Es gibt nur zwei Monate im Jahr, Januar und Februar, in denen Christopher Mölder die Wanderschuhe nicht anzieht. Von den 43 Wanderwegen rund um seine Heimat in Schalkenmehren hat er schon 38 erwandert, erzählt er: "Und die sind alle super schön."

Wandern macht er dabei nicht nur aus Vergnügen: Zusammen mit zwei Brüdern führt er seit vergangenem Jahr das Hotel Schneider am Maar in Schalkenmehren in sechster Generation. Und das setzt voll auf den Wandertourismus: "Ob das Etappenwanderer auf dem Eifelsteig sind oder auch Tagestourenwanderer, die von hier aus zum Beispiel um die Maare wandern."
Dass der Wandertourismus gut für die Wirtschaft ist, hat jetzt auch eine Studie ergeben, die die Eifel Tourismus GmbH in Auftrag gegeben hat: Demnach machen Übernachtungsbetriebe, Gastronomie und Einzelhandel am Eifelsteig einen jährlichen Umsatz von 22,8 Millionen Euro.
Hotel in Schalkenmehren voll auf Wandertourismus ausgerichtet
Ob dieser Umsatz nur mit dem Wanderweg, der vor 15 Jahren eröffnet wurde, zu tun hat, lässt sich nicht genau sagen. Aber: Laut Studie sagen 70 Prozent der befragten 45 gewerblichen Beherbergungsbetriebe, dass der Eifelsteig positive Effekte auf sie hat.
Der Eifelsteig hat die Region gepusht.
Das bestätigt auch Christopher Mölder: "Ja, auf jeden Fall. Generell war die Eifel schon immer eine Wanderregion, allerdings war sie als solche nicht so bekannt. Da gab es andere, die beliebter waren. Der Eifelsteig hat die Region auf jeden Fall gepusht."
Deshalb bietet er - wie viele andere Betriebe, die an der Studie teilgenommen haben - das an, was nützlich für seine wandernden Gäste ist: Lunchpakete, Wanderrucksäcke, Kartenmaterial und Empfehlungen für Wandertouren. Das Hotel hat einen Raum, in dem Wanderschuhe geputzt und auch getrocknet werden können.

Viele Gäste wandern von Etappe zu Etappe des 313 Kilometer langen Eifelsteigs zwischen Aachen und Trier. Die Eifel Tourismus GmbH bringt ihr Gepäck zur jeweils nächsten Unterkunft, im Hotel in Schalkenmehren bleiben sie dann nur eine Nacht.
Dafür gibt es auch kleine Schäferwagen direkt am Maar. "Es gibt aber auch Gäste, die gerne mal eine Woche bleiben, um die Region mit allen Vorzügen zu erwandern", erzählt Mölder.
Hotel reagiert mit Angebot auf schlechten ÖPNV
Das Hotel bietet eine Pauschale mit Übernachtung und Transfer zu den Etappen des Eifelsteigs ringsum an: Die Gäste werden nach Neroth gefahren und können von dort 17 Kilometer nach Schalkenmehren wandern. Oder sie starten am Hotel und werden nach 17 Kilometern Wandern in Manderscheid wieder mit dem Auto abgeholt.

Nur ein Viertel der befragten Betriebe in der Studie bietet auch einen solchen Shuttle-Service oder Gepäcktransport an. Dass die Pauschale in Schalkenmehren nötig ist, liegt an einem Mangel des Eifelsteigs: dem wenig ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. "Unsere Pauschale wird deswegen so gut angenommen, weil die Busse nur alle zwei Stunden fahren", sagt Mölder.
Wenn man Pech hat, sitzt man zwei Stunden an der Bushaltestelle.
Von Manderscheid nach Schalkenmehren gibt es zudem keine durchgängige Verbindung, die Wanderer müssten in Daun umsteigen: "Das ist einfach umständlich. Bei einer Wanderung kann man nie so genau einschätzen, wann man ankommt. Wenn man Pech hat, hat man grad den Bus verpasst, dann hat auch noch das nächste Café zu und man sitzt zwei Stunden an der Bushaltestelle."
Auch die Studie zum Eifelsteig sieht noch Potential bei der Gastronomie. Die hat entlang des Wanderwegs nicht immer für die Wandernden geöffnet, sagt der Leiter der Studie, Karsten Heinsohn: "Bei der Gastronomie muss man schauen, ob man das mit klassischen Konzepten lösen kann, oder ob es mobile Services oder Automaten gibt."
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Und auch beim ÖPNV sieht er Potential: "Die Mobilität ist ein großes Thema, das natürlich Geld kostet, wo Investitionen aber eine gute Wirkung auf die Region hätten."
Wanderungen auch außerhalb der Saison im Winter
Hotelchef Christopher Mölder hat sich 2022 zum Wanderführer ausbilden lassen und bietet geführte Wanderungen zum Beispiel rund um die Eifeler Maare an. Dabei seien die Gäste immer sehr interessiert am Vulkanismus und wie die Maare entstanden sind: "Wenn man alleine wandern geht, bekommt man das ja gar nicht so mit, außer, man liest Schilder auf dem Weg."
Die Gäste seien dann auch ganz erstaunt, wie viele Sagen es in der Eifel gibt, zum Beispiel zum Weinfelder Maar, das auch Totenmaar genannt wird.

Die normale Saison gehe von März bis Mitte November. Aber auch im Dezember bietet das Hotel noch ein Wanderprogramm in der Zeit bis Silvester an: "Nach der Wanderung gibt es immer irgendwo eine Einkehr. Mein Vater kommt dann dahin und bringt eine Suppe, Döppekooche oder Glühwein mit."

Schalkenmehren im Sommer sehr überlaufen
Ruhig sei es deshalb aber auch nur im Januar und Februar, in diesem Jahr hat man die Zeit für Renovierungen genutzt. Aber auch im Sommer, wenn viele Menschen im Ort sind, hat der Wandertourismus nicht nur gute Seiten, findet Mölder: "Dann ist Schalkenmehren schon sehr überlaufen. Ich glaube, für den Ort wäre es besser, wenn es weniger Leute wären."
Die Gastronomie aber profitiere natürlich davon: "Und das kann von mir aus gerne so bleiben." Das sehen auch andere Betriebe so, die an der Studie zum Eifelsteig teilgenommen haben: Demnach sagen 55 Prozent der gewerblichen Betriebe, dass ihre Übernachtungszahlen im Jahr 2023 leicht oder deutlich im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit gestiegen sind.

45 Prozent hätten in dem Jahr mehr typische Wanderurlauber als 2019 gehabt. Und eine Mehrheit erwartet auch, dass die Nachfrage in den kommenden drei Jahren noch steigen wird.
Das ist ungewöhnlich, sagt Studienleiter Karsten Heinsohn: "Das ist eine sehr gute Entwicklung, die die Betriebe auf den Eifelsteig zurückführen. An anderen Tourismuszielen in Deutschland sind die Zahlen eher stabil und die Unternehmen schätzen ihre Perspektiven negativ oder zurückhaltender ein."
Mehr geführte Wanderungen in 2025
Das Hotel Schneider am Maar und Chef Christopher Mölder werden sich also weiter auf den Wandertourismus ausrichten: Es soll noch mehr geführte Wanderungen für die Gäste geben. Er will selbst die letzten fünf Etappen des Eifelsteigs erwandern, die er vergangenes Jahr nicht geschafft hat.

Und auch für die Inneneinrichtung plant Mölder noch etwas: "Ich will im Restaurant einen Wanderwegweiser aufstellen. Der führt dann aber zu den Zimmern und zum Buffet."