Auch Freiburgs Synagoge wurde vor 86 Jahren zerstört

Freiburger Schüler erinnern an Reichspogromnacht

Stand
Autor/in
Nikolaus Rhein

In Freiburg haben Schülerinnen und Schüler der Reichspogromnacht gedacht. Mit einem Gedenkweg erinnerten sie an die Zerstörung von Synagogen im Nationalsozialismus.

Rund 40 Menschen sind am späten Donnerstagnachmittag vor dem Haupteingang der Hebelschule im Freiburger Stadtteil Stühlinger zusammengekommen. Mit dabei: Luca und Maximilian, Elftklässler der Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule. Gemeinsam mit ihren Mitschülern haben die beiden in den vergangenen Wochen im Religionsunterricht einen Gedenkweg vorbereitet. Damit wollen sie an die Reichspogromnacht vor 86 Jahren erinnern.

Schuldekan Christian Stahmann darüber, warum es wichtig ist, an die Reichspogromnacht zu erinnern:

"Gerade wenn man auf unsere politische Lage und die Radikalisierung verschiedener Parteien schaut, ist es natürlich wichtig, an solche Ereignisse zu erinnern", sagt der Elftklässler Luca. Der Gedenkweg findet seit 20 Jahren in Freiburg statt. Seit einigen Jahren leitet der evangelische Schuldekan Christian Stahmann das Schülerprojekt. Die zerstörten Synagogen in der Reichspogromnacht bezeichnet er als Leerstelle.

"Leider sterben immer mehr Zeitzeugen von damals. Deshalb ist es unsere Aufgabe, das an die jüngere Generation weiterzureichen, damit diese Leerstelle in der Erinnerungskultur erhalten bleibt", sagt Stahmann. Es sei wichtig, Ereignisse wie die Reichspogromnacht auf Augenhöhe zu vermitteln. Dann würden auch die Schülerinnen und Schüler Anknüpfungspunkte zum Thema finden.

Gedenkweg startet jedes Mal von der Hebelschule aus

Dass der Gedenkweg, wie in jedem Jahr, von der Hebelschule aus startete, hat einen guten Grund: Im Hebelschulhof wurden Ende Oktober 1940 Freiburger Jüdinnen und Juden zusammengetrieben und später ins südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Daran erinnerte eine Gruppe von Schülern während des Gedenkweges auf der Blauen Brücke in Freiburg. Dort entrollten sie ein entsprechendes Banner.

"Man muss dafür kämpfen, dass so etwas nicht wieder passiert", meint Luca. Sein Mitschüler Maximilian pflichtet ihm bei: "Wenn man mitbekommt, was genau hier vor Ort, in der Stadt in der man zur Schule geht, passiert ist, dann macht das etwas mit einem." Beiden Schülern ist es ein Anliegen, ihre Erfahrungen aus dem Projekt weiterzugeben.

Wegen Schabbat: Gedenkfeier vorverlegt

Der rund einstündige Gedenkweg endete beim Platz der Alten Synagoge. Hier fand im Anschluss die zentrale Gedenkfeier zur Reichspogromnacht statt. Laut Polizei nahmen rund 130 Menschen an der Gedenkfeier teil. Diese fand in diesem Jahr bereits am 7. November statt, weil der 9. November auf einen Samstag und damit den Schabbat fällt, ein Ruhetag im Judentum.

Kurzfristig auch Veranstaltungen am Samstag geplant

Kurzfristig wird es nun trotzdem auch am Samstag zwei Versammlungen auf dem Platz der Alten Synagoge geben. Von 15 bis 17 Uhr ist eine Zusammenkunft des Freiburger Bündnisses gegen Antisemitismus geplant. Anschließend findet ein Gedenken der Israelitischen Gemeinde statt. Dort werden etwa 50 Teilnehmende erwartet.

Hintergrund für die spontane Veranstaltung ist nach SWR-Informationen, dass für Samstag eine Palästina-Demo auf dem Platz der Alten Synagoge geplant war. Nach Angaben der Israelitischen Gemeinde war unter anderem dies der Grund, weshalb man sich doch spontan zu einer eigenen Veranstaltung entschlossen habe.

Man wolle der geplanten Palästina-Demo an dem für Jüdinnen und Juden so bedeutsamen Tag auf diesem so bedeutenden Platz keinen Raum geben. Bei den Pogromen 1938 wurde auch die Freiburger Synagoge zerstört, die dem Platz seinen heutigen Namen gibt.

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