Maßnahmen gegen invasive Arten in BW

Eine Expertengruppe der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz erstellt für gelistete invasive Arten Maßnahmenblätter, mit denen die negativen Auswirkungen minimiert und die weitere Verbreitung der invasiven Arten eingedämmt werden sollen. Dazu zählt zum Beispiel, die Öffentlichkeit zu informieren.

Auch eine sogenannte Populationskontrolle ist möglich, also das Töten von Tieren, beispielsweise durch die Bejagung. In den allermeisten Fällen sei das Töten von invasiven Tieren jedoch nicht sinnvoll, kritisiert der BUND. Da die Tiere geeignete Lebensräume immer wieder neu besiedeln, sei nur in Ausnahmefällen das Töten eine notwendige Maßnahme. Laut BUND etwa, wenn es um den Schutz besonders gefährdeter heimischer Tierarten geht oder wenn eine vollständige Beseitigung der invasiven Art aufgrund ihres lokal begrenztem Vorkommen noch möglich ist.

Baden-Württemberg

"Explodierende Population" Diskussion um Waschbären in BW: Abschießen oder schützen?

Etwa 140.000 Waschbären gibt es in Baden-Württemberg. Die Art hat keine natürlichen Feinde und gilt als invasiv. Dennoch fordern Tierschützer, das Waschbären-Töten zu stoppen.

SWR4 BW am Freitag SWR4 Baden-Württemberg

Der Deutsche Tierschutzbund fordert tierschutzgerechte Methoden statt Jagd. Wenn Waschbären, Nutrias und Nilgänse getötet würden, könnten sich schnell neue Tiere ansiedeln. Es sei tiergerechter und nachhaltiger, möglichst viele Tiere zu kastrieren und Eier auszutauschen.

Mehr zu invasiven Arten in BW

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Neben Kehl jetzt auch in Fischingen Invasive Ameise im Kreis Lörrach: Anwohner fordern mehr Unterstützung

Eine invasive Ameisenart breitet sich auch im Kreis Lörrach aus. Bewohner konnten sie bislang meist erfolgreich zurückdrängen. Die Behörden sehen derzeit keinen Grund zum Handeln.  

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SWR1 Gartentipp Wandelbare Schädlinge: Grüne Reiswanzen

Im Garten gibt es Schädlingen wie die Grüne Reiswanze, die sich gerne an Obst und Gemüse vergreift. Wie man sie erkennt und mit ihr umgeht, weiß SWR1 Gartenexpertin Natalie Bauer.

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