Nackte Nonnen auf Rollschuhen. Echtes Blut. Frauen, die mit Metallhaken im Rücken befestigt, durch den Raum schweben. Na, habe ich Ihre Aufmerksamkeit geweckt? Der Regisseurin Florentina Holzinger ist das mit diesen Zutaten im Stück "Sancta" an der Stuttgarter Staatsoper auf jeden Fall gelungen.
"Sancta" thematisiert auf drastische Weise die Rolle der Frau im Christentum - und hat damit heftige Reaktionen hervorgerufen: Zwischenrufe, Proteste, Hassnachrichten und Morddrohungen. Allein in den ersten beiden Vorstellungen war insgesamt 18 Leuten schlecht geworden, auch ein Notarzt wurde hinzugezogen.
Dem Theater ist derweil aus meiner Sicht kein Vorwurf zu machen. Mit großen Warnhinweisen wird auf die Inhalte hingewiesen, die Vorstellung ist ab 18 Jahren. Spätestens nach den Berichten über die Premiere hätten zartbesaitete Gemüter wissen müssen, worauf sie sich mit dem Besuch der Vorstellung einlassen. Ich kann auch verstehen, dass manche Menschen mit dieser Form von Kunst nichts anfangen können. Doch dafür gibt es eine einfache Lösung: Einfach nicht hingehen.
Wofür ich jedoch kein Verständnis habe, sind Hassnachrichten und Morddrohungen an die Regisseurin und ihr Team. Kunst muss das Recht und die Freiheit haben, zu provozieren, auch dann, wenn dabei religiöse Gefühle verletzt werden. Wer es mit einer liberalen und pluralistischen Gesellschaft ernst meint, der muss aus meiner Sicht auch ein solches Theaterstück aushalten.